Episode 37: Systemsprenger und Grenzen der Jugendhilfe
Shownotes
Webseite Lydia Benecke: www.lydiabenecke.de
Webseite WTF Live: www.wtf-leipzig.de
Twitch Kanal https://www.twitch.tv/wtftalk
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Transkript anzeigen
00:00:01: Einen wunderschönen guten Abend zum siebenunddreißigsten WTF Talk zum Thema System Sprenger und Grenzen der Jugendhilfe.
00:00:09: Wir haben versucht, das Thema im Titel schon so anzutiesern, dass klar ist, was mit System Sprenger gemeint ist.
00:00:15: Und ja, vom Stammteam sind heute Lydia und ich dabei.
00:00:19: Annika und Bernd lassen sich entschuldigen, weil sie teilweise keine Zeit haben, teilweise sich ähnlich kompetent fühlen wie ich.
00:00:28: Ich werde also heute viele Fragen stellen.
00:00:30: Und ja, dafür haben wir jetzt auch drei Leute mit besonders viel Ahnung eingeladen.
00:00:38: Und ich würde sagen, wir fangen mal mit Jan an.
00:00:43: Jan, was hast du mit dem Thema Jugendliche zu tun und mit Jugendhilfe?
00:00:48: und
00:00:49: ja.
00:00:51: Ja, hallo.
00:00:52: Ich hoffe, meine Stimme ist okay.
00:00:53: Ich bin ein bisschen krank heute, deswegen bin ich gut vorbereitet.
00:00:57: Ich habe Tee und Husten und wenn ich Huste, dann versuche ich daran, das Mikrofon auszumachen.
00:01:03: Ich bin sonst Fahrrad für Kinder und Jugendpsychiatrie und bin sozusagen da, habe da Schnittstellen mit der Jugendhilfe, wo es um Jugendliche geht, die eben auch psychische Störungen... Gleichzeitig mit Jugendhilfe, Hilfebedarf haben.
00:01:19: Und meistens sehe ich die oder auf sich die eher in Krisenzeiten oder manchmal auch zu einer geregelten Therapie.
00:01:29: Ruth, was machst du in dem Bereich?
00:01:32: Ja, ich bin seit zwanzig Jahren in der Jugendhilfe tätig.
00:01:34: Ich habe angefangen mit ambulanten Jugendhilfen, mit Familien.
00:01:38: Betreuungen, Familienbegleitungen, Einzeltherapien.
00:01:42: Dann habe ich irgendwann in den Bereich Jugendliche sexuell übergriffige und da waren eben auch Systemspringer dabei.
00:01:48: Und ich gebe ganz viele Präventionsprogramme mit Jugendhilfeträgern.
00:01:51: Ich bin ganz viel in Kooperation mit Jugendhilfeträgern und habe natürlich da auch die große Diskussion, die jetzt neu entflammt ist, nicht das erste Mal.
00:02:00: Nach dem Film zum Thema Systemspringer konnte ich jetzt auch verfolgen und begleiten neue Konzepte, die entstehen.
00:02:08: Jo, und Sebastian?
00:02:10: Ja, ich habe große Verschwörungsexperte
00:02:13: hier, heute mal zu einem ganz anderen Thema.
00:02:16: Ja, heute bin ich mal dazu da, wo ich jetzt schon seit dem Jahrzehnte arbeite.
00:02:21: Also ich habe seit dem Jahrzehnte Kinder- und Jugendhilfe auf dem Buckel angefangen in der offenen Jugendarbeit.
00:02:27: Kindergruppen, Jugendzentrum, jungen Gruppen, Sexualprävention, Rechtsextremismusprävention.
00:02:37: dann gewechselt irgendwann Arbeitsförderung, dann gewechselt zu einem Jugendhilfeträger, Fremdunterbringung begleitet, Projektstellenarbeit, sozialpädagogische Lebensgemeinschaften, hab dann als sozialpädagogischer Familienhilfe gearbeitet und dann irgendwann angefangen Diagnostik in dem Bereich zu machen und machen mittlerweile Familienrechtspsychologische Gutachten in dem Bereich und hab da auch ein Lehrauftrag.
00:03:06: Du wechselst irgendwie dauernd auch ein System-Sprenger oder was?
00:03:10: Nichts ist so beständig wie der Wandel, habe ich bei Bild gelernt.
00:03:15: Jo, aber bevor ich jetzt mit dem Begriff weiter irgendwelchen Unfug treibe, wer mag uns kurz erklären, was mit dem Begriff System-Sprenger eigentlich gemeint ist?
00:03:25: Idealerweise, bevor wir darauf kommen, auf die Diskussion kommen, ob das ein guter oder schlechter Begriff ist.
00:03:30: Also im Moment haben wir einen Professor Menno Baumann, der relativ bekannt ist, der den Film begleitet hat.
00:03:37: Also ich glaube, das ist ja auch um... durchaus anlässlich, dass wir dieses Thema nochmal aufgreifen.
00:03:41: Also der Film wurde durch ihn begleitet und er hat eine Definition, die finde ich eigentlich ganz gut.
00:03:47: Und zwar schreibt er Hochrisikoklientel, welches sich in einer durch Brüche geprägt, negativen Interaktionsspirale mit dem Hilfesystem, den Bildungssituationen und der Gesellschaft befindet.
00:04:00: Und das sind schon mal so drei Aspekte, die ich ganz gut finde, also Hilfesystem und eben auch die Gesellschaft und das Bindungssystem.
00:04:07: Und diese durchaus schwierig wahrgenommenen Verhaltensweisen aktiv mitgestaltet.
00:04:12: Und das ist schon sehr nett formuliert, weil das aktive Mitgestalten an diesen Brüchen, auf allen drei Systemebenen, das ist ja das, was wir irgendwie kennen und was wir vielleicht jetzt bildlich mit Stühle durch die Gegend schmeißen und ähnlichen assizuieren.
00:04:30: Wenn wir jetzt den Film schon haben und die Frage, als das Thema angekündigt wurde, kam natürlich auch die Frage im Discord schon vorweg.
00:04:39: Was hat's mit dem Film auf sich?
00:04:40: Ich könnte ein bisschen was zu dem Film an sich erst mal sagen.
00:04:43: Wir haben gerade in der Vorbesprechung gesagt, dass Lydia und ich uns gemeinsam den Film angesehen haben und Lydia erkennste gerne.
00:04:52: Also
00:04:52: war
00:04:53: ein Erlebnis, oder?
00:04:54: Total, also wir haben den Eindruck gehabt, dass bei der Vorstellung hauptsächlich Menschen, wie wir aus beruflichem Interesse dort waren, das merkte man ein bisschen an den Reaktionen an bestimmten Stellen, an denen man erkennen konnte, dass Menschen dachten, ah, das habe ich auch schon mal im Job gesehen oder diese Konstellation kommt mir bekannt vorne.
00:05:09: Also es war schon irgendwie so eine kollektive Fortbildungsveranstaltung gefühlt.
00:05:13: Aber tatsächlich waren wir bei der Positiv, also sehr, sehr positiv beeindruckt wie Realitäts nah von der Problematik und auch dieser Familiendynamik, dass eigentlich dargestellt ist.
00:05:25: Also auch mit dieser überforderten Mutter, die halt eigentlich ihrem Kind nicht schaden will, aber de facto durch ihre Überforderungen einfach auch einen Schaden in der Entwicklung des Kindes auch mit
00:05:37: bewirkt.
00:05:37: Zum Beispiel als...
00:05:39: Und er hat halt beobachtet der Film, also er hat die Situation des Helfers gezeigt, er hat die Situation des Jugendamtes gezeigt, er hat die Situation des Kindes gezeigt.
00:05:47: Und ich habe noch mal mehrere Dokumentationen jetzt nochmal in Vorbereitung mir angeschaut.
00:05:51: Und manchmal gibt es auch so Dokumentationen, die sagen, ja, das Hilfesystem, die Jugendämter sind schuld, die Eltern sind schuld.
00:05:57: Und das hat dieser ganze Film nicht gemacht.
00:05:59: Der Film hat beschrieben und hat gesagt Verzweiflung und Ohnmacht, aber auch ganz, ganz viel Kraft und Energie auf allen Ebenen.
00:06:07: Und das war ein wirklich guter Film, der bei der Berlinale den Preis gewonnen hat.
00:06:14: Das fand man
00:06:15: sich um einen Spielfilm.
00:06:17: Sollte man dazu vielleicht anmerken aus dem Jahr zwei tausend neunzehnt, also relativ neu und auf der Berlinale zumindest Uhr aufgeführt.
00:06:30: Ja, also durchaus eine Empfehlung an dieser Stelle, würden wir glaube ich sagen.
00:06:34: Absolut, genau.
00:06:36: Und auch ein guter Anfang, um sich mit dem Thema nach dem Talk hier zu beschäftigen.
00:06:44: Also, deutschen Filmpreis, ist auch sehr gut abgeschnitten.
00:06:49: Und war von deutscher Seite für den Oscar vorgeschlagen, aber ist nicht auf die Shortlist gekommen.
00:06:55: Ja, und die haben versucht, alle Klischees zu vermeiden.
00:06:58: Die haben gesagt, wir nehmen kein puppatierendes Kind.
00:07:00: Wir nehmen also alles, was man vielleicht so ... assoziieren könnte.
00:07:05: Wir nehmen jetzt nicht ein Kind aus einer Plattenbausiedlung oder wir nehmen jetzt nicht, weil nicht Migrationshintergrund, dass Leute sich auf andere Themen stürzen können, sondern es ging wirklich nur, um diese Energie und dieses Nicht aufgeben, um es mal positiv auszudrücken von diesem, also in dem Fall kleine Mädchen, das wahnsinnig gespielt hat übrigens.
00:07:25: Das ist nicht unser Thema, aber was für eine Leistung für so ein Kind.
00:07:33: Wir sollten vielleicht, bevor wir auf Schwierigkeiten mit dem System, also unter Eltern und Gesellschaft, können sich irgendwie alle was vorstellen.
00:07:42: Aber wie sieht eigentlich das System Jugendhilfe aus?
00:07:44: Was passiert denn eigentlich, wenn ein Kind oder durch was, fangen wir erst mal damit an, durch was, wie kommt man eigentlich mit diesem Jugendhilfesystem in Kontakt
00:07:54: als
00:07:55: Kind?
00:07:57: Sebastian, du hast fünf Jahre mehr Erfahrung in der Jugend.
00:07:59: Ich hab schon so viel geredet.
00:08:01: Lass mal den alten weißen Mann das ganze hier den jungen Menschen erklären.
00:08:05: Wie kommt man in Kontakt?
00:08:06: Im Prinzip kommst du relativ früh mit dem Jugendhilfesystem in Kontakt, je nachdem.
00:08:14: Jetzt fange ich an wie so ein Jurist zu sprechen.
00:08:16: Es kommt auf den Einzelfall an.
00:08:18: Aber gehen wir mal von einem normalen Lebenslauf im Sinne von durchschnittlich häufigst normal aus.
00:08:26: Du wirst geboren als Kind und im Krankenhaus läuft alles noch ganz gut.
00:08:31: Das heißt, du hast keine Berührungspunkte zum Jugendamt.
00:08:36: Viele Städte haben es aber so, dass so ein Antrittsbesuch des Jugendamtes üblich ist.
00:08:41: In einen Städten haben sie es auch wieder eingestellt.
00:08:43: Das heißt, du gebierst also ein Kind oder du lässt eins gebären.
00:08:47: Auf jeden Fall ist da ein Kind zu Hause.
00:08:49: Und dann kommt das Jugendamt mal vorbei, um zu sagen, was es alles gibt.
00:08:53: Natürlich wirft das Jugendamt dabei auch ein kleines Auge darauf, wie es zu Hause aussieht.
00:08:59: Aber das ist überhaupt nicht der Punkt.
00:09:01: Und später wird das Kind irgendwann in die.
00:09:05: Kita genommen oder in die Tages, zu einer Tagesmutter, ein Tagesvater davor und spätestens da sind dann die Berührungspunkte zu Jugendhilfe da.
00:09:14: Du hast dann die Kindergärten, Kinder-Tageseinrichtungen und ja, da ist natürlich, das ist eine Einrichtung, die beim Jugendamt angesiedelt ist und von da wird eben letztlich geschaut, gibt es Anknüpfungspunkte, um Unterstützungsleistungen zu abzurufen, wir haben in der Jugendhilfe, ich mache mal jetzt den Schnelldurchlauf, wir haben im Prinzip zwei große Bereiche, den Leistungs- und den Gefährdungsbereich, der Leistungsbereich ist ein Elternteil, sagt, oh, hier der Hans Otto, der bräuchte Unterstützung, weil der Hans Otto der Listbild.
00:09:51: und dann sagt das Jugendamt, cool, dann schauen wir mal, was man vielleicht ein Logo PD auf den Weg bringen kann.
00:09:56: oder das Elternteil sagt, ich bräuchte hier und da Unterstützung, dann guckt man, Welche der sogenannten, werden wir sicherlich nochmal genauer drüber sprechen, Hilfen zur Erziehung, könnte geeignet sein.
00:10:09: Und ja, ab da schaut man halt, was ist der richtige Weg, um das Kind, die Familie, das Elternteil, je nachdem, auf welcher Ebene man arbeiten will, zu unterstützen.
00:10:20: Und letztlich kann sich dann Jugendhilfe bis junge, erwachsenen Alter ziehen mit verschiedenen Hilfeangeboten, Hilfeangebote auch beispielsweise in der Schule und zumindest theoretisch ist es so, auch praktisch, aber nicht immer so abrufbar.
00:10:37: Zu jeder Bedarfslage, die entsteht, gibt es ein Unterstützungsangebot.
00:10:43: Und wenn du den Leistungsbereich verlässt, also in den sogenannten Gefährdungsbereich gehst, dann sagt der Staat, oh, hier ist das Kindeswohl gefährdet.
00:10:54: aufgrund von Gewalt in einer ihrer Erscheinungsform oder aufgrund von Vernachlässigungen, dann wird geschaut, was ist hier die beste Unterstützungsform?
00:11:03: und wenn das nicht ausreicht, dann kann es eben sein, dass man sagt, man braucht eine außerhäusige Unterbringung entweder gemeinsam mit den Erziehungsberechtigten oder gegen den Willen der Erziehungsberechtigten, dann ist die Frage sollen Teilbereiche entzogen werden oder die, dann würde man von Ergänzungspflegschaften sprechen oder die gesamte älterliche Sorge, dann wären wir bei den Vormundschaften.
00:11:28: Und dann ist halt immer die Frage, wo ist ein Kind am besten, ein Jugendlicher außerhäusig untergebracht?
00:11:34: Das kann von... den normalen Pflegefamilien normal, weil sie am häufigsten vorkommen und am schlechtesten bezahlt sind, reichen über Wohngruppen, Wohnheime, Kleinstgruppen, sozialpädagogische Lebensgemeinschaften oder beispielsweise Intensivwohngruppen.
00:11:55: Auf da sieht man, je nachdem wie die Bedarfe sind und was schon durchlaufen wurde leider, das heißt man hat natürlich den Grundsatz zunächst die am wenigsten nötige Hilfe einzusetzen, was im Nachgang mitunter im Hilfeverlauf so ist, dass man sich denkt, na ja, da hätten wir ja schon früher was machen können.
00:12:14: Und ja, irgendwann ist dann Ende mit der Jugendhilfe im Allgemeinen spätestens mit ein zwanzig oder fünf zwanzig, je nachdem, in welchem Rechtsbereich du bist.
00:12:26: Und wenn du beispielsweise behindert bist, dann kann es sein, dass du eben in Einrichtungen bei uns die Landschaft verbände.
00:12:33: Ich habe nie ganz verstanden, wie das deutschlandweit ist.
00:12:35: Bei uns in NRW haben wir den Landschaftsverband Westfalen-Lippe.
00:12:39: Da bin ich in Herne und den Landschaftsverband Rheinland.
00:12:42: Das ist ab Essen.
00:12:43: im Prinzip.
00:12:45: Und dann wird eben geschaut, gibt es für Behinderte Menschen dann Anschlussmaßnahmen wie zum Beispiel Werkstätten für Behinderte.
00:12:55: Ja, das ist so in ganz schneller Folge.
00:12:59: das, wie du mit Jugendhilfe in Kontakt kommen kannst.
00:13:03: Dazu gibt es natürlich noch die offenen Angebote der Jugendhilfe, also Jugendzentren, Kirchentreffs etc.
00:13:11: pp, die ein Angebot für Kinder und Jugendliche in ihrer Freizeit dargeben, was auch Jugendhilfe ist, aber eben mit einem niedrigschwelligen Ansatz.
00:13:22: Ja, da wir die Frage im Chat hatten, noch mal ein bisschen was zu dem Film zu sagen und was in dem Film eigentlich passiert.
00:13:29: Lydia, kannst du ganz kurz mal zusammenfassen, wie die Handlung ist und dabei vielleicht können wir an der Gelegenheit gleich festmachen, welche Hilfemaßnahmen denn dabei auftauchen?
00:13:37: Ein guter Punkt
00:13:38: ist schon, was her, wie gesagt, fünf Jahre, aber... Also grob gesagt ist ja, dass kleine Mädchen in unterschiedlichen Einrichtungen und fällt durch ein so impulsiv aggressives Verhalten auf, dass sie dann auch immer wieder zum Schutze anderer Kinder aus der jeweiligen Einrichtung eben schnell herausgenommen werden muss.
00:13:56: Und dadurch auch sich ihre Problematik ja immer mehr verschlimmert, weil diese Erfahrung immer wieder herausgerissen zu werden und nirgendwo anzukommen und nirgendwo sicher zu sein, sich durch diesen Effekt ihrer impulsiv-aggressiven Durchbrüche dann ja auch immer weiter verstärkt.
