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Episode 6: Naturwissenschaft, Sozialwissenschaft und Geisteswissenschaft

Shownotes

Webseite Lydia Benecke: www.lydiabenecke.de

Webseite WTF Live: www.wtf-leipzig.de

Twitch Kanal https://www.twitch.tv/wtftalk

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Transkript anzeigen

00:00:02: Einen wunderschönen guten Abend.

00:00:05: Lydia sagte gerade, Holm, du hast dir das Thema gewünscht, du musst die Anmoderation machen.

00:00:09: Insofern begrüße ich euch alle zum heutigen WTF Talk zum Thema Naturwissenschaft, Sozialwissenschaft, Geisteswissenschaft, wobei ich auch gleich eins auf den Deckel gekriegt habe vorher, dass wir doch eigentlich überwiegend über Naturwissenschaft und Geisteswissenschaft heute sprechen würden.

00:00:26: Aber ja, das... werden wir dann sehen, wie der Talk läuft.

00:00:32: Wir haben Gäste heute Abend und ich würde sagen, wir fangen mit einer kleinen Vorstellung an, bei den Gästen natürlich ein bisschen umfangreicher.

00:00:44: Rebecca, wer bist denn du?

00:00:46: Hi, ja, ich bin die Rebecca.

00:00:47: Ich bin eine Laberfachspezialistin, die mir noch so schön mir vorwirft häufig.

00:00:52: Ich bin Geministin mit der Literaturwissenschaftlerin und hab ganz viel so zu Marken und dem narrativen Mal von Marken in der Literatur geforscht.

00:01:00: Ich bin dabei jetzt auch so ein bisschen in der Skeptikerbabel unterwegs und interessiere mich entsprechend auch für die Schnittsflächen, die wir halt so haben als Geisteswissenschaftler in Naturwissenschaften und anderen Disziplinen.

00:01:12: Jo, Florian.

00:01:15: Ja, wunderschönen guten Tag.

00:01:18: Ich bin Physiker, also die andere Seite der Wissenschaft.

00:01:23: Bin aber nicht mehr, das sage ich auch gleich dazu, aktiv Forschender Physiker.

00:01:27: Das war ich früher mal auf dem Gebiet der Quantenphysik, sondern mittlerweile verbringe ich meine Zeit, damit über das zu reden und das zu schreiben, was andere Leute forschen.

00:01:36: Bin also Wissenschaftspublicist und in dieser Funktion Hauptsächlich im naturwissenschaftlich-technischen Bereich tätig, aber ein bisschen auch in anderen Gebieten habe also durchaus auch in dieser Funktion als Wissenschaftspublikist immer wieder mal mit Leuten aus den Sozialwissenschaften zu tun.

00:01:54: Geisteswissenschaften eher weniger, was ich persönlich schade finde.

00:01:59: Jo, dann machen wir mit uns weiter Bernd.

00:02:04: Ach du.

00:02:06: Ja, ich bin Bernd.

00:02:07: Hallo, ich habe heute Abend gar nichts zu sagen, weil ich habe also Ich wollte ja eigentlich immer nur Journalist werden und in den Achtziger und Neunziger Jahren war das so.

00:02:16: Es gab zwar damals schon so journalistische Studiengänge, das hätte man natürlich machen können.

00:02:21: Man hätte Journalistik studieren können.

00:02:23: Nur waren die Dinge in den Achtziger Jahren so schlecht, dass kein Chefredakteur so jemand eingestellt hätte.

00:02:28: Also die galten als weltfremde Spinner.

00:02:31: Und wann immer ich irgendwo gefragt habe, ja, was muss ich denn machen, um da bei Ihnen arbeiten zu können, hieß es, studier irgendwas und nebenbei so viel, wie wir wirklich arbeiten.

00:02:41: Dann habe ich nebenbei so viel wie möglich gearbeitet, habe deswegen eher so halbherzig nebenbei studiert, aber ich habe noch schlimmer als Florian nie zu keinem Zeitpunkt in diesem Fach gearbeitet, geforscht oder sonst was.

00:02:55: ich wollte auch nie Politikwissenschaftler werden.