00:14:10: das Problem dadurch größer wird und zwischendurch auch ihre biologische Mutter immer wieder eine Rolle spielt, die halt einerseits noch versucht irgendwie im Leben des Kindes eine Rolle zu spielen, gleichzeitig aber auch ein großes Problem hat mit dem Nähebedürfnis des Kindes dann umzugehen und auch sehr unzuverlässig sich zeigt und Versprechungen macht, die sie nicht einhält.
00:14:27: Also es ist eine sehr tragische Geschichte, wo man eben sieht, dass die vielen Erwachsenen, die dann also alles versuchen, aber dann letztendlich immer wieder auch schauen müssen, wie das dann geht.
00:14:39: handelt wird, ja, auch verzweifeln.
00:14:42: Da gibt es ja diese eine Szene zum Beispiel, wo die Jugendamtmitarbeiterin anfängt zu weinen und das kleine Mädchen sie tröstet,
00:14:49: weil
00:14:50: klar ist, dass halt wieder eine schwierige Situation eintritt und die Frage ist, wie es jetzt wieder für dieses Kind weitergeht.
00:14:56: So ein bisschen sind das die Sachen, die mir am stärksten in der Renderung geblieben sind.
00:14:59: zu der Thematik, aber ich bin sicher, Ruth hat da noch ein paar mehr Details auf den Schirm, aber ja.
00:15:04: Also ich könnte mal eben an Sebastian an Amt knüpfen und an dich.
00:15:07: Also neben dem, was du beschrieben hast, haben wir eben hier die verschiedenen, die verschiedenen Systemebenen.
00:15:12: Wir haben das Familiensystem mit der Mutter.
00:15:15: Wir haben das Jugendamt als bewilligende Einrichtung und eben auch als im Schutz des Kindes zuständige Institutionen.
00:15:22: Und dann haben wir die sogenannte Trägerlandschaft.
00:15:24: Da hat der Sebastian auch gerade schon von gesprochen.
00:15:28: Und in dem Fall ist es einmal eine Wohngruppe und es ist eine, ich weiß gar nicht, ob es noch eine Familie ist.
00:15:33: ist die das Kind aufnimmt?
00:15:34: Auf jeden Fall einmal eine Wohngruppe, da ist sie nicht haltbar.
00:15:36: Und dann geht es in eine sogenannte intensiv pädagogische Einzelmaßnahme.
00:15:41: Das ist etwas, da werden wir bestimmt im Laufe des Abends noch darüber sprechen.
00:15:45: Und diese Einzelverhelfe, also sozusagen der Pädagoge vor Ort, die Jugendämter, die vermitteln ja und sagen, was sind die Beraten und gucken, welche Hilfen sind zuständig?
00:15:53: Das ist halt gerade schon gesagt worden.
00:15:55: Und dann wird aber ja die Arbeit mit dem Kind vor Ort von ambulanten oder stationären Menschen, die dort arbeiten, geleistet.
00:16:03: und der wird eben gezeigt in seiner Beziehungs- und Bindung.
00:16:06: und das Kind wird gezeigt, wie ist diese Bindung immer wieder in Frage stellt und immer wieder prüft, prüft, prüft und prüft.
00:16:13: Genau.
00:16:13: Und der Film hat einen offenen Ausgang.
00:16:15: Also jeder geht in Kontakt und in Bindung und sie versucht immer wieder dagegen anzugehen und es geht offen aus.
00:16:22: Und ich finde es überhaupt gar nicht schlecht, dass es offen ausgeht, weil das ist es.
00:16:26: Diese Kinder und Jugendlichen werden sehr, sehr lange begleitet.
00:16:32: Und diese ganzen Emotionen werden da eben gespiegelt, genau.
00:16:38: Wer initiiert denn sozusagen so eine Maßnahme im Normalfall?
00:16:43: Sind das die
00:16:44: Eltern?
00:16:44: Sind das die pädagogische Leute, also jetzt aus Kita oder Schule?
00:16:50: Oder ist das das Kind selbst?
00:16:52: Wer stößt sowas an?
00:16:54: Ich fand das gerade total toll, was Sebastian gesagt hat, weil man hat so irgendwie ihn in der Vorlesung gesehen, so denke ich in den großen Überblick.
00:17:01: Ich kann jetzt hier sozusagen als Sozialarbeiterin, ich bin ja auch Therapeuten, aber ich gehe jetzt mal als Sozialarbeiterin rein und mach das jetzt mal klein.
00:17:11: Also tatsächlich darf jeder zum Jugendamt gehen, du kannst als überfordertes Elternteil hingehen und sagen, ich brauche Hilfe.
00:17:19: Du kannst wirklich hingehen zu deinem Bezirksjugendamt und sagen, ich kann nicht mehr.
00:17:23: Der oder die tanzt mir hier auf den Tisch rum oder mein Kind kommt nicht mehr aus dem Bett und ich kann nicht mehr.
00:17:29: Dann gibt es die Meldungsfälle.
00:17:31: Also man könnte auch zum Beispiel als Nachbarin oder als Nachbar kann man anrufen und sagen, hören Sie mal, ich höre da eben nebenan immer die Kinder weinen.
00:17:39: Was ist los?
00:17:39: Gehen Sie da mal gucken.
00:17:40: Das wäre eine Fremdmeldung.
00:17:42: Ganz häufig ist es, so wie gerade gesagt wurde, dass entweder die Kitas.
00:17:46: oder die Schulen darauf hinweisen.
00:17:48: Und die gehen aber meistens erst zu den Eltern.
00:17:51: Also wir müssen verstehen, in Deutschland ist Kinderschutz so, Kinderschutzgesetz, dass erst mal die Einrichtungen dazu angehalten werden, zu sagen, guckt mal, ob ihr genügend Hilfe leisten könnt.
00:18:01: Also die Kita wird eigentlich dazu aufgefordert und zu sagen, redet mal mit den Eltern, klappt das.
00:18:06: Also sind die Systeme, die da sind, erst mal ausreichend.
00:18:09: Man ruft nicht immer das Jugendamt.
00:18:11: Aber wenn es dann nicht mehr geht, man sagt, man hat mit den Eltern gesprochen, man hat gesagt, ihr könnt zu Erziehungsberatungsstellen gehen, holt euch doch therapeutische Hilfe.
00:18:18: Wenn ihr das alles gemacht habt, die Eltern wollen nicht oder es reicht nicht, dann kann man eben das auch beim Jugendamt melden oder den Eltern sagen, dann gehen sie doch bitte zum Jugendamt und holen sich Unterstützung.
00:18:28: Ein bisschen vergessen haben wir und da kommt Jan ins Spiel, dass wir natürlich auch noch die U-Untersuchungen haben.
00:18:33: Neben dem ganzen Jugendhilfesystem haben wir auch das medizinische System.
00:18:37: Also wenn jetzt Ärzte, Ärztinnen bei den U-Untersuchungen, verpflichtend sind, gelbes Heftier, ab Geburt, also genau, eigentlich schon vorher, Abschwangerschaft, genau.
00:18:47: Also Ärzte, Ärzte können eben auch hinweisen.
00:18:50: Genau.
00:18:50: Und wie gesagt, Jugendliche können auch hingehen.
00:18:53: Und das ist jetzt mein letzter Punkt, dann höre ich auch.
00:18:55: Jugendliche und Kinder und Jugendliche können auch ganz autonom zum Jugendamt gehen und sagen, alles ist durft zu Hause, helft mir.
00:19:02: Und das machen in der Regel natürlich nicht Erstgänger, sondern das machen Kinder, die schon Jugendhilfe kennen und sagen, ich bin zurück, ich bin wieder in meiner Familie, aber da ist alles scheiße.
00:19:12: Meine Mutter hat einen neuen Mann, Stiefvater, Klassiker.
00:19:14: Der verkloppt mich, ich will.
00:19:16: Also es gibt Kinder, die gehen mit der Tasche zum Jugendamt, die kennen das.
00:19:19: System, aber dann schon und sagen, holt mich raus, ich gehe wieder in eine Einrichtung, ich gehe zurück.
00:19:24: Also alle haben das Recht.
00:19:26: Es ist ein Angebot.
00:19:30: Eine Sache ist mir wichtig, die kann ich nicht oft genug sagen, vielleicht auch heute gar nicht.
00:19:35: Wenn man sich ans Jugendamt wendet, weil man A. Denn für er selber an seine Grenzen kommt oder B. Weil das Kind nebenan immer sehr laut schreit.
00:19:46: Dann braucht man keine Angst haben, dass das Jugendamt sofort das Kind rausnimmt, die Eltern das Kind nie wieder sehen und es nach Südromänien in einen Kinderheim kommt.
00:19:57: So ist das nicht.
00:19:59: Das heißt, das Jugendamt rein rechtlich vielleicht eine Sache, die mit unter Leuten Schwerfeld von außen zu akzeptieren.
00:20:07: Die Familie steht unter den besonderen Schutz des Grundgesetzes.
00:20:11: Und das zieht sich gerade durch die Rechtsprechung auch immer durch.
00:20:14: Und deswegen ist der erste Schritt immer zu schauen, wie kann ich der Familie, wie kann ich dem Kind, den Eltern helfen.
00:20:23: Das heißt nochmal, außer in den harten Kindeswohlgefährdungsfällen wird das Jugendamt nie in die Familie gehen und sofort das Kind rausholen, sondern immer scha... Wie kann ich unterstützen?
00:20:35: Der Mythos hält sich immer noch.
00:20:37: Ich werde das oft gefragt.
00:20:38: Ich höre nebenan dies und jenes in der Wohnung.
00:20:40: Aber wenn ich beim Jugendamt anrufe, dann ist das Kind weg.
00:20:43: Nein.
00:20:44: Wenn ihr was mitbekommt, alle da draußen, wenn ihr was mitbekommt, sprecht idealerweise eure Nachbarn an.
00:20:51: Und wenn ihr euch das nicht traut.
00:20:53: oder es andere Gründe gibt das nicht zu tun, dann ruft beim Jugendamt an.
00:20:57: Die prüfen das dann einfach nur und die Kinder werden nicht sofort rausgenommen.
00:21:02: Nein.
00:21:04: Aber dafür gibt es Entschuldigung.
00:21:05: Wir könnten wahrscheinlich in eine ewige Ergänzungsschleife fallen.
00:21:08: Ich höre auch sofort damit auf.
00:21:10: Aber das ist halt insgesamt forty-fünf Jahre Jugendhilfe.
00:21:14: Und es gibt als Zwischenschritt, weil es gerade so ein Plädoyer-Charakter hatte, es gibt als Zwischenschritt noch die ganzen Beratungsstellen, die man anrufen kann.
00:21:22: Bevor man, wenn man denkt, ich mach das nicht, dann kann man zum Beispiel UBSKM, unabhängige Beauftragte für Fragen des Sexuellen Kindesmissbraus, zum Beispiel, dort kann man mit vielen anderen Beratungsstellen und kann fragen, was soll ich machen?
00:21:33: Man ist nicht mehr alleine.
00:21:35: Die Frage, was hat sich geändert?
00:21:37: Man ist nicht mehr alleine, wir sind gut.
00:21:39: vernetzt, gerade wir in NRW, aber auch in vielen anderen Bundesländern.
00:21:45: Herr Dr.
00:21:46: Audraaus, macht ihr auch irgendwas in der Jugendhilfe?
00:21:51: Ja, aber keine Vorsorgeuntersuchung.
00:21:53: Ich bin nämlich kein Kinderarzt.
00:21:54: Ich bin Fahrrad für Kinder und Jugendssicherheit.
00:21:56: Deswegen bin ich bei Vorsuchuntersuchungen raus, die machen wir nicht.
00:22:00: Wir sind aber oft auch, oder ich weiß nicht, oft, aber wir sind oft auch eine Stelle, wo es Kontakt zur Jugendhilfe gibt, weil wenn bei uns Kinder oder Jugendliche stationär behandelt werden oder auch manchmal ambulant behandelt werden, dann ist es nicht selten, dass wir auch empfehlen, die Jugendhilfe mit reinzuholen, weil die einfach andere Sachen als therapeutische Angebote kann.
00:22:23: Und deswegen ist es gar nicht selten, dass wir dann so Konferenzen machen, wo das Jugendamt, die Eltern, die Kinder, die Jugendlichen, Sozialarbeiter und Therapeut.
00:22:34: eben so die Therapie nachbesprechen, die stationäre Therapie und dann empfehlen, was brauchst du denn von der Jugendhilfe?
00:22:42: Also das ist auch sozusagen ein Stieg in die Jugendhilfe.
00:22:47: Und Sebastian hat gesagt, die Jugendämter nehmen die Kinder nicht sofort aus der Familie.
00:22:52: Ich würde das sogar noch deutlich anders sagen.
00:22:55: Die nehmen die manchmal recht spät aus der Familie und manchmal auch gar nicht.
00:22:59: Und aufgrund der Tatsache, dass ich natürlich bestimmte eine bestimmte Auswahl von Menschen sehe, ist das manchmal auch ein bisschen frustrierend.
00:23:13: Also grundsätzlich nachvollziehbar und auch fachlich korrekt, würde ich gar nicht sagen, aber für einige Kollegen, gerade wenn die neuer sind im Bereich der Kinder- und Übensychiatrie, sehen die dann dem Kind geht es doch schlecht.
00:23:26: Warum macht denn da keiner was?
00:23:29: Und dann ist aber einfach auch wichtig zu verstehen, dass diese, dass diese Schwellen da mit Zwang durchzusetzen, Dinge durchzusetzen, sehr, sehr hoch sind und auch so recht sehr, sehr hoch sind.
00:23:42: Und bevor das, das glaube ich jetzt ein bisschen untergegangen, ich habe gerade noch gesagt, ich finde diesen Begriff Systemsprenger, der transportiert für mich was ganz Problematisches, weil es so wirkt, als hätte dieses Kind so viel Macht, und wäre so stark und würde dieses arme, arme System an seine Grenzen bringen.
00:24:03: Und eigentlich ist aber das Kind das, was in diesem System am wenigsten macht hat.
00:24:07: Deswegen finde ich den Begriff etwas, der bringt ein bisschen auf die falsche Pferde, auch wenn ich verstehe, warum er benutzt wird.
00:24:14: Aber das wollte ich einfach nur einmal kurz erwähnen.
00:24:18: Ja, Sebastian.
00:24:21: Also dann doch kurz zu dem Begriff.
00:24:22: Ich finde den Begriff total gut und total schlecht.
00:24:26: Das hängt immer von dem einzelnen Kind ab.
00:24:28: Ich habe Familien erlebt, wo es genauso ist, wie du zuletzt beschrieben hast.
00:24:33: Das Kind ist letztlich das schwächste Glied in der Kette.
00:24:36: Und wie man systemisch sagen würde, der Symptom Träger, also derjenige, bei dem es ausbricht.
00:24:42: Ich habe es aber auch schon andersrum erlebt, wo Systeme einfach super waren.
00:24:46: Und das Kind einfach tatsächlich diejenige Kraft war, das System gesprengt hat.
00:24:52: Aber worauf ich noch mal kurz eingehen wollte, weil du sagtest, du erlebst es auf das Jugendämter zu spät eingreifen.
00:25:01: Ich werde auch an dieser Stelle noch mal eine Lanze brechen für die Jugendämter.
00:25:04: Meine Erfahrung ist, die Jugendämter machen es aus Sicht von außen oft immer falsch.
00:25:11: Also entweder werden Kinder zu früh rausgenommen oder zu spät rausgenommen.
00:25:16: Ich erlebe auch einen großen Unterschied.
00:25:20: der keiner sein dürfte aufgrund der Realitäten, also ob ich in einem dünnbevölkerten Landstrich NRWs bin, wo ich vielleicht auch in anderen sozio-kulturellen, sozio-ökonomischen Möglichkeiten im Jugendamt habe.
00:25:34: oder ob ich im Essen an Norden bin, was ein absoluter Problembereich ist.
00:25:39: Da sind unterschiedliche Hemmschwellen, weil die Realitäten einfach sind, wie sie sind.
00:25:45: Ich kriege aus Bayern mit, dass die sehr schnell dabei sind, in Obhut zu nehmen.
00:25:50: Also aus der Familie raus, das nennen wir in Obhut, weil das vorübergehend ist und man eben schaut, wie es weitergehen soll.
00:25:56: Insofern... habe hohen Respekt vor der Arbeit, die die Kollegen im allgemeinen sozialen Dienst der Jugendämter, das ist die Einrichtung, die letztlich die in Obhut nahem macht, tätigen.
00:26:08: Sie machen im Einzelpfeildinge falsch, sie machen manchmal Dinge zu spät, sie machen manchmal Dinge zu früh, aber ich würde dazu tendieren zu sagen im Mittel, dass der Einzelperson gar nichts bringt, aber im Mittel machen die eine gute Arbeit.
00:26:22: Ich wollte auch gar nicht sagen, dass die das zu spät machen.
00:26:25: Ich habe deswegen habe ich noch ergänzt, dass der Infekt, der mich ein bisschen unkonzentriert macht, dass es vor allen Dingen, also Kollegen sind die noch nicht so lange dabei sind, die dann so denken, da muss doch was passieren.
00:26:37: Die aber nicht wissen, welche Kontexte dazu hin, welche... welcher Rattenschwanz da noch hinterhängt und welche Dinge man miteinander abwägen muss.
00:26:49: Wir kriegen häufig Jugendliche, die in Krisen zu uns kommen und wo manchmal auch die Eltern Gründe für diese Krisen sind und wo dann gleich der Wunsch kommt, so eine sogenannte Kindeswohlgefährdung, also wir melden dem Jugendamt, dann hier ist das Kindeswohl gefährdet, macht da mal was.
00:27:08: Das ist natürlich aber eine hohe Schwelle, also wir müssen da eine hohe Schwelle anlegen, weil diese Familie, wenn die das erfährt, also erst mal sagen wir da das natürlich, aber wenn wir das über deren Kopf hinaus machen, kommen die natürlich nie wieder zu uns und suchen eventuell nie wieder Hilfe.
00:27:23: Deswegen ist ja die ärztliche Schweigepflicht auch so hoch.
00:27:26: Und dann diesen Familien zu erklären, ja, das ist jetzt gerade schlimm, aber wir müssen einfach... dass das Kind, also diese Entwicklung im Gesamtkontext sehen.
00:27:37: Und das dauert halt noch ein paar Jahre und es kommt immer mal wieder zu uns und wir müssen mit dieser Familie irgendwie zusammenarbeiten.
00:27:43: Und das Jugendamt guckt an und sagt, ja, ist doof, aber da bieten wir jetzt erstmal eine andere Hilfe an und nehmen das Kind eben nicht sofort raus.
00:27:51: Das ist einfach manchmal schwer zu verstehen für junge Kollegen.
00:27:55: Gut.
00:27:58: Gibt ganz, ganz viele Gedanken, die ich parallel habe und versuch, die zu sortieren.
00:28:03: Das eine, ich möchte noch mal auf den Begriff werden, das im Vorfeld ist, wir haben noch keine gute Alternative, Hochrisikoklientel.
00:28:11: Das finde ich insofern auch ganz gut, als dass man sagen kann, die Kinder waren einem Risiko ausgesetzt und die Kinder sind auch ein Risiko für andere Menschen.
00:28:24: Und für sich selber.
00:28:25: Das heißt, dieses Hochrisikoklientel, das sieht so ein bisschen, das sieht so personifiziert aus, als wäre das Kind das Problem.
00:28:32: Aber irgendwie ist natürlich das Kind nicht zu unterschätzen oder die jugendliche Person, weil sie wirklich anderen Gewalt antut.
00:28:39: Wir haben hier viele von uns, haben wir zum Beispiel mit sexuellen Übergriffigen gearbeitet.
00:28:43: Den Kind ist Gewalt angetan und es ist auch destruktiv.
00:28:47: Das wäre vielleicht eine Alternative.
00:28:49: Aber was wir bei Systemspringer haben, ist dieses systemische Versagen.
00:28:56: Deswegen finde ich es auch gar nicht so.
00:28:57: Was gar nicht geht, es geht irgendwie noch.
00:29:00: Was ist denn das andere Wort?
00:29:01: Ich habe mir das extra noch mal rausgeschrieben, dachte, boah, das ist aber ganz furchtbar.
00:29:05: Die schwierigsten.
00:29:06: Also die schwierigsten.
00:29:08: Ich vergesse das auch andauernd wieder, weil in meiner Haltung funktioniert das überhaupt gar nicht.
00:29:14: Die Jugendämter, ich schließe mich da diesem Plädoyer, den Jugendämtern an vor allen Dingen, und das wirst du natürlich viel besser wissen.
00:29:21: ist es so, dass die mit ganz tollen Ideen und Kinder rausnehmen vor Gericht gar nicht durchkommen.
00:29:26: Also wir haben, es wird immer auf die Jugendämter gekommen, die Jugendämter, wenn wir jetzt mal Führung für alle, die in der Wirtschaft sind und so, wollen wir es, die Jugendämter, die sind allerhöchstens mittlere Führungsschicht.
00:29:37: Und dann kommen die zu einem einfachen Gericht und dann wird gesagt, nee, das ist nicht ausreichend.
00:29:42: Und dann können die Jugendkindämter sofort das Kind wieder nehmen und mit den Kindern wieder nach Hause gehen.
00:29:47: Und müssen dann weiter sorgen.
00:29:48: Und dann ist auf der Kind-Ebene, wir haben immer viele Ebenen, ich glaube, dass es das auch was Systemspränge ausmacht, auf der Kind-Ebene ist halt eine Trennung vom älterlichen Haushalt nicht zu unterschätzen.
00:30:00: Und das ungünstigste, was passieren kann, ist zu sagen, Menschen haben mich herausgeholt und wenn es mir besser geht im System, in dem System, in dem ich untergebracht worden bin, stationäre Einrichtungen, Da geht es mir besser als zu Hause, dann verrate ich meine Familie.
00:30:16: Die familiäre Bindung ist so wichtig für Kinder, dass sie manchmal gegen das System angehen müssen, um ihre Eltern nicht zu verraten.
00:30:25: Es ist hochkomplex, aber genau.
00:30:28: Und ich finde es auch noch mal schön zu sagen, ja, wir reden immer von Fallverstehen.
00:30:32: Und Fallverstehen ist genau das, also dass man irgendwie versucht, die unterschiedlichen Ebenen zu verstehen.
00:30:37: Aber die Person ist natürlich das Kind und der Mensch.
00:30:40: Das war schon mal ein bisschen dessen, was ich loswerden wollte.
00:30:47: Können wir vielleicht noch mal kurz auf die U-Untersuchungen zurückkommen?
00:30:51: Auch wenn du das nicht machst, Jan, sowohl du als auch Sebastian haben relativ junge Kinder, wenn ich das richtig sehe und damit wenigstens noch ein bisschen Zugang dazu.
00:30:59: Ich erinnere mich ja, dass das alte U-Untersuchungsprotokolle, da steht dann irgendwie drin so und so groß, so und so schwer, keine sichtbaren Verletzungen, aber auf was achtet man denn da noch?
00:31:13: Man achtet so grob auf die Entwicklung der Kinder.
00:31:19: Zum einen gibt es offensichtlichen Verletzungen, wie ist der Ernährungszustand, wie ist das Gewicht und das ist jetzt nicht profan, also Gewicht.
00:31:32: Gewicht und Größe sind ja einfach Aufgaben, die Kinder, die Gewicht muss zunehmen, Größe
00:31:35: muss zunehmen.
00:31:37: Sonst wachsen die nicht, das ist ja die Aufgabe von Kindern.
00:31:40: Und gleichzeitig müssen die eben bestimmte psychomotorische Entwicklungen machen, also sowas wie kann das Kind krabbeln, kann es genug.
00:31:48: Worte benutzen.
00:31:49: Es ist kognisiv gut in der Lage, um da am Anfang die ersten, da geht es um irgendwelche Reflexe, die getestet werden und die Eltern, die Kinder werden, desto komplexer sind dann auch die Aufgaben, die die Ärztinnen und Ärzte da abfordern.
00:32:05: Und da geht es im Grunde darum, grobe Abweichungen von der normalen Entwicklung frühzeitig zu erkennen und einschreiten zu können.
00:32:16: Und das ist aber eigentlich oft auch so, dass da gucken, also auf unsere Kinder gucken, so viele Leute, da guckt der Kindergarten drauf, also die Krippe, der guckt drauf, der Kindergarten guckt drauf, Ärzte gucken drauf.
00:32:30: Und dafür sind im Grunde die Vorsorgeuntersuchungen da.
00:32:35: Ich habe
00:32:36: übrigens hier tatsächlich gefunden, das ist von einem gewissen Holm-Hümmler aus dem Jahr neunzehntvierundsiebzig.
00:32:42: Also
00:32:44: die sind ja mittlerweile Geld.
00:32:45: Das sind
00:32:47: wirklich
00:32:48: fast nur körperliche Sachen.
00:32:50: Und ich muss an der Stelle mal wirklich fluchen.
00:32:53: Mit Ärzten.
00:32:55: Das ist natürlich wie immer einige nicht alle.
00:32:58: Aber von allen Befunden, die ich in meiner Exploration habe, sind auf gut Deutsch die beschissensten die U-Hefte.
00:33:07: Weil die Ärzte... nicht auf die Idee kommen, dass diese Urhefte wichtig sein könnten, sondern in einer Scheißklaue da reinschreiben, dass du als Gutachter, also wir lachen ja oft über Arzt-Hahn, schrift ich auch, aber das Problem ist, du hast dann als Gutachter auf einmal von fünf Kindern diese Hefte da liegen.
00:33:30: und soll es jetzt sagen, Oder willst du gucken, war das wirklich schon früher auffällig, was wir jetzt haben?
00:33:37: Oder ist das irgendwie neu entstanden?
00:33:39: Und du kannst diese Scheißarztschrift nicht lesen.
00:33:43: Ich verstehe das wirklich nicht, warum es keinen Zwang gibt, diese mit... am Rechner auszufüllen, damit man später auch weiß, was der Arzt gesehen hat.
00:33:53: Dazu kommt, das habe ich auch schon mit Ärzten direkt thematisiert, dass teilweise Dinge einfach abgehakt werden, ohne dass wirklich das gemacht wird, was davor gegeben ist.
00:34:04: Das ist weniger geworden in den letzten Jahren.
00:34:06: Ich habe an einigen Fortbildungen teilgenommen zum ärztlichen Kinderschutz und ärztlichen Kindeswohlgefährdungsmeldung.
00:34:13: Aber jeder Arzt, der das hier sieht oder hört, macht euch mal klar, Wir brauchen diese Dinge später, damit wir wissen, wie es dem Kind ging und wann was aufgetreten ist.
00:34:24: Wenn ihr das für euch zu Hause schreiben wollt, dann könnt ihr die Scheiße auch ganz unausgefüllt lassen.
00:34:30: Die braucht kein Mensch dann.
00:34:32: Das ist schon mein Credo an die Ärzte.
00:34:35: an alle Ärzte, die sich total, die ich auch kennengelernt habe, die sich ganz wunderbar um den Kinderschutz bemühen, weil seit Jahr zwei tausend sechs haben wir das Kinderschutzgesetz.
00:34:43: Gibt es viele Kooperationen und hier in NRW haben wir jetzt tatsächlich auch.
00:34:49: Ich hoffe, das setzt sich durch, dass die Disziplinen gemeinsam arbeiten, dass wir keine Talks mehr brauchen mit ganz vielen Plädoyers an unterschiedliche Berufsgruppen, sondern dass die Leute sich vor Ort zusammensetzen und zwar sollen und das ist ein super Gedanke.
00:35:03: Die Kinderärzte- Ärztin, manchmal auch Gynäkologen, Gynäkologin vor Ort, also in einem Kreis, in einer Stadt.
00:35:09: Jugendämter, Jugendhilfe-Einrichtungen, die sollen sie einander kennen, aber auch zum Beispiel sowas wie die Feuerwehr, weil wenn du notfallmäßig Kinder aus der Familie holst Ich glaube, viele von uns haben das ja schon mitbekommen, begleitet oder wie auch immer.
00:35:22: Dann musst du das halt mit der Polizei machen und die Polizei darf es nicht alleine machen, die muss es mit dem Jugendamt machen und eventuell brauchst du auch die Feuerwehr.
00:35:29: Das heißt, man muss miteinander reden und ich möchte wirklich ein Plädoyer dafür halten.
00:35:34: Es läuft noch nicht richtig in allen Kommunen und Gemeinden, aber das wirklich ein interdisziplinäres Zusammenarbeiten gibt, weil Kinderschutz funktioniert nur so, in dem wir auch, weil wir sprechen sehr unterschiedliche Sprachen.
00:35:48: Also Ärzte und Äztinnen, Pädagog, Innen und Gutachter.
00:35:52: Sehr unterschiedlich.
00:35:52: Und da sind wir noch nicht bei Polizei und Feuerwehr.
00:35:55: Und ich glaube, Lüdea und ich, wir zwei können so ganz gut mit Polizei und Bewährungshilfe und so sprechen, weil wir das ganz oft machen.
00:36:01: Aber ansonsten beißen sich, Schulsystem, die beißen sich ganz oft.
00:36:05: Und es wäre wirklich wichtig, vor dem Hilfe, also vor dem Katastrophenfall eine gemeinsame Ebene zu finden.
00:36:12: Nur als Ergänzung.
00:36:15: Können wir irgendwie ... Weil wir jetzt sozusagen natürlich ganz klar, und das ist auch das Thema heute mit den Systemsprängern, den Fokus auf den Kindern haben, die jetzt die allergrößten Schwierigkeiten mit diesem System haben.
00:36:31: Aber können wir so ein bisschen Problemkreise abgrenzen, in was es denn für Fälle gibt, in denen Jugendhilfe-Einrichtungen tätig werden?
00:36:42: Weil das ist ja nicht alles die Super-Eskalation.
00:36:46: Doch.
00:36:47: Wir reden hier von der Supereskalation, sonst wären es keine System-Sprenger.
00:36:51: Nein,
00:36:51: ich meine die jetzt über die System-Sprenger hinaus auch noch mal so ein bisschen.
00:36:55: Was gibt es denn für Problemkreise, in denen es da Maßnahmen gibt?
00:37:01: Weil häufig weiß man ja die Supereskalation auch am Anfang noch gar nicht.
00:37:11: Kinder zu haben ist ein großes Geschenk.
00:37:14: mit einer vielfältigen Palette an Aufgaben, die wir jeden Tag gestalten dürfen.
00:37:19: Und jede einzelne Facette dieser Palette gibt die Möglichkeit, dass wir etwas falsch machen als Eltern oder unser Kind Unterstützungsbedarf per See hat.
00:37:29: Und da gibt es zu jeder einzelnen dieser Problemstellung tatsächlich ein Unterstützungsangebot, zumindest theoretisch.
00:37:37: Insofern ist es jetzt schwer zu benennen, also das kann sein.
00:37:40: Ich finde kein vernünftiges Nachhilfeangebot für mein Kind oder mein Kind hat eine chronische Krankheit und Brauchunterstützung.
00:37:53: Ich finde keine Freizeitmöglichkeiten für mein Kind.
00:37:56: Mein Kind nimmt die Klasse auseinander.
00:37:59: Mein Kind fängt an zu ritzen.
00:38:02: Also es gibt alles.
00:38:03: Es hört sich wirklich gleich jetzt trivial an, aber es ist tatsächlich so.
00:38:08: All das, was in Erziehung schiefgehen kann und das sind Tausende Dinge.
00:38:12: Da gibt Jugendhilfe Angebote für Kinder und Familien und ich weiß gar nicht, was jetzt... Mein Problem ist, ich denke, Jan hat das Problem noch stärker.
00:38:23: Wir kriegen immer nur einen Ausschnitt, eines Ausschnitts, eines Ausschnitts mit.
00:38:27: Insofern weiß ich ehrlich gesagt gar nicht, was die häufigsten harmlosen Sachen sind.
00:38:34: Also ich weiß ich nicht.
00:38:36: Vielleicht Ruth, du?
00:38:39: Nein.
00:38:44: Ich weiß, bei Jugendabsmeldungen eine Zahl weiß ich, weil ich fand die sehr verwunderlich.
00:38:48: Ich mache ja ganz immer viele Schulungen zum Thema Prävention.
00:38:52: Und da wird immer, es gibt ja Formen von Gewalt, also körperliche Gewalt, emotionale Gewalt, das ist kein Problemfeld, aber Formen von Gewalt.
00:39:00: Da ist die Vernachlässigung.
00:39:02: Also das Kinder zum Beispiel nicht mehr richtig essen oder dass sie eben nicht richtig versorgt werden.
00:39:08: Also das ist immer zu vierzig Prozent aller gemeldeten Jugendamtsfälle.
00:39:12: Da handelt es sich um Vernachlässigung.
00:39:13: und ansonsten zum Thema Problemfelder, die Kinder alleine haben.
00:39:17: Ich glaube, das nochmal sehr altersgruppenspezifisch auch.
00:39:21: Aber da hast du, glaube ich, auch schon alles aufgezählt.
00:39:23: Und dann gibt es halt die Gliederung oder das Cluster der Formen der Gewalt.
00:39:27: Wann wird denn irgendwie gemeldet?
00:39:29: Welche Problemfälle haben wir?
00:39:31: Was vielleicht jetzt ein bisschen gestiegen ist, sind die ganzen Antriebsarme Sachen.
00:39:36: Aber das ist ganz Spezialgebiet.
00:39:38: Also nicht mehr aufstehen können, nicht mehr zur Schule gehen können, depressive Verstimmungen und so weiter.
00:39:43: Aber da will ich lieber an den Arzt übergeben, wenn er nehmen will.
00:39:49: Ja, also ich glaube, dass die, also die Schulabsentismus, das ist ja den wertfreien oder wertahmen Begriff, den man, also Schulverweigerer wird so gerne im Aus, im allgemeinen Sprachgebrauch benutzt, aber Schulabsentismus ist sozusagen der Begriff.
00:40:08: Und das hat sich wahrscheinlich im Rahmen der Pandemie haben sich so einige Sozialophobien so richtig entfalten können, also soziale Ängstlichkeit, sodass wir wahrscheinlich im Moment einfach viel, viel, viel mehr Jugendliche haben, die wirklich stark ausgeprägte soziale Phobien haben und deswegen nicht mehr in die Schulen kommen.
00:40:26: Und dann auf Grund dessen, weil die nicht mehr in die Schule gehen, weniger mit Freunden machen, weniger Freizeit machen, dann irgendwann auch eine Depression entwickeln.
00:40:35: Und dann haben sie halt beides.
00:40:38: Das ist im Moment so.
00:40:40: Und die zu erreichen ist tatsächlich... schwer, weil die zum einen eben, kriegt die niemand so richtig aus dem Bett oder aus dem Haus, wie auch immer in die Aktivität und weil viele, viele Angebote so niedrigschwellig sind, dauert das dann sehr lange, bis die dann bei uns landen und kommen müssen.
00:41:04: Also es gibt ja bei uns So wie auch in der Jugendhilfe, die Möglichkeit Jugendliche auch gegen ihren Willen bei uns unterzubringen für eine Behandlung.
00:41:13: Da gibt es einen bestimmten Paragrafen, das bürgerliche Gesetzbuch ist, und da müssen die Eltern beantragen, die müssen sozusagen da in Richter oder in der Richterin fragen, darf ich mein Kind gegen seinen Willen in eine Jugendhilfeeinrichtung oder in eine Kinder- und Jugendpsychiatrie bringen?