00:02:58: Ich hätte auch Hopfenkunde oder Torfstechen studieren können, das wäre mir vollkommen egal gewesen.

00:03:03: Ich habe das nur gebraucht um Schönerliste werden zu können, inhaltlich war das mir total egal.

00:03:08: Deshalb fürchte ich, dass ich euren ganzen Gedanken gängen.

00:03:11: Heute Abend, dass ich sehr schwer werde folgen können, aber ich bin mir müde.

00:03:14: Du wirst ganz viele Fragen stellen können, hast du?

00:03:16: Oh ja, ich kann es kaum erwarten.

00:03:18: Doch eine Frage hätte ich da.

00:03:19: Florian, du hast ja ganz vergessen, zwei Sätze zu deinem neuen Buch zu sagen.

00:03:23: Oh, darf ich das?

00:03:25: Ja, es ist heute ein schöner Tag für mich, weil heute nämlich... dieses Ding hier erschienen ist.

00:03:31: Mein neues Buch über Quantenphysik, ein populärwissenschaftliches Buch, das ohne Formeln und Mathematik auskommt.

00:03:37: Und trotzdem hoffentlich allen, die sich dafür interessieren, ermöglicht zu erkennen, was die wichtigsten Grundgedanken der Quantentheorie sind.

00:03:46: Also, wenn euch das Thema Quanten interessiert, warum wir nicht durch Wände gehen, ist heute erschienen.

00:03:52: Ich freue mich.

00:03:56: Ja, sehr schön.

00:03:59: Annika.

00:04:00: Ja.

00:04:03: Ihr kennt mich.

00:04:04: Aber ich kann natürlich gerne noch was zu mir sagen.

00:04:08: Podcasterin vom European Skeptics Podcast.

00:04:11: Studiert habe ich, weil wir das ja heute alles schön gesagt haben, habe ich Englisch und Geschichte auf Staatsexamen noch fürs Lehramt, also auch noch ein bisschen erziehungswissenschaftliches Studium dabei.

00:04:22: Genau.

00:04:23: Und nebenbei bin ich auch noch Mutter.

00:04:28: Genau.

00:04:31: Lydia?

00:04:31: Genau.

00:04:32: Ja, ich bin Psychologin und arbeite auch beruflich mit straffälligen Menschen.

00:04:37: Das wissen viele Menschen, die schon mal irgendwas von mir gehört haben.

00:04:40: Und ja, heute darf ich vielleicht ein bisschen was zur Psychologie erzählen,

00:04:44: hoffentlich.

00:04:46: Ja, mein Name ist Holm-Hümmler.

00:04:49: Ich bin vom Hintergrund auch Physiker.

00:04:52: Das geht so ein bisschen in die Richtung von Bernd.

00:04:54: Ich habe tatsächlich auch noch Wirtschaftswissenschaft, ein Zusatzstudium gemacht und da auch eine Diplomarbeit geschrieben.

00:05:03: Insofern auch einen gewissen Bezug zu einer Sozialwissenschaft, aber hatte da schon den Eindruck, dass das sagen wir mal methodisch eher dünnere Bretter waren, die ich da gebohrt habe.

00:05:16: und ja, nicht dass ich es nur unbedingt hätte haben müssen, um den Titel zu haben, aber so richtig die Wissenschaft darin kennengelernt habe ich jetzt auch nicht.

00:05:28: Und trotzdem finde ich es wahnsinnig spannend, weil eigentlich immer wieder mal diskutiert wird vom Thema Wo fängt eigentlich Wissenschaft an und wo hört Wissenschaft auf?

00:05:40: Und dann stößt man als Naturwissenschaftler immer ganz schnell auf Leute, die sagen, naja, irgendwo kurz hinter der Biologie hört eigentlich Wissenschaft schon auf und alles, was dann so Richtung... Richtung Medizin geht, ist schon völlig unwissenschaftlich und von sowas wie Germanistik wollen wir überhaupt nicht reden.