00:41:31: um dort behandelt zu werden, also nicht einfach so, um dort irgendwie auch bewahrt zu werden, das ist ganz wichtig, aber um dort eine Behandlung oder eine Entwicklungsförderung zu bekommen und einen Arzt, eine Ärztin muss das dann empfehlen, muss sagen, ja, macht man.
00:41:46: Und das dauert aber sehr lange, bis dieser Prozess überhaupt in Gang kommt.
00:41:49: Deswegen ist es wahrscheinlich so, dass viele noch überhaupt nicht richtig... ... in Hilfesystemen sind, ... ... die diese Schwierigkeiten haben.
00:41:58: Da wird gerade einiges aufgebaut.
00:42:00: Das Problem ist natürlich, ... ... wenn ich mit zwölf ... ... in der Pandemie so was bekomme, ... ... dann ist man jetzt fünfzehn ... ... und bis dann die Hilfesysteme da sind, ... ... ist man dann siebzehn ... ... und dann ist man auch schon fast aus.
00:42:13: Ja.
00:42:14: Anträge ab achtzehn wird schwierig.
00:42:18: Sind aber zulässig.
00:42:20: Ja.
00:42:21: Gehen schlechter durch als Folgeantrag, aber als Erstantrag.
00:42:31: Könnt ihr das ganz kurz noch erklären mit den Folgeanträgen, weil ich glaube nicht, dass das alle Menschen so auf dem Film haben.
00:42:41: Talk untereinander und den Zuschauer aus dem Auge verloren.
00:42:44: Du kannst Hilfen zur Erziehung, also das sind diese Hilfen, die die Familien und die Kinder unterstützen, beantragen, wenn ein Kind oder das Kind unter achtzehn ist.
00:42:54: Das ist der Normalfall.
00:42:57: Es gibt auch Hilfen für junge Volljährige.
00:42:59: Das heißt, man könnte auch beantragen oder das würde dann der junge Mensch selbst tun beantragen.
00:43:06: Und was Ruth meinte, ist das Folgeranträge.
00:43:09: Also wenn ich bereits Hilfeempfänger war als Kind vor dem achzehnten Lebensjahr, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass Hilfen für junge Volljährige danach auch bewilligt werden, größer als wenn du Erstantragssteller nach der Volljährigkeit bist.
00:43:28: Also die Fälle kenne ich tatsächlich auch, wenn wir als Roundtable halt Wohngruppen unterstützt haben und da immer mal kleine, kleine Hilfen geleistet haben, auch dann bei den Jugendlichen, die jetzt am Ausziehen sind, dass die ganz häufig dann auch noch Hilfen über ihren achtzenden Geburtstag hinaus bekommen, weil die halt schon im System drin sind und dann natürlich auch wesentlich leichteren Zugang dann dazu haben.
00:43:54: Aber was macht einen jetzt in diesem System zum System Sprenger?
00:43:57: Also was machen diese Kinder oder was machen die nicht?
00:44:01: oder was ist der Unterschied?
00:44:03: Ich glaube, die Lüde hat das anhand des Filmes schon ganz gut erklärt.
00:44:07: Also es gibt immer wieder zum Beispiel Wutausbrüche und es wird halt mit sehr viel Aggression so... So vorgegangen, dass man das Gefühl hat, wir können das als Gruppe nicht mehr halten, weil zum Beispiel die anderen Kinder durch die Aggression beeinträchtigt sind.
00:44:24: Also die anderen Kinder in der Gruppe werden geschädigt oder die Erzieher, die Erzieherinnen werden angegriffen.
00:44:29: Es werden also mal so Beispiele zu nennen, es werden Arme ausgekugelt, es wird mit Stöcken hinter Rücks auf Erzieher.
00:44:36: innen eingestochen oder eingeprügelt.
00:44:39: Und also wir haben hier massive Schädigungen, meistens sogar körperliche Schädigung, Sachbeschädigungen auch ganz viel, dass man sagt, okay, wenn wir dieses Kind halten,
00:44:49: dann
00:44:50: ist also tatsächlich, sind wir entweder stark beeinträchtigt oder wir können den Schutz der anderen Kinder nicht mehr gewährleisten.
00:44:56: Und wenn es dazu kommt, kann man sagen, ja, wir verstehen, das Kind braucht mehr Bindung, mal braucht mehr Beziehung, braucht mehr intensiven Kontakt, aber das können wir hier so nicht leisten.
00:45:08: Und ich würde gerne, also psychologisch finde ich, Lydia, kannst du da auch noch mal was zu sagen oder du, Sebastian oder Jan?
00:45:14: Aber ich würde gerne noch mal auf ein gesellschaftliches Problem hinweisen, weil es gibt, also Sebastian ist gerade erklärt, es gibt die ambulante Hilfe.
00:45:22: So kommen nach Hause oder Leute kommen zu uns und wir beraten.
00:45:24: Stationäre Hilfe sind Wohngruppen.
00:45:26: In der Regel wohnen da acht Kinder.
00:45:28: Dann gibt es Intensivwohngruppen.
00:45:29: Da wohnen weniger Kinder oder es ist mehr Personal da.
00:45:33: Und dann haben wir Gruppen, die sind sehr intensiv oder pflegefamilien, wo man sagt zwei Personen und nur zwei, drei Kinder.
00:45:41: Das heißt, wir haben einen ganz hohen Betreuungsschlüssel und die sind kaum mehr allein.
00:45:45: Und wenn die in diesem Betreuungsschlüssel ... Also das Grundthema von System-Springern ist ja Kontrolle über sich und das eigene Leben.
00:45:55: Also die geben einfach nicht auf.
00:45:56: Ich möchte es mal ganz positiv sagen.
00:45:58: Das sind Kinder, die nicht aufgeben und sagen, ich möchte hier meinen Umfeld kontrollieren.
00:46:03: Und ich möchte auch unsere Beziehung und unsere Bindung kontrollieren.
00:46:06: Und das kontrollieren die aber nicht einmal und sagen, es ist unsere Beziehung, die wir hier zusammen haben, irgendwie fest.
00:46:12: verstehen wir uns miteinander, halten wir uns an die Regeln, sind wir höflich miteinander, sondern die sagen das sieben Mal am Tag und die sagen das, indem sie ausrasten und gucken, ob du bereit bist, in der Bindung zu bleiben und nicht aus der Bindung rauszugehen.
00:46:25: Also ob du wirklich diesen Prozess begleiten kannst.
00:46:28: Und das fünfmal am Tag.
00:46:29: Und ich weiß nicht, wer von euch Kinder hat.
00:46:30: Meine sind groß und die waren natürlich super.
00:46:33: Aber wir haben natürlich immer so Situationen, wo Kinder auch mal irgendwie super anstrengend sind.
00:46:38: Und dann denkt man, das war ein anstrengender Tag.
00:46:41: War das ein anstrengender Tag?
00:46:43: Und dann sind es die Kinder, die man dann... Einmal oder dann vielleicht einmal pro Woche oder auch mal eine anstrengende Phase.
00:46:49: Aber wenn ich in einem Job arbeite und ich möchte jetzt mal auf die Leute vor Ort kommen, die permanent überprüft werden, mehrmals täglich und oftmals auch in sehr aggressiven Arten und Weisen ist es sehr schwer auszuhalten.
00:47:02: Und dann gibt es eben Leute, die sagen, wir können nicht mehr.
00:47:08: Ich werde das hinten anschieben, aber ich würde gerne gleich noch was über die, aber anschließend, damit ihr einsteigen könnt, aber ich würde gerne gleich noch was über die neue Landschaft sozusagen sagen, also über die neue Jugendhilfe, Landschaft und den Personalmangel, nur noch als Thema.
00:47:21: Aber Ruth, du hast die Schichtdienstwohngruppe so mehr, der weniger als den Normalfall angesprochen, was wahrscheinlich auch ab einem gewissen Alter die erste Unterbringung außerhalb der Familie ist.
00:47:32: Aber wenn du jetzt sagst, das Problem ist
00:47:34: eigentlich... Das hat Ruth nicht gesagt.
00:47:37: Okay.
00:47:38: Ich glaube, das hätte sie auch... Wir haben ja immer noch die normale, dreidreißiger Pflegefamilie.
00:47:43: Also die Pflegefamilie ist jetzt ein Paragraf.
00:47:47: Aber die Pflegefamilien, die eigentlich der Durchschnittsdeutsche vor Augen hat, die sagen, wir nehmen noch ein Pflegekind auf.
00:47:55: Das würde ich sagen, ist der... Standard der außerhäusigen Unterbringung, wo wir dann aber auch die normalen, also für alle, die mich noch nicht kennen.
00:48:05: Wenn ich normal sage, ist es für mich eine statistische Aussage der am häufigsten auftretende Fall.
00:48:10: Die normalen außerhäusigen Unterbringung gehen erst einmal in die normalen Pflegefamilien.
00:48:18: Aber kann man denn, wenn du sagst, das Problem ist, dass die Kinder... Bindung austesten, wenn du sozusagen so Schichtdienstbetreuung hast, wie ist das da überhaupt mit der Bindung?
00:48:28: Wie funktioniert das da?
00:48:29: Schwierig.
00:48:31: Also das ganze Feld ist tatsächlich schwierig.
00:48:33: Also es ist einfach, man muss sich klar machen.
00:48:35: Ich möchte einfach auch Kinder und Jugendliche ernst nehmen.
00:48:38: Man muss sich klar machen.
00:48:38: Deswegen, wann wird werden Kinder aus Familien rausgeholt?
00:48:42: Wenn du die Erzieher und Erzieherinnen, Sozialpädagogen und so, die tun alle ihr Bestes.
00:48:47: Aber grundsätzlich hast du halt wechselndes Personal und du hast nicht nur, also du hast im Schichtdienst wechselndes Personal und du hast dann auch noch Personal, das kündigt.
00:48:57: Das kündigt, weil es ist nicht so super attraktiv, im Schichtdienst zu arbeiten.
00:49:01: Das machst du in ein paar Jahre und nach ein paar Jahren bist du auch müde.
00:49:05: Also irgendwann gehst du auch.
00:49:07: Und das ist... Also die machen viele tolle Sachen, die machen viele tolle Angebote, aber das Bedürfnis von Kindern ist es eigentlich in einer Familie zu sein.
00:49:16: Das ist das ureigendste Bedürfnis von Kindern.
00:49:18: Die wollen auch immer gerne wieder zurück nach Hause.
00:49:20: Und das heißt, wir haben hier wirklich ein Problem, weil es ist eben sozusagen nicht, dass der... der Wunschstandard von Menschen in einer stationären Einrichtung zu leben.
00:49:33: Obwohl sie auch natürlich unglaublich viele Angebote machen und sehr gut versuchen, in Bindung zu gehen.
00:49:38: Aber es ist ein Schichtsystem, es ist ein Wechselsystem und Leute kündigen und sind wieder weg.
00:49:42: Und Bato wird ganz unruhig.
00:49:44: Ja, Bato hat
00:49:50: die
00:49:51: Daumen.
00:49:53: Ich habe stückweit die Gegentease oft genug vertreten.
00:49:56: Also wenn ich einen Jugendlichen habe, der vielleicht oder der hat eine Bindungstörung hatte, kann nicht in Bindung gehen.
00:50:05: Bindung ist das große Thema.
00:50:07: Dann habe ich immer die Frage, wir Erwachsenen hängen das dann immer so hoch.
00:50:12: Kinder brauchen Bindung, Bindung, Bindung, Bindung.
00:50:15: Aber... Ich finde, es gibt genug Fälle, wo ich sage, nee, da brauchen wir jetzt kein weiteres Bindungszwangsangebot.
00:50:22: Der profitiert eigentlich ganz gut von dem Schichtensystem in einer Wohngruppe mit wechselnden Bindungsangeboten, die er annehmen kann, aber nicht muss.
00:50:33: Und es ballert ihn niemand mit dieser gut gemeinten Bindung immer wieder zu.
00:50:40: Und deswegen finde ich, im Kern hast du natürlich Recht, Kinder oder Bindung ist ganz wichtig, um Urvertrauen, Vertrauen in die Welt, Vertrauen in sich selbst, Selbstwirksamkeitserwartung zu erlangen.
00:50:55: Aber ich finde sehr wohl, dass es Fälle gibt, wo man sagen muss, wir haben jetzt hier genug rumgebindelt.
00:51:03: Wir geben den Jugendlichen jetzt mal die Möglichkeit, nicht in Bindung gehen zu müssen und gucken, was wir alles andere mit ihm oder ihr erarbeiten wollen und können.
00:51:14: Und dafür finde ich dann teilweise dann doch auch so Gruppenangebote recht reizvoll.
00:51:23: Also ich widerspreche dir gar nicht konkret, aber ich finde auch da gibt es ein großes Spektrum dessen, was ein Kind, ein Jugendlicher Brauch, ich habe schon, du ja oder ihr beide ja natürlich auch, Kinder in Pflegefamilien eskalieren sehen, weil die halt diese Nähe, diese gut gemeinte Nähe, diese toll gemachte Nähe von ganz tollen Pflegeeltern schlicht nicht ertragen hat und dann in einem Gruppenalltag viel besser aufgehoben war.
00:51:54: Ganz kurz eine Sache, die wir vergessen haben, die ich begleitet habe, eine Zeit lang auch, sind Auslandsmaßnahmen.
00:52:00: Immer gerne in Verruf geraten in den letzten Jahren.
00:52:03: Ich bin auch da wieder für ein bestimmtes Klientel ein riesiger Fan von Auslandsmaßnahmen nach dem Motto möglichst weit weg, möglichst weit weg von großstädtischer Zivilisation.
00:52:16: Ich habe Dinge, Bevor der russische Überfall da war, in der Ukraine mitbegleitet, wo du gesagt hast, für ein gewisse Klientel von Systemsprängern, um den Begriff zu nutzen, war das richtig geil.
00:52:30: Die sind dann mitten im Nirgendwo in der Hütte gewesen.
00:52:33: Und wenn die ausgerastet sind, hat der Pflege der Projektstellenleiter gesagt, hier ist die Tür auf, wenn du gehen willst, geh.
00:52:40: Die nächste menschliche Behausung ist sieben Kilometer entfernt.
00:52:43: Du kannst aber auch einfach hier bleiben.
00:52:46: Und für ein gewisse Klientel ist das gut.
00:52:49: Also ich finde, ich merke, ich bin ja sonst nicht für den differenzierten Ton bekannt, aber ich finde, bei der bei Jugendhilfe gibt es so viele Nuancen auf dem Spektrum und das Tolle ist, wir werden ja gleich nochmal über die Trägerlandschaft vielleicht sprechen, es gibt mittlerweile zu jedem ein passendes Angebot, nur nichts davon, indem Ausmaß wie wir es eigentlich bräuchten, um Ziel und Passgenau, Hilfen andocken zu lassen.
00:53:21: Ja, ich möchte sagen, ich
00:53:23: würde gerne nochmal auf die Frage von, auf die Frage von Holm zurückkommen, der ja sozusagen die Frage, was macht denn ein System zum Sprenger, zum System Sprenger?
00:53:32: Und Ruto hast jetzt also ein bisschen auf das Individuelle, dieses sozusagen die Gewalt, die unter Umständen ausgehen können in der einen oder anderen Form.
00:53:41: Und da ich ja Systemteilnehmer bin oft, und zwar in den Fällen, wo es sozusagen schwierig wird, würde ich mal versuchen, so ein bisschen die Schwierigkeiten zu skizzieren, die so aufkommen.
00:53:54: Also oft ist es so, dass junge Menschen bei uns schon auf den Wartelisten stehen für ein stationäre Therapie, wo gesagt wird, das ist schwierig, das ist schwierig, das ist schwierig.
00:54:04: Und da wird dann auf der Auftrag Diagnostik und medikamentöse Einstellungen.
00:54:09: oder Optimierung je nachdem.
00:54:12: Und dann ist es so, dass die Kinder zwischen... Entweder warten die lange, bis die aufgenommen werden oder manchmal kommen die dann mit einem Notarzt, weil es in der Einrichtung so eskaliert ist, dass die Einrichtung den Notarzt gerufen haben.
00:54:27: Auch mal bei sechsjährigen, das passiert auch.
00:54:30: Und dann kommen die zu uns.
00:54:32: Und wenn die dann bei uns aufgenommen werden... Dann kann es passieren und das zeichnet oft Systemstrenger aus, dass dann sind die bei uns und dann sagt die Einrichtung so, wir kündigen jetzt das Verhältnis, das Wohnverhältnis.
00:54:44: Und dann sind die in der Klinik und haben keinen Wohnort mehr.
00:54:49: Und dann müssen, muss sozusagen aus der Klinik heraus, eine neue Einrichtung gesicht worden, weil in der Klinik kann man nicht wohnen.
00:54:57: Also das ist einfach nicht, das ist einfach nicht dafür ausgerichtet.
00:55:02: Und oft ist es so, dass diese Kinder und oft sind es eher Kinder, aber auch die Jugendlichen in der Klinik am Anfang ganz gut ankommen, weil es ist ein hoher Betreuungsschlüssel, es ist eine hohe Strukturangebot und das ist eine Umgebung, wo man eigentlich sich ganz gut zurechtfindet.
00:55:24: je länger aber dieser Zeitraum ist, wo ich nicht weiß, wo ich hinkomme, kommen dann auch wiederum die Verhaltensweisen raus, die vorher problematisch waren, also aggressive Verhaltensweisen, insbesondere aggressive Verhaltensweisen oder manchmal auch weglaufen.
00:55:39: Und dann ist es so, dass natürlich eine Einrichtung, die man sucht, die will natürlich wissen, was kriegen wir denn dafür einen?
00:55:47: Und wenn das Timing schlecht ist, Und die sind sozusagen aus der alten Einrichtung rausgeflogen.
00:55:53: Dann wissen die sozusagen, eine alte Einrichtung ist es eskaliert.
00:55:57: Und in der Klinik ist es gerade auch schwierig.
00:56:00: Dann wird natürlich die Gruppe an Einrichtungen, die überhaupt bereit ist, so ein Kind oder Jugendlichen aufzunehmen, ist dann immer geringer.
00:56:09: Und dann kommt man in so einen Teufelskreis, was die Unterbringung eben schwierig ist.
00:56:17: Und deswegen machen wir als Klinik oft sind wir sehr darauf aus zu sagen, wir nehmen nur Kinder und Jugendliche auf, wenn klar ist, wo die nach dem Aufenthalt hingehen und wo die während dem Aufenthalt hinbeurlaubt werden.
00:56:33: Und da müssen wir ganz schön viel Druck machen bei den Einrichtungen, um das überhaupt durchzusetzen.
00:56:41: Dadurch... Ich
00:56:43: kann das nachvollziehen, ganz direkt rein.
00:56:46: Ich kann das nachvollziehen, Jan.
00:56:48: Dadurch... machen die Kliniken oft unsere Arbeit schwer als Sachverständige.
00:56:55: Und zwar dann, ich finde das richtig, was du sagst, verstehe mich nicht falsch.
00:56:59: So, kann ich nachvollziehen, finde ich im Kern auch richtig.
00:57:02: Problematisch wird es an der Stelle, wenn ich beispielsweise jetzt ein hoch auffälliges Kind, hoch auffälligen Jugendlichen habe, traumatisiert oder an der Grenze zur Fremdgefährdung, aber nicht wirklich drin.
00:57:15: So.
00:57:16: Und man sagt, jetzt da ein stationärer Aufenthalt, um eine Medikation einzuleiten, braucht dieses Kind in jedem Fall.
00:57:24: Dann läuft das familienrechtliche Verfahren noch.
00:57:27: Und wir wissen nicht, wie es ausgehen wird, weil es ist nun mal mein Job, dieses Gutachten zu machen.
00:57:34: Und eigentlich hätte ich ganz gerne, dass die Kollegen in der Klinik da schon drauf schauen und nochmal ganz anders auch mit Zeit und Medikation.
00:57:42: Einschätzung geben können.
00:57:44: Dann sagen mir die Kollegen aus der Klinik, aber ja, nee, da muss erst mal klar sein, wo das Kind hin soll.
00:57:49: Und ich sage dann, ja, Moment, wenn ich wüsste, wo das Kind hin soll, dann bräuchte ich eure Diagnostik-Schleife aber eigentlich gar nicht in der Form.
00:57:59: Und das ist halt so ein Ding, wo ich mir denke, ich verstehe euch einerseits, andererseits erschwert es gerade in so Fällen, die ich habe mit sexuellen Missbrauch.
00:58:11: mitunter echt das Leben der Kinder.
00:58:16: Auch das verstehe ich.
00:58:17: Aus Sicht der Klinik hast du dann aber das Problem, das haben natürlich die Wohneinrichtungen auch, aber das dann ein Kind verhindert, dass acht andere Kinder Therapie machen können.
00:58:32: Und da ist der System sprenger, dann wieder, weil das System sozusagen an seine Grenzen kommt und alle versuchen es richtig
00:58:38: zu machen.
00:58:39: Und das Kind ... Zwischendurchfeld.
00:58:41: Um aufs Holms Frage zu antworten, entscheidet, dass das Jugendamt oder die Einrichtung, es entscheidet immer die Einrichtung.
00:58:48: Das Jugendamt kann die Einrichtung, ich sage jetzt mal nix sagen, die Einrichtung, entscheiden wen sie nehmen und wen sie nicht nehmen.
00:58:55: Ja, aber wenn die Einrichtung sagt, den will ich nicht mehr, muss dort das Jugendamt jemand in eine andere Einrichtung kommen.
00:58:59: Ja, und dann sitzt, also man sagt umgangssprachlich, dann sitzt das Kind auf dem Schreibtisch.
00:59:04: Also so wird das genannt.
00:59:05: Dann sitzt das Kind beim Jugendamt auf dem Schreibtisch und dann rufen die, das musst du dir vorstellen, in ganz Deutschland an und sagen, haben sie noch einen Platz?
00:59:12: Die rufen das kennen auch Lydia und ich, die rufen auch in Beratungsstellen oder in Behandlungsstellen an.
00:59:17: Kennt ihr jemanden, der vielleicht, wir haben hier, kennt ihr irgend ein?
00:59:21: Und tatsächlich ist es manchmal so, dass man besondere Personen kennt und sagt, also wir hatten da zum Beispiel einen Kooperationspartner, wir können uns vorstellen, der Mann, der kriegt das hin mit dem Jungen, der kriegt das hin, ja?
00:59:33: Also das heißt, Das ist ganz verrückt.
00:59:36: Du hast auf der einen Seite bist du völlig entgrenzt.
00:59:38: Du musst ganz Deutschland anrufen.
00:59:40: Auf der anderen Seite bist du wirklich auf Kontakte angewiesen, dass du sagst, ich kenne Leute, die lang genug im Job sind, dass die andere kennen, von denen sie wissen, wie sie arbeiten.
00:59:50: Also es ist auch eine ganz kleine Szene.
00:59:51: Und andererseits ist es total entgleißen.
00:59:53: Ich würde gerne auf den gesellschaftlichen Punkt
00:59:56: sprechen.
00:59:57: Das ist ganz schwierig.
00:59:58: Ich würde gerne meinen, aber kurz.
01:00:01: Ganz kurz.
01:00:01: Ich wollte nur sagen, es gibt dann aber auch die... Fälle, wo man keine schöne Lösung hat und es ist zwanzig Uhr abends und du bringst dieses Kind
01:00:09: in Oppotname.
01:00:11: Entweder in die Jugendschutzstelle oder bei der Anpflegefamilie.
01:00:14: Genau.
01:00:15: Dann habe ich hier noch einen Notplatz.
01:00:16: Aber genau.
01:00:18: Klappt es halt auch nicht.
01:00:19: Und das ist das Problem.
01:00:21: Es gibt die sogenannten Inobput-Namenstellen, die Notschlafstellen für Jugendliche.
01:00:24: Also Jugendliche dürfen nicht auf der Straße sein.
01:00:26: Und es ist tatsächlich so, ich habe mich vor dem Interview extra noch mit einem langen bekannten Kollegen, Kooperationspartner getroffen, der ganz viele Gruppen, also der Gruppen zum Thema Systemspringer aufbauen wollte und will und das seit Jahren daran arbeitet.
01:00:40: Wir sind die Genen in die Inobput-Namenstellen, weil wir haben einen Wahnsinnigen, ich weiß nicht, ob das bekannt ist, wir haben einen wahnsinnigen Personal.
01:00:47: Mangel in der Jugendhilfe.
01:00:48: Irreguläre Jugendhilfe, reguläre Jugendhilfegruppen schließen, weil sie keine Personen mehr kriegen.
01:00:56: Und wenn wir, also das was wir jetzt gerade sagen, ihr merkt, wir sind alle seit Jahren und Jahrzehnten dabei und wir haben spezialisiertes Wissen.
01:01:02: Jetzt musst du dir vorstellen, dass man zum Beispiel Bei Jugendämtern ganz viel Personalwechsel hat, weil das nicht so gut bezahlt ist, Berufsantfänger.
01:01:12: Das heißt, du hast dieses ganze Netz nicht mehr, weil die natürlich vielleicht irgendwann auch eine andere Arbeit möchten.
01:01:16: Es gibt auch Jugendämter, dann sind die länger.
01:01:18: Aber wir haben Jugendämter, wo das Personal in Dauerschleife wechselt.
01:01:22: Die kommen niemals auf den Stand zu wissen, ich kenne XY, weil die immer nach zwei oder drei Jahren weg sind.
01:01:27: Das ist das eine.
01:01:29: Dann, weil wir haben im Moment einen Riesenpersonalmangel.
01:01:31: Das heißt, alle können sich alles aussuchen.
01:01:33: In stationären Einrichtungen wollen die meisten nicht mehr arbeiten, weil du Schichtdienst hast, du Schlechter.
01:01:38: Und wenn die irgendwie nachts aufwachen, dann musst du auch aufwachen.
01:01:42: Und wenn die morgens früh um sechs wach, dann bist du auch morgens früh um sechs wach.
01:01:45: Das will keiner mehr machen, weil nämlich jeder irgendwie sich auch was anderes aussuchen kann.
01:01:49: Das heißt, es gibt ganz viele... Deutschlandweit ganz viele stationäre Regelgruppen, die schließen, weil sie kein Personal mehr finden.
01:01:57: Wenn du kein Personal für Regelgruppen findest, dann findest du schon mal gar keins für Kinder, die dir vielleicht von hinten in Stock überziehen.
01:02:05: Du findest kein Personal mehr.
01:02:07: Es gibt super Konzepte, es gibt motivierte Leute, einige, aber wenn du diesen Standard nicht halten kannst.
01:02:14: Dann kannst du nichts mehr machen.
01:02:15: Wir hatten eine Schwämme, das ist das, was Sebastian gerade gesagt hat, von intensiv pädagogischen Einzelbetreuungen, egal ob Rumänien oder Spanien und Polen.
01:02:22: Ich habe jetzt übrigens gehört, in den letzten Jahren gibt es Länder, die die Kooperationsverträge für Jugendhilfemaßnahmen im Ausland erschweren, weil die mehr oder weniger sagen, behaltet eure Systemspringer, die können euer Land springen, aber nicht unseres.
01:02:35: Letztendlich ist das so was wie eine geschlossene Maßnahme.
01:02:37: Wenn du zehn Kilometer laufen musst, um wegzukommen, dann kannst du auch eingesperrt sein.
01:02:40: Es ist das gleiche Prinzip, du kommst halt nicht weg.
01:02:44: So, genau, diese Maßnahmen gibt es auch.
01:02:46: und diese Maßnahmen, weil ihr drei den Film nicht gesehen habt, diese Maßnahmen war auch in dem Film.
01:02:51: Die gehen einfach mal exemplarisch für drei Wochen in den Wald.
01:02:55: Diese Maßnahmen gibt es nicht mehr.
01:02:56: so viel, weil es natürlich auch für die Jugendämter schwierig war, die zu überprüfen.
01:03:00: Also da sind Gelder, du musst dir vorstellen, Spanien, bisschen Spanien auf ein Schiff.
01:03:05: Das gab es auch, es gab intensiv pädagogische Maßnahmen, Spanien auf ein Schiff.
01:03:09: So, ein Jahr lang.
01:03:10: Du kannst da nicht weg und du gehst auf jeden Fall in Beziehung und du musst.
01:03:13: Und das ist der positive Anteil davon.
01:03:16: Du wirst erst mal ein Jahr älter, wenn du dreizehn, vierzehn, fünfzehn bist und dein Gehirn noch nicht ausgereift ist, dann bist du halt schon mal nicht auf der Straße.
01:03:24: Ja, dann gefährdest du keinen, du gefährdest dich nicht, du wirst schon mal etwas älter und etwas reifer während du weg bist.
01:03:30: Das Problem ist aber, die Jugendämter können die Maßnahmen nicht kontrollieren, da ist vielleicht auch mal, wenn der eine oder andere Sache echt Geld geschäftelt worden, ne?
01:03:37: So, dass auf der einen Seite, auf der anderen Seite, kommst du dann nach Hause und die einzige Person, zu der du wirklich gut in Kontakt getreten bist, nimmt sich das nächste Kind und ist wieder auf ein Schiff und ist weg.
01:03:50: Und das ist echt ein Problem, das ist schwierig.
01:03:53: Ja, umfangreich Facetten reicht die Probleme.
01:03:56: Was natürlich zu dem Thema auch zumindest, also in den letzten Jahren habe ich es nicht mehr gesehen, aber so vor zehn, fünfzehn Jahren ein Thema war, dass man dann eben in gewissen Zeitungen dann lesen konnte.
01:04:10: Ja, da sind Kinder irgendwie... die irgendwie gewalttätig sind und die werden dann auf Urlaub geschickt.
01:04:18: Das war dann so die, wenn man sich dann mal mit den Trägern zusammengesetzt hat und mal gehört hat, wie dieser Urlaub aussieht, dann konnte man auch ganz gut verstehen, warum.
01:04:29: Aber das war natürlich in der Zeitung, war halt immer nur das Land und die Kosten zu sehen.
01:04:35: Überleg mal, wenn du die Kinder nicht dahin bringst in ihrer Entwicklung, dass sie eigenverantwortliche erwachsene Menschen mitbekommen.
01:04:42: Also wenn man sagt, haben wir viel Geld ausgegeben.
01:04:44: Wie viel Geld geben wir denn aus, wenn Menschen es nicht schaffen, in ein geregeltes Leben zu kommen, wenn sie nicht der Arbeit nachkommen und also sie müssen noch nicht einmal arbeiten.
01:04:54: Also wenn sie nicht zum Beispiel im Gesundheitssystem sind, im Drogen konsumieren.
01:04:58: Und ganz viele, das was wir jetzt haben, ohne die Auslandsmaßnahmen, ist nämlich, wenn die nicht in die Station Maßnahmen kommen, wenn die da nicht reinkommen, dann sind die in den Notschlafstellen, dann sind die in den Inorput-Namen-Stellen, die sind voll mit Systemspränger.
01:05:14: Und wenn die achtzehn sind, lasst uns mal nichts vormachen, dann sind die auf Platte.
01:05:18: Dann haben wir die in der Obdachlosen-Szene drin.
01:05:22: Oder
01:05:22: halt im Gefängnis.
01:05:24: Und dann, kurze Zeit später, ist es eine Beschaffungskriminalität, Drogenkonsum, Gefängnis.
01:05:29: Und dann können wir mal von Kosten reden und von Menschen würde, da müssen wir gar nicht mal anfangen.
01:05:33: Also das ist polemischer Scheiß, also jetzt muss ich jetzt redig jetzt auch hier, jetzt muss ich ja auch meinen Anfall kriegen.
01:05:39: Das ist also ganz, es ist auch so unfassbar dumm, das nicht einmal hochzurechnen.
01:05:43: Da kannst du eine Mathematik-Aufgabe von machen.
01:05:46: Vor allem frage ich, ich hab dann, ich kenne, glaub ich, jeder von uns hier diese Debatte mit.
01:05:51: Das ist ja wie für Urlaub.
01:05:52: Dann fragst du ja, die einzig logische Antwort ist eigentlich darauf zu fragen, ja, was stellst du dir denn vor?
01:05:59: Also wollen wir dir direkt auf den Scheiterhaufen verbrennen?
01:06:03: Oder wollen wir sie davor noch ans Kreuz hängen, damit sie möglichst lange leiden?
01:06:08: Oder was ist jetzt der Punkt bei diesem Argument?
01:06:10: Das sind ja, das darf man nicht vergessen, das sind ja Kinder und Jugendliche.
01:06:14: die sich in dem Sinne nichts haben zu schulden kommen lassen.
01:06:17: Meinetwegen kann man die Debatte führen, wenn man hinreichend dumm ist.
01:06:21: Geht es den Leuten in den JVS zu gut?
01:06:24: Nein, geht es nicht, um das Thema wegzuwischen.
01:06:26: Aber dafür stehe ich die Debatte irgendwo noch.
01:06:29: Aber bei Kindern und Jugendlichen zu sagen, den darf es aber jetzt nicht gut gehen, sondern... Ja, keine Ahnung.
01:06:36: Sagen wir die jetzt den ganzen Tag bei Jan in irgendwelchen Kellern in der Psychiatrie fixieren oder was?
01:06:42: Also was ist denn so der große Masterplan irgendwie bei solchen Leuten?
01:06:47: Ich habe mich früher immer etwas aufgeregt.
01:06:48: mittlerweile muss ich da sehr drüber schmunzeln, weil das von so viel...
01:06:53: Sebastian tut mir sehr leid, aber das führen ja auch Leute.
01:06:56: Du meinst das ironisch?
01:06:58: Das war völlig ironisch.
01:06:59: Sakastisch gemeint in keiner Psychiatrie.
01:07:02: Dieser Klinik.
01:07:03: Entschuldigung Jan.
01:07:04: Entschuldigung.
01:07:05: Absolut ironisch.
01:07:06: Sakastisch.
01:07:07: Passiert nirgends in diesem Land so.
01:07:10: Das ist aber das Bild, dass Leute haben, was mit solchen Kindern vielleicht noch zu passieren hat.
01:07:15: Niemals würde Jan oder jemand aus seinem Berufsstand das so machen, was ich gerade beschrieben habe.
01:07:20: Entschuldigung, bitte.
01:07:23: Ja, und da Sebastian gerade das mit dem, gerade meinte, er muss darüber schmunzeln, wenn ich hier gelegentlich über Äußerungen von euch lache, lache ich natürlich nicht über die Kinder oder über das Thema oder sowas.
01:07:33: Das kam, glaube ich, ein Chat, gewisse Irritationen.
01:07:37: Es würde mich super interessieren, das Thema fixieren.
01:07:40: Das hatten wir schon und es gibt Leute, die sind fixiert worden, als auch System.
01:07:44: Aber das ist vielleicht tatsächlich etwas zum Thema fixieren und beruhigen.
01:07:48: und da Veränderung in der Jugendhilfe, Jan, vielleicht oder in der Psychiatrie, genau wie es da aussieht.
01:07:54: Das bestimmt auch schon.
01:07:56: Also du sagst, wann werden Kinder und Jugendliche fixiert?
01:07:59: Ja oder wie hat sich das geändert?
01:08:01: Genau und wann werden solche Maßnahmen ergriffen?