00:05:57: Und deswegen dachte ich, okay, wir müssen unbedingt mal eine Germanistin einladen, eine Literaturwissenschaftlerin sogar, aber auch in der Germanistik kann man ja ganz unterschiedlich an Dinge rangehen und das kann man auch sehr, also man kann statistisch irgendwelche Formulierungen zählen oder irgendwelche Partikelzählen entsetzen.

00:06:16: Also da gibt es ja auch ganz viel.

00:06:19: Insofern, ja, so ein bisschen, was?

00:06:22: Und wir haben uns da vorher schon ein bisschen unterhalten.

00:06:24: Rebecca, was macht für dich der Unterschied zwischen Geistes- und Sozialwissenschaft aus?

00:06:29: Was ist eigentlich eine Geisteswissenschaft?

00:06:31: Ich glaube, das kann man auf verschiedene Weisen angehen.

00:06:34: Also es gibt verschiedene Modelle, nach denen man das irgendwie teilen kann.

00:06:37: Also gerade diese Divide zwischen Kulturwissenschaften, also das wäre so der Überbegriff für Geisteswissenschaften und Sozialwissenschaften und Naturwissenschaften.

00:06:44: Also die einen sagen, es liegt irgendwie an dem Gegenstand, der da untersucht wird.

00:06:48: Die Naturwissenschaften befassen sich mit den Phänomenen in der Natur, also außerhalb des Menschen und die Kulturwissenschaften, mit der Kultur und allem, was der Mensch und sein Verstand so hervorbringt.

00:06:58: Dann gibt es die Fragen der Methodik empirisch gegen Hermeneutisch, also das heißt erklärend und deutend interpretieren, was man da so sich anguckt.

00:07:07: Und dann gibt es halt noch diese Unterscheidung mit... Ja, dahingehend, ob man Dinge eben erklärt, wie die Natur ist.

00:07:14: Das macht er halt versucht zu deuten.

00:07:17: Das sind so die beiden Kernunterschiede.

00:07:20: Aber ich glaube, man wird relativ schnell merken, dass die nicht trennscharf sind.

00:07:24: Weil natürlich auch, es gibt Overlaps zwischen verschiedenen Disziplinen oder... Leute, wie ich in der Germanistik, das halt eben auch und so mal passiert.

00:07:32: Mein nächstes Projekt, das ich gerne machen würde, wird sich mit Prothesen befassen.

00:07:35: Also, weil ich da mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch irgendwie mit Biologie und mit Medizin mich auseinandersetzen müssen und weil dann halt auch empirische Dinge machen müssen, wie Interviews und mir Studien angucken, wie viele Leute tragen denn solche Objekte?

00:07:48: Was haben die für eine Funktion?

00:07:49: Also, das ist nicht so einfach.

00:07:51: Also, Geisteswissenschaften sind halt für mich... Ich setze mich mit Kulturprodukten auseinander und versuche, deren Relevanz in bestimmten Kontexten zu erklären.

00:08:02: Wie ist das mit Kulturprodukten, die sozusagen eine Wissenschaft für sich selber erstmal selbst definiert?

00:08:09: Im Chat ging es irgendwie gerade um die Rechtswissenschaft zum Beispiel.

00:08:12: Die schafft ja sozusagen ihren Forschungsgegenstand in gewisser Weise selbst oder die Politik schafft den.

00:08:19: Aber das ist ja nicht so, dass die sich mit Sachen beschäftigt, die von... Also ist das in anderen Wissenschaften auch so?

00:08:29: Ist es dann eine geisteswissenschaft?

00:08:32: Was ist es eigentlich?

00:08:33: Also Rechtswissenschaften würde ich jetzt spontan bei den Sozialwissenschaften ansiedeln, weil die ja eigentlich, also Sozialwissenschaften sind ja oft... mehr so hybride.

00:08:43: Das klingt jetzt natürlich nicht immer so, als wären die keine eigenen Wissenschaftsformen.

00:08:46: Das ist natürlich absolut nicht so gemeint, aber nach dem, welches Erklärungsmittel man halt benutzt, haben die viele Elementen von beidem.