01:08:03: Das gibt es ja durchaus auch in Jugendhilfegruppen, aber ich glaube da, genau.
01:08:08: Kennst du dich
01:08:08: für?
01:08:08: Ja, also ich kann das kurz beschreiben.
01:08:14: Wenn wir in der Psychiatrie von einer Fixierung sprechen, dann sprechen wir tatsächlich von einer Fixierung mit Gurten an fünf oder sieben Stellen im Körper und nicht von irgendeinem Art von Festhalten.
01:08:26: Man könnte man ja auch fixieren nennen.
01:08:29: Und fixieren dürfen wir nur, wenn jemand akut, das ist ja so ein Begriff, akuteigen oder fremdgefährdend ist.
01:08:38: Und da gibt es eben strenge Regeln für und das muss man auch richterlich genehmigen lassen.
01:08:43: Also wenn ein akuter Notfall ist, kann ich das natürlich nicht.
01:08:47: Da muss ich das erst machen und muss dann aber sozusagen den Eltern informieren und einen Vormund und das Gericht informieren bzw.
01:08:55: mir das genehmigen lassen.
01:08:57: Da sind also verschiedene Prüfinstanzen.
01:08:58: Das kann ich nicht einfach so machen.
01:09:01: Genau.
01:09:02: Ich wollte doch kurz erwähnen, dass das mit der JVA auch deswegen angesprochen wird.
01:09:07: Ich arbeite ja mit Erwachsenen und selten mit Jugendlichen, da haben Brut und ich ja auch den gemeinsamen Arbeitspunkt, aber auf jeden Fall bei den Erwachsenen in der Gewaltstraftätergruppe in der JVA, in der ich arbeite, da hatte ich schon recht viele Fälle immer wieder, die entweder als Kinder in irgendeiner Form von Unterbringung waren oder die nicht vom Jugendamt wahrgenommen wurden, wo aber sehr viele Dinge vorgefallen sind, wo man sagen würde, da hätte das Jugendamt, wenn das mitbekommen worden wäre, sicherlich deutlich einschreiten müssen.
01:09:46: Und gerade bei den unterschiedlichen Biografien, also die ja auch in verschiedenen Jahrzehnten spielen, weil da sind ja Personen unterschiedlichste Altersgruppen.
01:09:53: Also ich habe da Beispiele, die fremduntergebracht wurden, aus den Siebzigern, Achtzigern, Neunzigern, zum Beispiel, da haben die biografien eben genau das gezeigt.
01:10:04: viele dieser personen waren gewissermaßen das was wir hier system springer nennen und das war natürlich Fälle, die tragischerweise am Ende dann auch wirklich schwere Gewaltstraftaten, also auch versuchte und vollendete Tötungsdelikte, begegnen.
01:10:19: Das bedeutet natürlich nicht, dass die meisten Menschen, die Systemspränger sind, später solche Straftaten begehen oder überhaupt Straftaten begehen.
01:10:24: Und im umgekehrten Fall auch nicht, dass alle Menschen, die solche Straftaten begehen, vorher Systemspränger waren.
01:10:28: Nein.
01:10:29: Aber es gibt halt eine Gruppe, mit der ich doch immer wieder auch in den letzten Jahren zu tun hatte, die eben diese Worst Case-Entwicklung
01:10:36: machen.
01:10:38: Wo eben die Angebote leider nicht ... ausgereicht haben, um diese Entwicklung irgendwie zu verhindern.
01:10:46: Und ja, wo du vorhin nämlich zum Beispiel Überbindungen sprachst, Sebastian, also jetzt nur ist es total anecdotisch, aber einige dieser Fälle kamen dann irgendwann in Pflegefamilien und haben dann aber oft gesagt, dass sie schon in einem Alter waren, wo sie derartig ambivalent waren, wirklich genau das nämlich, der Wunsch... Bindung zulassen zu können, aber gleichzeitig diese Panik, weil immer wieder die Beziehungsabbrüche erlebt wurden, dass sie gesagt haben, sie konnten sich gar nicht regulieren, um sich auf diese Bindung einzulassen, hätten es sich aber gewünscht.
01:11:21: Also natürlich muss man dann eben schauen, wie man genau mit solchen Problemen umgeht.
01:11:26: Und ja, wie gesagt, völlig anektotisch.
01:11:29: Aber es wäre natürlich wichtig, dass man mehr gute Maßnahmen hat, damit diese Worst Cases nicht diese Entwicklung nehmen.
01:11:37: Ich dann mit den Menschen arbeite, denke ich oft, was hätte man tun können, als die sieben, zehn, drei, zehn waren, damit diese Entwicklung nicht so ausgesehen hätte.
01:11:49: Also doch der Satz, der kam viel jetzt im Chat, heard people, heard people?
01:11:55: Also leider nicht immer natürlich, aber es gibt eine Subgruppe, auf die das zutrifft, ohne dass man das generalisieren sollte.
01:12:04: Und zum Beispiel ... Wenn diejenigen dann auch immer wieder diese Gewaltverhaltensweisen jetzt auch nur anektotisch von den Fällen, mit denen ich gesprochen habe, gezeigt haben, auch in ihrer Kindheit oder im Jugend, dann ... berichten viele von ihnen, dass sie halt damals eben auch keine Methode erlernt haben, um das regulieren zu können.
01:12:27: Also einige von denen, das auch tatsächlich sehr als Impulse-Kontrollproblematik zum Beispiel erlebt haben oder eben diese Nähe so aversiv wurde, dass sie dann maximal agiert haben.
01:12:38: Und dann haben wir da so Geschichten, nur ein, zwei oder so, wir hatten eine Geschichte, ich erzähle nie Geschichten so, dass man sie ganz klar wieder erkennen kann.
01:12:44: Ich sage ja auch nicht, um welche Fälle es hier genau geht, aber zum Beispiel so Situationen wie das Eine Person gesagt hat, und die Pflegefamilie war dann so überfordert mit meinen Impulsdurchbrüchen, dass sie mich dann kommentarlos einfach an einem Tag in dieses Heim zurückgefahren haben, aber mir dann noch ein teures Fahrrad geschenkt haben, so als Abschiedsgeschenk.
01:13:02: Und der hat gesagt, ich habe ein echtes Problem mit Fahrrädern.
01:13:07: Also das sind natürlich nur Anekdoten.
01:13:08: oder eine andere Person, die immer, wenn die Familie mal unregelmäßig zu Besuch kam und die Familie wegrannte dann auf den höchsten Baum in der Nähe geklettert ist, um den Weg der Familie sich zu merken, um zu überlegen, wie er wieder nach Hause kommt.
01:13:20: Also das sind jetzt natürlich nur anekdotische, traurige Momente, aber die vielleicht so ein bisschen auch die reale Verzweiflung solcher Fälle so ein bisschen greifbarer machen, als das Abstraktlevel über das wir hier teilweise sprechen.
01:13:39: Ja, aber nein, also der, der... Punkt, dass dysfunktionale Systeme dazu führen, dass Menschen sich eher dysfunktional verhalten.
01:13:49: Den halte ich letztlich für fast trivial.
01:13:52: Der Punkt ist nur der, dass es die einzelne Person nicht von ihrer individuellen Verantwortung für ihr Handeln enthebt.
01:13:59: Also es gibt keinen sozialen Determinismus, weil ich aus einer gewissen Schicht komme, muss ich in dieser Schicht bleiben oder weil ich gewisse Verhalten zu Hause erlebt habe, muss ich dieses Verhalten... produzieren.
01:14:13: Ich habe sehr wohl die Möglichkeit an verschiedenen Stellen zu entscheiden, aber ich mache es anders.
01:14:20: Natürlich ist das anders machen, schwieriger, wenn ich weniger Angebote bekommen habe, neue Muster zu erlernen.
01:14:27: Aber dieses Hurt People Hurt People hört sich oft für mich nach so einer Sozialromantik an, die dann eine Verantwortungsübernahme weg von der Einzelperson impliziert.
01:14:39: Lydia hat das so nicht gemeint.
01:14:40: Genau.
01:14:43: Ja, ich sage immer, eine Erklärung ist keine Entschuldigung.
01:14:45: Und wir sagen den straffälligen immer.
01:14:46: Wir arbeiten die Ursachen ihrer Probleme auf und ihre dysfunktionalen Aspekte werden hier bearbeitet.
01:14:51: Aber die Verantwortung der Entscheidung liegt bei Ihnen, das sage ich in jeder Folge immer.
01:14:55: Wenn es um das Thema gibt, also absolut kein Widerspruch im Gegenteil.
01:14:59: Nur das hat durch die Wahrscheinlich.
01:15:01: Aber dass die Wahrscheinlichkeit gesteigert wird bei ein paar Menschen, deren Ressourcen halt nicht so gut sind, dass sie in der Lage sind, das zu kompensieren wie andere.
01:15:14: Nicht alle Menschen werden mit denselben Ressourcen ausgestattet.
01:15:17: Und am Ende ist natürlich trotzdem die Entscheidung, nimmst du Drogen, weil du dich schlecht fühlst oder schaust du, was du für Strategien entwickeln kannst, um anders mit deinen Gefühlen umzugehen und wurde auch proaktiv nach Strategien und Hilfemaßnahmen suchst, um mit dir anders umzugehen.
01:15:29: Diese Entscheidung haben Menschen natürlich immer.
01:15:30: Klar, also wie gesagt, Straftaten werden niemals entschuldigt durch solche Aspekte.
01:15:36: Nee.
01:15:36: Bei Lydia, da wir ja sehr unterschiedliche Menschen sehen, also die Menschengruppen, die ich kenne, die verletzt wurden, kümmern sich eher um andere.
01:15:46: Ja,
01:15:47: das stimmt.
01:15:47: Und oft viel zu sehr um andere und viel zu wenig um sich und verletzen auch Menschen, aber meistens dann sich selbst.
01:15:55: Ja, das stimmt.
01:15:56: Also
01:15:56: auf die eine oder andere Art und Weise.
01:15:58: Deswegen glaube ich, also jeder hat ja das Potential, andere Menschen zu verletzen und jeder tut es ja auch auf die eine oder andere Art und Weise.
01:16:06: Wir hatten jetzt...
01:16:08: An dieser Stelle vielleicht ein Moment ganz kurz, weil ich weiß dieses Beispiel nämlich immer, aber für alle Menschen das Beispiel noch nicht von mir gehört haben.
01:16:14: Und wo ich das Gefühl in jeder Sendung erwähne, das ist wie Zigarettenrauchen, sage ich immer, als Risikofaktor für medizinische Folgen.
01:16:20: Zehn Menschen, die dieselbe Anzahl von Zigaretten, zwanzig Jahre konsumieren, können sehr unterschiedliche medizinische Folgen entwickeln, je nachdem, welche anderen Faktoren in ihrem Fall eine Rolle spielen.
01:16:28: Und ich sage immer, ungünstige Kindheitsbedingungen, emotionale und oder körperliche und oder sexuelle Misshandlungen sind halt Risikofaktoren, die begünstigen das.
01:16:38: negative Entwicklung entstehen kann, die sonst nicht entstanden wäre.
01:16:41: Aber welche Entwicklung entsteht und wie gravierend Folgen sind oder ob die Person genug Ressourcen hat, als das eben sie das kompensieren kann und überhaupt keine negativen Folgen eben dann am Ende entwickelt, das hängt von vielen Faktoren.
01:16:54: Ich glaube, darauf können wir uns alle hier einigen, oder?
01:16:57: Absolut, absolut.
01:17:00: Und weil du gerade Anekdotenhaft gesagt hast und ich ja ein bisschen Immer wieder auf den Filmverweise hier im Laufe des Abends möchte ich sagen, dass diese ganzen Szenen aus dem Film.
01:17:10: für alle, die jetzt irgendwie so Interesse entwickelt haben, diese ganzen Szenen aus dem Film ist ein Zusammenschnitt und die sind immer wieder leicht verfälscht worden.
01:17:17: Das heißt, die haben ganz viele unterschiedliche Szenen genommen von Fachleuten, die genau diese Szenen erlebt haben und haben die natürlich filmisch so zusammengesetzt, dass sie irgendwie passen.
01:17:27: Aber das ist schon sehr repräsentativ.
01:17:30: Auch für eine Einzelfallgeschichte repräsentativ?
01:17:32: Ja.
01:17:33: Also das ist von einer Person tatsächlich auch kommen, weil häufig hast du ja Sachen, die halt, sagen wir mal real sind, aber dann wird so viel davon in dem Film hintereinander geschnitten, dass, dass man, dass es dann eben doch wieder unrealistisch wird.
01:17:45: Ja,
01:17:46: mach
01:17:48: ruhig.
01:17:48: Was ich mal ein Praktikantin immer sage, wenn die anfangen, das glauben die mir nie, ist, dass ich sage, sie werden hier bei uns Dinge erleben, wenn sie die bei RTL II sehen würden, würden sie die nicht glauben.
01:18:00: Und das ist ja immer so ein Moment im Vorstellungsgespräch oder immer so ein Ha Ha Hi Hi.
01:18:04: Ach, der macht aber komische Sprüche.
01:18:06: Und nach drei Wochen hast du da junge Menschen sitzen, Praktikantinnen und Praktikanten, die sagen, das ist ja krass, das gibt es ja wirklich.
01:18:18: Das würde ich ja nicht glauben, wenn das irgendwo im Fernsehen käme und glaub.
01:18:22: Ich kenne den Film nicht, weil ich gucke keine Dinge, die Berufskontext haben als Film.
01:18:29: Trotzdem, es gibt nichts, was so abgedreht wäre, dass man sagen würde, das ist nicht denkbar als falsch.
01:18:37: Ich denke, jeder hier könnte jetzt Fallkonstellationen erzählen, wo alle da draußen sagen, ja, genau, ey, hast du dir jetzt auch immer echt irgendwie einen Unterhalt zusammengedreht?
01:18:48: Ne, es gibt alles, das macht die Frage auch immer schwer.
01:18:53: Was braucht es wo?
01:18:54: Weil die Spannbreite halt so unfahrtbar riesig ist.
01:18:58: dessen, was menschliches Leben an Problemen mit sich bringen kann.
01:19:01: Wir haben das oft, ganz oft den kollegialen Absprachen, die wir sagen, Wahnsinn.
01:19:06: Das ist jetzt, also das ist fast absurd wird.
01:19:08: Und ich glaube, wir sind alle Jahrzehnte dabei, dass wir schon den Eindruck haben.
01:19:13: Also manchmal auch, ich glaube, wir sind schon hart gesotten wahrscheinlich an.
01:19:16: Das geht das ja nicht in den Job, aber das man trotzdem manchmal denkt so, ich dachte, ich hätte alles gehört.
01:19:21: Und dann kommt irgendwie noch so ein Knaller.
01:19:23: Man denkt, es darf nicht wahr sein.
01:19:26: Also immer, wenn du denkst, du hättest schon so wie das Worstcase-Szenario, dass du nicht mehr toppen könntest, gehört, dann gibt es wirklich immer noch den nächsten Fall, der noch einen Aspekt mehr an Dramatik und schlimmen Dingen erbringt hat.
01:19:40: Aber es gab eine Vorgehensweise zu Systemsprängern, die würde ich gerne, weil das ganz gut... genau dazu passt, noch erwähnen.
01:19:46: Es gab die Idee, und es gibt immer wieder die Idee, was machen wir, wenn wir die Fälle der Systemspringer haben?
01:19:51: und dass man kann sich natürlich hingucken und sagen, oh, wie viel Fehlentscheidung hat das Jugendamt getroffen, das geht.
01:19:55: Also man kann die Negativperspektive annehmen, aber man kann auch hingehen und sagen, okay, an welchem Scheidepunkt, welche Möglichkeiten haben wir gehabt?
01:20:04: oder auch mit der Person, die dann vielleicht erwachsen ist, zu sagen, was an welcher Stelle hätte dir besser geholfen.
01:20:10: Und dann muss man weggehen von den Schuldzuweisungen.
01:20:13: Und man rutscht das schnell rein mit der eigenen Meinung, mit der eigenen Profession.
01:20:17: Ich glaube, das ist auch diese Ohnmacht und die Verzweiflung.
01:20:21: Und wir wollen ja wirklich auch alles Beste.
01:20:23: Ich glaube, da ist man schnell dran mit diesem ganzen Gefühl.
01:20:25: Das muss ja irgendwo hin.
01:20:27: Aber da mal ganz in Ruhe zu schauen, was an welcher Stelle war hilfreich oder was an welcher Stelle hätte er geholfen und welche anderen Möglichkeiten hätten wir zur Verfügung gehabt, damit wir daraus lernen.
01:20:41: Und nicht in dieses Messen.
01:20:42: Kommt sonst ins Plaudern dieser Negativbeispiele?
01:20:45: Ich glaube, da müssen wir ein bisschen aufpassen.
01:20:48: Alle als Menschen.
01:20:51: Wir haben ein bisschen... Zum einen kam gerade eine Frage aus dem Chat.
01:21:00: Wird werden die Fälle im Lauf der Jahre dramatischer oder ist das was Ähnliches, und man erlebt einfach nur immer Neues?
01:21:07: Und ein anderer Punkt, wo ich so den geschichtlichen, wo mir so der geschichtliche Aspekt so ein bisschen, oder die Entwicklung so ein bisschen auch durch den Kopf geht, ist vielso mehrfach, die Kinder wollen ja alle wieder nach Hause.
01:21:22: Kenne ich und zwar jetzt, also wir hatten es auch vorher im Discord, dass sich da jemand gemeldet hat.
01:21:29: Mir sind da mehrere Fälle bekannt, wo die Kinder von zu Hause raus wollten mit aller Gewalt und mit selbst schädigendem Verhalten und so weiter und sie nicht aus der Familie raus kamen, weil eben keine physische, keine körperliche Gewalt vorlagten.
01:21:43: Das sind jetzt alles Fälle aus den Achtziger, Neunziger Jahren.
01:21:46: Hat sich da was geändert an den Fällen und an der Jugendhilfe?
01:21:51: Der Kinderschutz hat sich gesetzlich geändert.
01:21:53: Wir haben ganz, ganz viele Anpassungen.
01:21:55: Wir haben die UN-Kinderrechtskonvention, die ist noch mal angeglichen worden, also unter Angela Merkel.
01:22:00: Dann haben wir das Kinderschutzgesetz.
01:22:01: Dann haben wir jetzt die Kooperationen.
01:22:03: Also wir haben ein ganz anderes Vernetztes und viel sensibleres System als das, was wir vorher hatten.
01:22:09: Also erstmal so diese ganzen Kinderschutzgesetze, die aufeinander aufbauen.
01:22:13: UN-Kinderrechtskonvention, wir hatten gerade das BGB.
01:22:18: Das hat sich wirklich in den letzten Jahrzehnten der Kinderschutz dramatisch verbessert.
01:22:23: Das sag' ich jetzt mal so aus meiner Perspektive.
01:22:27: Und Ruth, das kann ich an der Stelle tatsächlich so ein bisschen anecdotisch von den Jahrzehnten, die ich wie gesagt in den Fällen sehe, bestätigen, weil es Fälle gab eben aus den älteren Jahrzehnten, wo ich recht sicher bin, dass die unter diesen Umständen nicht entweder gar nicht aus Familien rausgenommen worden wären, als schon... auf dem Schirm war das da was nicht okay ist oder die dann wieder in Familien zurückgeschickt wurden unter sehr fragwürdigen Umständen.
01:22:50: Also gerade auch körperliche Gewalt, glaube ich reagiert man heute sehr viel schneller und intensiver.
01:22:58: Also ich habe auch den Eindruck anhand der Fälle, dass einige der Geschichten heute so nicht verlaufen wären.
01:23:05: Und weil wir ja nun alle... Entschuldigung.
01:23:08: Und unsere
01:23:08: Sachen, wie emotionaler Vernachlässigung.
01:23:11: Da wollte ich gerade auch darauf eingehen, Holm.
01:23:13: Also heute ist es jetzt nicht so, dass die Jugendämter das leichtfertig machen.
01:23:18: Aber wenn Kinder das wollen und da das auch begründen können und nicht einfach nur sagen, meine Eltern sind doof, sondern da vielleicht auch schon Folgen haben, wie ich war Suizidal oder ich habe sogar einen Suizidversuch.
01:23:33: Ich schädige mich selbst, nachdem ich Streit mit meinen Eltern habe.
01:23:38: können Kinder auch deswegen aus der Familie gehen.
01:23:42: Es ist aber nicht immer so, dass das Jugendamt sofort sagt, das ist der erste Schritt, sondern dass sie eben auch manchmal sagen, wir probieren erst noch mal eine ambulante Hilfe.
01:23:50: Also es kommt jemand oder wir klären erst mal was oder woran nichts sind und kann man noch mal was verändern, was ja auch erst mal korrekt ist.
01:23:56: Aber es ist nicht so, dass da nicht drauf reagiert wird und letzten Endes kann es dann auch ein Grund sein.
01:24:02: Und zu den Fällen finde ich das... Die erste Antwort wäre, und das ist so das, was man unter Kolleginnen und Kollegen auch ganz oft hört, dass ja, die Fälle werden wehrer.
01:24:15: Das kann aber natürlich auch sein, dass das so ein Altersphänomen ist.
01:24:20: Das ist so alt bin ich jetzt noch nicht, aber ein bisschen bin ich ja schon dabei und das ist so eine auch eine pessimistische Sicht auf die Welt ist, aber vom, ich sage mal, klinischen Eindruck.
01:24:31: habe ich schon das Gefühl, dass das was in der Kinder- und Jugendpsychiatrie ankommt und das sagen Kollegen aus anderen Kliniken auch schon eher intensiv ist.
01:24:39: Es kann aber auch sein, dass das eher ein gutes Zeichen ist, dass nämlich leichtere Fälle gar nicht mehr bei uns landen, sondern in anderen Hilfesystemen landen und deswegen gar nicht mehr zu uns müssen und sich eben bei uns diejenigen konzentrieren, die besonders herausfordernd sind.
01:25:00: Ich finde diese Frage wahnsinnig schwierig.
01:25:02: Klar, das ist die Frage, die man immer gestellt kriegt.
01:25:05: Ist es jetzt schlimmer geworden?
01:25:06: Ich sage dann immer, heute kannst du in der Fußgängerzone nicht im Kind einfach eine latschern, ohne dass einer was sagt.
01:25:15: Irgendeiner wird immer sagen, Alter, was machst du da?
01:25:18: So, immer.
01:25:19: Und das ist gut.
01:25:21: Das Problem, man kann immer mehr tun.
01:25:23: Ein Thema, das mich seit längerer Zeit umtreibt, ist psychische Gewalt.
01:25:28: Wenn also ein Kind eine gewischt kriegt in der Stadt, dann reagiert einer.
01:25:31: Wenn einer gesagt kriegt, boah, du fette Sau, jetzt ist man Eis weniger, sagt keiner was.
01:25:37: Wo fängt psychische Gewalt an Kindeswohlgefährdung zu sein?
01:25:41: Ich finde, wir sind als Gesellschaft einen großen Schritt weitergekommen, was den Schutz des Kindeswohls angeht.
01:25:48: Wir können besser werden.
01:25:50: Die Fälle... Bei mir zumindest in den letzten zehn Jahren schwanken.
01:25:54: Es gibt ganz klar beobachtbare Trends.
01:25:59: Was ich aber auch sehe ist, dass ich und meine Kolleginnen und Kollegen wir kriegen eher die schweren Fälle, weil das wissen wir auch an Rückmeldungen.
01:26:08: Die Richter wissen, dass wir die schwierigen Fälle können und man die leichteren Fälle dann vielleicht an die Kollegen gibt, die halt neu auf dem Markt sind.
01:26:21: Kann das auch
01:26:22: dazu führen, dass alle das Gefühl haben, es wird immer schlimmer, weil sie am Anfang ihr nicht das klar abkriegen?
01:26:28: Klar.
01:26:29: Aber ich muss sagen, es wird, das wollte ich gerade fragen.
01:26:32: Für mich sind die schlimmen, für mich persönlich, sind die schlimmen Fälle nicht die schlimmen Fälle, sondern die harmlosen Fälle.
01:26:40: für mich von der persönlichen Berührtheit her.
01:26:42: Ich merke, dass es mich viel mehr berührt, wenn ich einen Fall habe, wo aus einer Totaltopfamilie die Eltern sich auch am Ende gut verstehen, dass eine Elternteil zieht nach Süddeutschland, das andere nach Hamburg.
01:26:56: Beide machen das toll mit dem Kind, aber das Kind muss irgendwo hin.
01:27:00: Das sind Fälle, die mich persönlich, ganz privat, mehr berühren als die Fälle, wie ich jetzt wieder einen Fall habe, wo ein Kind ein Jahr lang im Keller.
01:27:09: eingesperrt war.
01:27:12: Das ist immer schlimm, wenn ich so was sage, weil das ganz oft gerne falsch verstanden wird.
01:27:16: Das heißt nicht, dass das nicht schlimm ist im Keller.
01:27:19: Aber von meinem persönlichen Berührtheitsgefühl berühren mich die Fälle immer mehr, die an meiner eigenen Lebenswirklichkeit dran sind.
01:27:29: Ich weiß nicht, wie es da den anderen beiden gibt.
01:27:30: Das würde ich gerne mal wissen, weil das ist so ein Grundsatzthema bei uns.
01:27:34: Was berührt einen noch?
01:27:38: Ich überlege gerade, ob wir eine Triggerwarnung hätten aussprechen sollen und vorher Keller sagen.
01:27:43: Aber tatsächlich habe ich auch solche Fälle.
01:27:45: Solche Fälle.
01:27:54: Es ist unterschiedlich.
01:27:55: Also das, was du gerade sagst, erinnert mich daran, dass man natürlich sich das eher vorstellen kann, weil es einem dem eigenen Leben näher ist.
01:28:03: Das war so das Gleichheitsprinzip.
01:28:07: Und trotzdem gibt es Brutalitäten, und dazu gehört zum Beispiel so ein Wegsperren, das mich, also tatsächlich diese Kellergeschichte, die wir wahrscheinlich alle kennen, das ist das, also immer noch, wo man denkt, das ist vielleicht, weiß ich nicht, Jahrhundertwende, also nicht Letzte ist davor die Jahrhundertwende, und ist, dass wir halt denken, so ja, das gibt es halt immer noch.
01:28:27: Das ist zum Beispiel etwas, was mich immer sehr, sehr krass berührt.
01:28:30: Das ist tatsächlich nicht immer sehr, also ganz, ganz furchtbar, so gerade, wenn es mit Dunkelheit verbunden ist, aber ... Aber tatsächlich muss man sagen, es gab in den ersten Jahren, gab es Fälle, die mich mitgenommen haben, so eins, zwei, ich glaube, das haben alle von uns gehabt, so in den Berufsanfängerjahren.
01:28:50: Und mittlerweile hat man halt tatsächlich viel gehört und weiß aber auch irgendwie damit umzugehen.
01:29:00: Sebastian, zu deiner Frage, ich glaube, also, klammer auf, es ist immer Total einfach über die Entscheidung, andere Eltern zu urteilen.
01:29:10: Und das gehört ja zum Elternsein dazu.
01:29:12: Das ist ja so eine Kultur.
01:29:14: Klammer zu.
01:29:17: Kann ich das nachvollziehen, dass sich solche Geschichten mehr beeindrucken?
01:29:24: Und ich glaube, bei der Geschichte wäre es sozusagen, wenn Menschen die Fähigkeit hätten, eine Entscheidung zu treffen, die eher dem Kindeswohl als dem eigenen Wohl
01:29:35: dient.
01:29:36: und es dann nicht tun, dann hat das eben mehr mit mir zu tun und berührt mich mehr.
01:29:42: Und zum Beispiel zu sagen, also es kommt immer noch an, wie alt ist das Kind, also das ist die Klammer.
01:29:48: Aber ich ziehe, also wir ziehen soweit weg, dass das Kind sich entscheiden muss.
01:29:52: Das hat ja was mit mir zu tun, dass ich sage, ich habe ja ein Kind in die Welt gesetzt und das heißt, die Person wird aus diesem einen Aspekt ihrer Verantwortung nicht gerecht, obwohl sie es könnte und obwohl sie es besser wüsste.
01:30:04: Und jemand, der ein Kind in den Keller sperrt, der ist sowieso hopfen und malz, also auf einer gewissen Ebene verloren, das hat nichts mehr, also deswegen ist, ja, klar, der hat irgendwie gedacht, das ist so richtig.
01:30:17: und natürlich, ja, weiß nicht, ob ich das rübergebracht habe.
01:30:25: Du hast die Fassungslosigkeit, glaube ich, ganz gut rübergebracht, ja.
01:30:28: Die Fassungslosigkeit wenden der Satz und man denkt, oh Gott, das hat jetzt jemand falsch verstanden, dass ich sage, man stellt den Keller und ist richtig, aber ich wüsste, was ich machen
01:30:38: kann.
01:30:39: Das ist übrigens ein ganz großes Problem, warum ich normalerweise so was für heute hier nicht mache.
01:30:44: Ich rede ganz selten öffentlich über meinen Job mit Nichtfachkräften, weil man ganz schnell bei dem einen Wort auf der Goldwaage ist, bei dem jeder, der in dem Bereich paar Jahre gearbeitet weiß, hat weiß, das ist hier nicht menschenverachten, das ist nicht respektlos, das ist einfach die Notwendigkeit, Dinge in Worte zu fassen.
01:31:11: Und wenn du aber, weil es auch mit Klischees in alle Richtungen bricht, also ich kann ganz, ganz, ganz schlecht mit Politisierung von Jugendhilfe, kann ich überhaupt nicht, egal aus welcher politischen Kulör, weil ich mir immer denke, nee, nee, nee, lass uns einfach arbeiten.
01:31:27: Lass uns nicht politisieren.
01:31:29: Lass uns nicht ideologisieren.
01:31:30: Lass uns einfach arbeiten.
01:31:31: Das reicht.
01:31:33: Und deswegen fällt es mir ganz oft eigentlich schwer, sowas wie heute hier zu machen.
01:31:38: Aber Lydia hat mich ja eingeladen.
01:31:39: Wir
01:31:40: sind sehr froh, dass du es machst.
01:31:41: Ja, aber mir fällt es schwer, weil man wird oft gerne... Nein, nicht gerne.
01:31:45: Man wird falsch verstanden, weil den Leuten nicht der Erfahrungshochstunde ist falsch.
01:31:52: Die Bereitschaft fehlt zu glauben, dass... Die Realitäten so sind, wie man sie beschreibt.
01:31:59: Also auch zum Beispiel, du hast dann jemand, der sagt, wenn ein siebenjähriger Junge mich schlägt, ja, was soll das denn?
01:32:05: Da muss man sich halt wehren, wo ich denke, ja, ich habe mich schon mal von einem siebenjährigen verkloppen lassen.
01:32:10: Was willst du denn machen?
01:32:11: Im Baseball-Schläger draufhauen, gar nichts machst du im Zweifelsfall.
01:32:15: Einfach gar nichts.
01:32:16: So, wenn du Pech hast.
01:32:18: Und das ist, glaube ich, eine Sache, die viele sich nicht vorstellen können, weil sie von ihrer Lebenswelt ausgehen.
01:32:24: Und diese Lebenswelt ist nicht prototypisch für alle unsere Fälle.
01:32:30: Vor allen Dingen schon für andere nicht.
01:32:31: Entschuldigung, Ruth.
01:32:32: Du hast nicht normal gesagt.
01:32:34: Du hast prototypisch gesagt.
01:32:39: Genau.
01:32:40: Zum Thema, ich finde es einfach gut, nochmal zu sagen, es ist ganz schwierig, das zu volumisieren.
01:32:45: Und ich glaube, Lydia und ich, wir kennen das immer noch mal vor den Wahlen, dann heißt es immer, wir sind hier in der Täterarbeit, um Betroffene und Opfer zu schützen.
01:32:55: Und dann heißt es manchmal auf Wahlplakaten für Opferarbeit gegen Täter.
01:33:00: Und dann so, wir fach Leute, wir halten alle zusammen, wir wissen, dass wir alle... Jeder an einer Stelle arbeiten müssen, damit wir Kinderschutz gewährleisten können.
01:33:08: Wir machen das doch nicht aus Verbrunterung oder Verschwesterung, auf gar keinen Fall.
01:33:13: Und das ist wirklich etwas, was wirklich wichtig ist, zu sagen, es ist überhaupt, es ist niemals Ziel führen sich so eine Personengruppe rauszunehmen, sagen ja, lieber die Stadt, die es ist wirklich.
01:33:23: Komplex und das ist ja im Begriff System, Sprenger schon drin, System.
01:33:28: Wir müssen tatsächlich da systemisch denken und echt gut zusammenarbeiten.
01:33:31: Und wir brauchen mehr Geld.
01:33:32: Ich möchte es nochmal sagen.
01:33:34: Wir brauchen mehr Geld.
01:33:36: Auf die gesellschaftlichen Sachen wollte ich gleich nochmal kommen.
01:33:39: Wir hatten noch eine Frage aus dem Discord, die ich ganz interessant finde.
01:33:42: Da ging es um die Frage, wie hoch... oder wie häufig ihr den Eindruck habt, dass es sich bei Kindern, die da als problematisch auffallen, tatsächlich auch im undiagnostizierte Fälle von ADHS oder Autismus handelt.
01:33:58: Selten.
01:33:59: Selten.
01:34:02: Also, ich verstehe die Frage nicht, weil eine Diagnose ist eine Beschreibung und keine Erklärung.
01:34:14: Und ja, es gibt Kinder, Die erfüllen die Kriterien einer ADHS oder eines Autismus und zeigen deswegen bestimmte Verhaltensweisen.
01:34:28: Aber es ist tatsächlich heute eher selten so, dass die nicht schon vorher durch irgendwelche Hilfesysteme gegangen sind.
01:34:35: Und dass ich das öfter erlebe, ist klar, weil die, die am schwierigsten sind, die kommen alle zu mir.
01:34:44: Meistens ist das vorher schon alles abgeklärt.
01:34:47: Und die, die ich sehe, wo der Verdacht auf zum Beispiel Autismus besteht, da ist es nicht so, dass man den sieht und denkt, klar, es ist Autismus.
01:34:55: Sondern dass man denkt, ist das Autismus oder das passt und das passt nicht.
01:35:00: Und das könnte eine ADHS sein und das vermischt sich auch manchmal.
01:35:04: Wenn man somit so diagnostischen Begriffen um sich wirft, dann ist das so, als wäre das alles total eindeutig.
01:35:12: In den eindeutigen Fällen ist es auch eindeutig, aber in den Fällen, die wir sehen, da kann es sein, dass Ruth sagt, das ist eindeutig eine Bindungsstörung, dann kommt er zu Sebastian und er sagt, es ist eine ADHS und dann sage ich nur, es ist ein Autismus.
01:35:25: Und wir haben alle irgendwie, es kann nur einer Recht haben, wir haben alle unsere Gründe, das zu sagen.
01:35:33: und für mich ist die Frage, wie gehe ich denn damit um, wie sich das Kind verhält?
01:35:37: Also wie kann ich denn, und das ist sozusagen, ja bei einem Autismus muss ich andere Sachen machen, aber zum Beispiel, wenn ich sage, jemand braucht eine Struktur, das kann jemand mit einer Bindungsstörung helfen, das kann jemand mit einer ADHS helfen, das kann jemand mit einem Autismus helfen.