00:08:51: Also die kam jetzt zum Beispiel natürlich in Forschungsgegenstand, der außerhalb der natürlichen Welt ist, weil klar, Gesetze und juristische Vorschriften macht halt der Mensch selber.

00:09:00: Aber die Arbeiten halt ganz viel.

00:09:03: mit quantitativen und empirischen Methoden.

00:09:06: Also gucken wir natürlich an, wie Statistiken aussehen, was bestimmte Verbrechen angeht, welche Auswirkungen das hat, beziehen irgendwie ganz viel externen Input von anderen Wissenschaftsfeldern mit ein.

00:09:16: Also ich glaube, das würde dann da sitzen, keine Ahnung.

00:09:18: Was denkt denn die anderen?

00:09:22: Ich finde, man kann auch viel unterscheiden im Sinne von, welche Methoden werden benutzt und messe ich etwas und wenn ja wie.

00:09:33: Also kann man auch ganz viel an einteilen.

00:09:37: Ich fand beim Blick auf Sozialwissenschaften, dass du also in der... der klassischen Sozialwissenschaft, die sich schon so nennt, nämlich in der Soziologie, tatsächlich ja so eine Spannbreite und letztlich auch einen internen Konflikt-Tast zwischen Leuten, die da völlig geisteswissenschaftlich rangehen und sozusagen so diesen rein konzeptionell rangehen und teilweise auch... Errichtungen wie den Konstruktivismus oder Ähnliches vertreten.

00:10:11: Und auf der anderen Seite hast du im selben Feld halt Leute, die sagen, ich mache empirische Sozialforschung und das, was ich nicht in der Umfrage belegen kann, die möglichst repräsentativ ist.

00:10:20: Das ist eigentlich nichts, worüber man wissenschaftlich arbeiten kann.

00:10:24: Also die sprechen sich teilweise innerhalb ihres Feldes gegenseitig die Wissenschaftlichkeit ab, was ich dann schon ganz spannend finde.

00:10:30: Ja, wir sind das bei euch Physiker.

00:10:31: Ich dachte, auch da gibt es immer diesen Divide zwischen praktischer und theoretischer Physik.

00:10:36: Das ist natürlich richtig.

00:10:37: Es gibt die Theoretiker, die die recht haben.

00:10:39: Und dann gibt es die Experimentalphysiker, die sind so eine Hilfswissenschaft.

00:10:44: So wie die Archäologen für die Geschichtsschaffler.

00:10:47: Genau so.

00:10:48: Es stimmt.

00:10:49: Und es ist tatsächlich interessant in der Wissenschaft.

00:10:51: Ich habe den Eindruck, man kann beliebig weit reinsumen.

00:10:56: Überall diese Bruchstellen und unterschiedliche Völker, die einander vielleicht nicht verstehen oder unterschiedliche Sprache sprechen, also was wir da jetzt besprechen.

00:11:07: Denn der Unterschied zwischen Geisteswissenschaften und Naturwissenschaften ist halt so auf der ganz großen Skala.

00:11:12: Aber wenn man dann reingeht, ja, es stimmt, es gibt dann auch in der Physik diese Unterscheidung zwischen Theoretikern, die mit Papier und Bleistift oder vielleicht mit Computern arbeiten und Experimentalphysikern, die vielleicht schweißen und löten können.

00:11:24: Und beide glauben, sie sind die Einzigen, die es wirklich drauf haben und blicken auf die anderen hinab.

00:11:30: Und dann kann man noch weiter reingehen.

00:11:31: und da gibt es Grabenkämpfe zwischen Leuten, die sich mit Stringtheorie beschäftigen und Leuten, die sich mit Quantum Loop Gravity beschäftigen und die sprechen auch unterschiedliche Sprachen.

00:11:41: Und Leute, die sagen, dass Stringtheorie überhaupt keine Wissenschaft ist, weil sie ja keine, oder zumindest mal keine Theorie ist, weil sie ja keine Aussagen macht, die man empirisch nachprüfen kann.

00:11:52: Oh, dieses Fass Holm, das machen wir heute

00:11:54: nicht.