01:35:53: Und jemand braucht dann noch andere Sachen, die sozusagen bei allen Sachen gleichzeitig sind.
01:36:00: Und deswegen finde ich diese Frage nach Diagnose, als wäre das, als wäre damit irgendwie alles geklärt.
01:36:07: Ich glaube,
01:36:07: das war nicht der Hintergrund, sondern die Frage kommt, glaube ich, eher auch von Leuten, die da selbst als Erwachsene erst diagnostiziert worden sind.
01:36:14: Und
01:36:17: da ist sozusagen das andere, und das ist wieder ein Gesellschaftsmäßes Problem, dass wir deviant ist und damit man nicht jetzt abweichendes Verhalten, das ist erst okay, wenn man eine Diagnose hat.
01:36:27: Also, wenn Timo, wenn Timo die in der Klasse irgendwie unruhig rumläuft, dann ist das blöd.
01:36:35: Aber wenn der Herr Audeost ihm den Stempel ADHS gibt, dann darf er das.
01:36:44: Dann bewerten wir das anders.
01:36:48: Ist das... Da muss ich drüber nachdenken.
01:36:55: Als ich in der Autismusambulanz gearbeitet habe, habe ich das oft erlebt, dass das... Alleine mit der Diagnose war das Problem weg.
01:37:05: Weil dann plötzlich alle so ein bisschen toleranter
01:37:07: waren.
01:37:08: Und dann war das okay.
01:37:10: Ja, verstehe
01:37:10: ich.
01:37:11: Und die Unruhe kam sozusagen nicht dadurch, dass das Kind irgendwie aus dem Fenster geguckt hat, sondern dass die Lehrerin gesagt hat, jetzt setz dich mal wieder hin.
01:37:18: Aber als klar war, das Kind macht das, um sich zu beruhigen, weil es im Rahmen von der Autismus-Spektrum-Störung irgendwie, weil ihm das hilft, hat es die Erlaubnis und dann ist das Problem weg.
01:37:27: Es gibt auch viele Sachen, wo das nicht so einfach ist, aber das ist auch mit Hilfen so.
01:37:32: Wenn Kinder Hilfen brauchen, ist das immer einfacher, wenn sie eine Diagnose haben.
01:37:35: Ich glaube, wo ich mir mehr Diagnostik... Ich habe gerade überlegt, wo könnten wir... Welche Diagnosen würden mir helfen, um besser entscheiden oder Empfehlungen an die Richter zu geben?
01:37:50: Welche Diagnostik fehlt mir?
01:37:53: Und ich komme in zwei Bereiche, die mich gerade selbst überraschen.
01:37:59: Kaum mal Vollgestörung.
01:38:01: Hätte ich gerne früher Diagnostik umgegebenenfalls bei Rückführung früheren Auge drauf zu haben, wann sind Rückführungen zu den Eltern retraumatisierend?
01:38:13: Das und Intelligenzdiagnostik.
01:38:16: Es sind nicht viele Fälle, aber die Fälle, die ich hatte, in denen eine geistige Behinderung nicht diagnostiziert war, wären fundamental anders verlaufen für das geistig behinderte Kind oder den geist behinderten Jugendlichen, wenn die Intelligenzminderung rechtzeitig diagnostiziert worden wäre.
01:38:38: Das würde ich sagen, so wenn ich jetzt meine Arbeit reflektiere, das sind die beiden Dinge, die ich mir, nein, nicht deren, befunden habe, bei denen ich mir öfter den Diagnostikprozess wünschen würde.
01:38:51: Ich gebe Supervisionen und Ich frage immer noch mal nach der Diagnostik und den Supervisionen haben wir ganz oft das Phänomen des Teams.
01:39:01: Dann sagen in dem Fall, also wir streiten uns, wir rasten aus, wir sind überfordert oder was auch immer da an Emotion da ist.
01:39:09: Und dann gucken wir uns den Fall noch mal an und schauen, was ist denn da?
01:39:12: Und wenn dann noch mal der Fall verstanden wird, auch über Diagnosen, also was gehört eigentlich zu einer Diagnose und was für ein Verhalten gehört eventuell dazu?
01:39:21: dann können auch viele Menschen entspannter wiederarbeiten, also ähnlich wie die Lehrerin, aber viele können auch in der Jugendhilfe entspannter wiederarbeiten, weil sie, das sind mal ja falsch verstehen, weil sie es besser verstehen können.
01:39:33: Ich möchte dir einen Herz schenken, Ruth.
01:39:35: Wow.
01:39:36: Jetzt kann
01:39:37: ich Schluss machen, mach Schluss Holm.
01:39:39: Es ist, ich finde es ganz traurig, um mal einen wertschätzenden Begriff zu benutzen.
01:39:44: Ich finde es ganz traurig, wenn ich in... Pflegestellen bin war, wie auch immer, wo ein Jugendlicher ist, der wirklich schon vier, fünf, sechs Einrichtungen hinter sich hat.
01:39:56: und du fragst, was steht denn in den Diagnosen drinnen?
01:40:01: So.
01:40:02: Und dann kriegst du als Antwort, da gucke ich doch nicht rein, der soll hier erstmal in Ruhe ankommen, ich möchte den ohne Vorurteile betrachten.
01:40:10: Und du denkst dann, ja, aber nein.
01:40:13: So, deswegen genau das.
01:40:15: Es ist gut.
01:40:16: zu wissen, was irgendwo steht.
01:40:19: Das heißt nicht, dass alles richtig ist.
01:40:21: Aber ich finde, es gehört zu einem professionellen Vorgehen dazu, zu sehen, was ist bereits, ja, das hört sich immer so hart an, in einem Fall.
01:40:30: Also was ist bei einem Menschen schon passiert, um dann besser darauf einzugehen.
01:40:36: Dass man im Einzelfall natürlich sagen könnte, okay, ich mache das aber jetzt hier mal ohne die Berichte gelesen zu haben geschenkt.
01:40:45: Aber generell Dafür schreiben Menschen Berichte, damit andere Menschen diese Berichte lesen und nicht damit sie in Aktenordnern abgeheftet werden oder wie bei Ärzten in Uheften nicht lesbar sind.
01:40:57: Wir dokumentieren Dinge, damit Menschen unsere Dokumentation lesen können.
01:41:01: Ich neige dazu zu sagen, wir sind halt in der Erziehung oder in der Sozialarbeit und nicht in der Nachbarschaftshilfe.
01:41:08: Wenn Sie einen Ehrenamt machen, gehen Sie da gerne dran.
01:41:11: Aber Sie haben eine Profession.
01:41:12: Ich finde es auch ganz wichtig.
01:41:14: Das als Profession.
01:41:16: Also, dass man ernst genommen wird.
01:41:18: Dafür muss man auch professionell arbeiten und nicht nur nett sein.
01:41:22: Darf man auch.
01:41:23: Beides.
01:41:26: Gut.
01:41:27: Wir sind zu fortgeschrittener Stunde.
01:41:29: Aber
01:41:29: so ein bisschen sollten wir die Frage doch nochmal.
01:41:31: Ihr seid ja schon ein paar Mal in die Richtung gedriftet.
01:41:33: Was, was kann sollte man als Gesellschaft tun?
01:41:37: Wo, wo sollten wir hin?
01:41:38: Wo haben wir Handlungsbedarfe?
01:41:41: Mehr Personal.
01:41:42: Ja, aber das ist ja auch.
01:41:44: Das ist ja auch gar nicht so viel ausgebildet.
01:41:46: Das geht ja gerade bis in die Kindertagesstätten rein, dass wir anfangen, Leute aus anderen Ländern abzuwerben.
01:41:58: Der Nachwuchs ist ja auch gar nicht so da.
01:42:01: Drei Forderungen haben wir nicht ruhig.
01:42:03: Forderung
01:42:04: eins, für alle Kinder, egal aus welcher Schicht, die gesamte Kita-Zeit kostenfrei.
01:42:11: Egal wie viel die Eltern an Kohle haben oder nicht, alle Kinder dürfen gratis in die Kita.
01:42:17: Zweitens, alle Kinder dürfen gratis in den offenen Ganztag an den Grundschulen.
01:42:22: Drittens, alle Pflegefamilien werden so bezahlt wie professionelle Pflegefamilien.
01:42:29: Mehr möchte ich gar nicht.
01:42:30: Wenn wir die drei Sachen machen, glaube ich, sind wir ein gutes Stück weiter.
01:42:32: Okay, ich mache weiter mit vier, fünf und sechs.
01:42:36: Wir brauchen auf jeden Fall mehr Geld und wir haben das Personal nicht, weil wir nicht genügend Leeraufträge, nicht genügend Leerstühle haben, die die Personen ausbilden und bezahlen.
01:42:46: Und das ist eine willendliche Entscheidung.
01:42:48: Wir benötigen Universitätsprofessoren und Professoren, wir benötigen Leerstühle für soziale Arbeit, für sozialpädagogik, für pädagogik, für Erziehungswissenschaft, für Erzieherinnen.
01:42:59: Wenn das im System nicht angelegt ist, dann kriegen wir kein neues Personal.
01:43:04: Also es liegt auch da.
01:43:05: Es gibt wirklich Leute, wir haben einen NC.
01:43:08: Das muss man sich vorstellen in sozialer Arbeit, teilweise von eins, acht und zwei, zwei.
01:43:14: Das sind nicht die Inhalte des Studiums, die das bestimmen.
01:43:16: Das ist nur, weil es so viele Menschen gibt, die das machen wollen.
01:43:21: Und sie dürfen es nicht machen.
01:43:22: In Deutschland wird es reguliert über den NC und über sonst nichts.
01:43:25: Das bedeutet, wir haben genügend motivierte junge Menschen und wir sagen die, ja.
01:43:29: Dein Abi war nicht gut genug, als ob du so viele Fächer in deinem Abi bräuchte, um diesen Job zu machen.
01:43:34: Du brauchst motivierte junge Menschen und wir haben zu wenig Ausbildungsplätze und dafür brauchen wir Geld.
01:43:39: und das ist eine politische Entscheidung.
01:43:41: Funkt den Rest macht Jan und Lydia bestimmt.
01:43:49: Ich bin etwas überrascht, obwohl die Frage irgendwie offensichtlich ist.
01:43:53: Und ich habe tatsächlich, fällt mir nur ein Wort ein und das ist niedrigschwellig.
01:44:00: Und zwar genau, und zwar vor allen Dingen in dem Bereich, wo es mich betrifft und wo es also die sogenannten System-Sprenger betrifft.
01:44:10: Das ist aber vor allen Dingen aus dem Gefühl, ich habe da keine Evidenz für.
01:44:13: Ich weiß aber auch, dass die Einrichtungen, die es gibt, auch wenig Evidenz haben.
01:44:17: Und gerade geschlossene Jugendhilfe-Einrichtungen haben wenig Evidenz.
01:44:21: Und ich glaube eher, dass man Menschen dazu kriegt, wiederzukommen, indem man sie erst mal auch gehen lässt.
01:44:28: Aber das ist eine, das ist tatsächlich eine gesellschaftliche, also da braucht erstmal, das muss das Angebot so sein, dass ich auch wiederkommen will und einen gesellschaftlichen Konsens, dass diese Jugendlichen, also dass wir denen das auch erlauben und dass wir das als Gesellschaft auch aushalten, weil die machen natürlich dummes Zeug, wenn die weggehen.
01:44:47: Und das heißt, so eine Einrichtung muss das irgendwie auch tragen.
01:44:50: Ich glaube aber, dass wir mit eben immer, immer engeren Strukturen und eher das Gegenteil erreichen von dem, was wir wollen.
01:45:02: Und lustigerweise ist es ja bei diesen hochstrukturierten Einrichtungen so überall wird gesagt, Beziehung ist gut, Bindung ist gut und so.
01:45:08: Aber wenn man dann in so eine hochstrukturierte WG kommt, dann ist erstmal vier bis sechs Wochen Kontaktverbot zu allem.
01:45:15: Das heißt, alle Bindungen, die ich habe und die Begründung ist, der soll erstmal hier ankommen.
01:45:21: Als würde ich nicht ankommen, wenn ich nicht mit meinen Freunden oder meiner Familie darüber reden könnte.
01:45:27: Gut, jetzt kommt der nächste Rand.
01:45:30: Also niedrigschwellige Angebote.
01:45:34: Attraktiv, so wie der Urlaub in Spanien.
01:45:40: Und abschließend nur, weil ich ja hier auch so nur mit sozusagen fünfzig Prozent Inhalt vielleicht überhaupt drin war, da ich ja doch auch mit den sexuell übergriffigen Jugendlichen genau wirut arbeite, aber ansonsten ja eher die Erwachsenen habe, die eben früher diese Jugendlichen waren, von denen wir heute den Abend auch sprachenteilweise zumindest, habe ich immer gesagt, die beste Prävention auch der schweren Straftaten.
01:46:05: Die dann am Ende ja in meinem Arbeitsbereich, dann sind bei den Gewaltstraftaten die beste Prävention wäre gewesen, man hätte all diese Menschen früher erreicht und einige von ihnen wären sicherlich über Maßnahmen, die im Bereich Jugendhilfe sind, erreichbar gewesen.
01:46:20: und deswegen am Ende des Tages würde ich mir echt wünschen, dass wir mehr finanzielle Mittel haben, um mehr gute Maßnahmen, die auch evaluiert sind anzubieten.
01:46:29: Also das, was ihr auch sagt, weil ich tatsächlich glaube, dass wir einerseits die Lebensqualität der Kinder und Jugendlichen verbessern und natürlich perspektivisch auch dadurch diese Kinder und Jugendliche glücklicher Erwachsene werden, aber auch bindungsfähiger Erwachsene und auch Erwachsene, deren Gruppe dann eine geringere Wahrscheinlichkeit hat, dass ein paar von ihnen dann später diese Worst Case-Wege in die schwere Gewalt steht.
01:46:49: Kriminalität gehen.
01:46:50: Also von daher hätten wir gesellschaftlich viel erreicht, wenn wir in diesem Bereich deutlich mehr tun.
01:46:55: Ich denke mal, das ist unser aller Meinung, hoffe ich.
01:47:00: Und um das Ganze abschließend nochmal auf die ganz persönliche Ebene für den einzelnen Zuhörenden zu bringen, eine Sache, die mir, die am Rande erwähnt wurde, die mir hängen geblieben ist, nicht, dass ich sie das erste Mal gehört hätte, aber ich Ich hab selber keine Kinder, ich höre auch oft von anderen Eltern, dass ihnen das überhaupt nicht bekannt ist.
01:47:23: Wer sich als Eltern überfordert fühlt, kann sich Hilfe holen.
01:47:28: Und das glaub jeder, der der Kinder hat, kann das ein bisschen Bestätigung dadurch erfahren, dass er das im Hinterkopf hat.
01:47:41: Das kann vielleicht auch die eine oder andere Krise vermeiden helfen.
01:47:45: Das hat ich so mit rausgezogen, was ich gerne nochmal mit erwähnen wollte.
01:47:54: Jo, damit sind wir durch, denke ich, für heute.
01:47:58: Es war ein toller Talk für mich jedenfalls.
01:48:03: Ich fand es sehr, sehr erfreulich, dass du es gemacht hast, Sebastian.
01:48:08: Ich fand es auch sehr erfreulich, dass er anderen das gemacht hat.
01:48:10: Aber ihr habt ja nicht gesagt, dass ihr es nicht machen wollt.
01:48:14: Und ich finde es auch immer wieder sehr, sehr spannend, wenn man jemanden, den man aus ganz anderen Kontexten kennt, dann über sowas sprechen hört und auf einmal merkt, was für ein engagierter und ungeheuer empathischer Mensch der Kolterne Sebastian sein kann.
01:48:34: Ja, damit sind wir...
01:48:37: Und wir beide von Drogofürn, uns beiden war das klar.
01:48:40: Wir
01:48:41: sind die anderen, also ja, wir sind die anderen gewesen.
01:48:44: Ich bin Sebastian auch toll, danke.
01:48:47: Hallo, von euch beiden?
01:48:48: Ja, von euch beiden war das klar.
01:48:52: Er hat Physik studiert, lass ihn.
01:49:01: Habt ihr Dinge, auf die ihr aufmerksam machen wollt, bevor wir auseinandergehen?
01:49:08: In
01:49:09: Bücher, Livestreams, Podcasts.
01:49:14: Ich empfehle auf Twitch Bartow-Zocke, da Stream-Kolleginnen bei mir aus dem Institut regelmäßig Dinge, Computerspiele, die ich nicht kenne und reden darüber, aber dann auch über Psychologie.
01:49:27: und dann merkt man auch mal, dass auch Psychologen strange sind, anders, aber auch lieb, empathisch sogar holen.
01:49:36: Und ich möchte vielleicht bald ein Filmbesprechungskanal machen.
01:49:39: Das ist auch wichtig, weil ich glaube, Filme gucken, genau das Gegenteil von dir, Sebastian, Filme gucken und darüber reden, mein Ding.
01:49:47: Wir werden, ich glaube nicht, dass Filme gucken und darüber reden nicht, Sebastian's Ding ist.
01:49:52: Wir werden in vier Wochen, werden wir was über Filme gucken machen, voraussichtlich.
01:49:58: Und aber was, was erst mal ansteht in zwei Wochen, unsere nächste Folge ist am siebzehnten Juni und alte Säcke, wie ich, werden sich erinnern, dass am siebzehnten Juni etwas war.
01:50:10: Und dementsprechend werden wir in zwei Wochen über die DDR sprechen.
01:50:13: Und ja,
01:50:16: ich
01:50:17: freue mich drauf.
01:50:19: Danke und bis dahin.
01:50:21: Alles klar.
01:50:22: Macht's gut.
01:50:23: Bis dahin.
01:50:23: Ciao.
01:50:23: Tschüss.
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