00:11:56: Klischees die Bank, weil ich glaube, wenn man jetzt auf die Straße stellen würde, würde ein paar Leute fragen, was für Bilder die im Kopf haben zu einem Geisteswissenschaftler und Naturwissenschaftler.

00:12:05: Ich glaube, dann hast du in der ersten so diesen Was, was ich Diogen, dass du irgendwo in der Tonne sitzt oder halt heutzutage vielleicht den Einzelnen mit seinem Bergbücher im Elfenbeinturm, der vor sich hin liest und schreibt und bei den Naturwissenschaften vermutlich eher so die Menschen mit weißen Kitteln, die im Labor herum hüpfen.

00:12:21: Ich glaube, das sind schon sehr eingefahrene Vorstellungen von diesen Arbeitsweisen, die viele Leute haben.

00:12:26: Und ich glaube so plakativ einfach ist dann halt auch nicht.

00:12:29: Nein, sicher nicht.

00:12:30: Ja, und es ist halt auch wirklich, es gibt ja auch viele, die wirklich

00:12:33: so

00:12:33: mittendrin sind.

00:12:34: Also... Wirtschaftswissenschaft, harte Mathematik.

00:12:41: Manchmal, je nachdem.

00:12:43: Kommt

00:12:45: drauf an, was du machst.

00:12:45: Es ist natürlich häufig harte Mathematik auf was angewendet, was dann in der Praxis gar nicht so hart ist.

00:12:50: Und dann hast du halt ein Modell, was in sich möglicherweise sehr geschlossen und stringent ist, was unterschiedlich hochfliegend sein kann.

00:13:01: Die Frage ist dann, wie viel hat dieses Modell eigentlich tatsächlich mit der Realität zu tun, die du dann beschreibst?

00:13:05: Ja, ich glaube, da sind wir jetzt bei einem ganz, ganz wichtigen Punkt angekommen, weil was du hier ansprichst, ist ja die Überlegung, dass die Verwendung einer bestimmten Methode noch nicht bedeutet, dass das, was man damit macht, jetzt die Rigorosität dieser Methode hat.

00:13:19: Und ich glaube, das ist ein ganz wichtiger Punkt.

00:13:21: Ich kann natürlich jetzt ein beliebiges Feld mir aussuchen und es mit... Mathematik anpacken.

00:13:27: Das ist prinzipiell möglich.

00:13:30: Ich kann auch, wenn ich möchte, mir ein Autor des Jahrhunderts aussuchen und das Werk dieses Autors mit mathematischen Methoden analysieren.

00:13:40: Es ist nur wahrscheinlich vollkommen irrelevant und langweilig, was damit rauskommt.

00:13:44: Also nur, dass nur eine rigorose Methode zu verwenden oder eine mathematische Methode zu verwenden, ist noch kein Garant für irgendetwas.

00:13:53: Wobei das für alle Wissenschaften

00:13:54: geht.

00:13:55: Natürlich.

00:13:55: Ich glaube, das ist auch etwas, was ganz Wichtiges festzuhalten.

00:13:59: Also jetzt von meiner Warte aus gesprochen, weil ich habe mich ja vorhin so spaßig mit dem, ich bin hier Labervach-Spezialist vorgestellt, weil ich glaube, das ist generell wirklich so, dass du, wenn du in einem Kontext bist, nehmen sehr viele Naturwissenschaftler unterwegs und da läutet die von keinem von den beiden irgendwie Ahnung haben oder Berührungspunkte damit.

00:14:16: dass auch davon ausgegangen wird, dass du halt einfach nichts macht als schwafeln und du hast überhaupt keine Methodik dahinter.

00:14:22: Und so einfach ist das natürlich auch nicht.

00:14:24: Also wir haben ganz ähnliche Prozesse in den Geisteswissenschaften, wie wir die in allen anderen Wissenschaften kennen.

00:14:28: Klar, wir können natürlich jetzt nicht Studien reproduzieren, aber wir haben auch Peer-Review-Prozesse.

00:14:34: Wir müssen auch logisch valide Argumente aufbauen.

00:14:37: Wir müssen alles, was wir so behaupten, in unseren Analysen natürlich auch irgendwo belegen.

00:14:41: Also wenn das jetzt in meinem konkreten Fall mit Textstellen ist, wo ich sage, guck mal, Kontext, in dem ein Autor etwas sagt oder wie er sich da präsentiert.

00:14:48: Und daraus ziehe ich diesen Schluss.

00:14:50: Ich kann mich ja auch nicht einfach hinstellen und sagen, so ist halt jetzt so.

00:14:53: Würdest du sagen, ihr habt festgelegte Mechanismen, nach denen ihr nach den oder im Fach sozusagen im Fach irgendwie einvernehmliche oder allgemein so verstanden Mechanismen, nach denen man sagen kann, das ist eine valide Aussage und das nicht.

00:15:10: Ich glaube, das geht ganz viel auf Formalobik irgendwie zurück.

00:15:13: Also kannst du wirklich mit dem Beleg, den du ziehst, das genau unter Mauern.

00:15:17: Also kannst du natürlich jetzt nicht hergehen und kannst sagen, okay, ich habe jetzt einen Argument aufgebaut, das Modens ponensmäßig, so nach der logischen Struktur ja super funktioniert.

00:15:25: Aber wenn die Prämisse halt falsch ist, dann ist die Prämisse halt falsch und das ist natürlich auch der Schluss falsch.

00:15:29: Also da läuft ganz viel darauf hinaus und Methodik ist sehr unterschiedlich.

00:15:33: Also es ist auch innerhalb, wie Florian schon für die Physik gesagt hat, innerhalb der Literaturwissenschaften schon unterschiedlich.

00:15:39: Da gibt es komparative Modelle, wenn Leute entweder verschiedene Texte oder auch Texte aus verschiedenen Kulturen vergleichen.

00:15:45: Oder was ich jetzt zum Beispiel viel gemacht habe, ist halt so als grob methodisches Close Reading.

00:15:50: Also ich habe mir eine bestimmte Fragestellung vorgeknüpft und habe mir diverse Bücher, die ich zu diesem Themenkomplex passend ausgesucht habe, ganz präzise an... wirklich einzelne Textstellen, so Wort für Wort, aus einander gepflückt, um halt zu gucken, wie diese Konstrukte und die Begriffe, die da verwendet werden, bestimmte Themengebiete oder bestimmte Bilder generieren, so in die Richtung.

00:16:11: Also es kommt auch immer darauf an, in welcher Richtung du arbeitest.

00:16:14: Gibt ja auch bei uns zum Beispiel den den den den Split zwischen Sprachwissenschaften und Literaturwissenschaften innerhalb der Germanistik.

00:16:21: Julia, du hattest ein bisschen den Bruch in der Psychologie ja auch erlebt in deinem Studium, wie du sagst.

00:16:28: Ach nur

00:16:28: ja, also ich war an der Ruhr Uni Bochum.

00:16:31: Und das ist etwas länger her.

00:16:33: Ich fühle mich ein wenig alt, vielleicht darüber nachdenke.

00:16:35: Aber ich habe einen neuen Diplom gemacht und ja, auf jeden Fall Diplom noch.

00:16:41: Das ist das, was heute Master ist.

00:16:42: Das kennt man nicht mehr.

00:16:44: Es war alles irgendwie sehr anders.

00:16:46: Aber jedenfalls an der Ruhr und die Bochum ist man sehr naturwissenschaftlich orientiert.

00:16:51: Und das war dann auch von Anfang an im Studium ganz klar schon im Grundstudium, wurde beispielsweise muss man offen sagen, Psychoanalyse direkt sehr kritisch eingeordnet.

00:17:03: Und das wurde direkt gesagt, okay, empirische Forschung geht so.

00:17:06: Wir haben hier also auch eine starke Neuropsychologie und ja, wir arbeiten mit wissenschaftlichen Methoden und alles, was ihr also in der Psychologie erforscht, müsst ihr eben auch mit entsprechend empirischen Methoden erforschen.

00:17:22: Und so wurden wir also direkt auch mit der Psychologie bekannt gemacht und das ist die moderne Psychologie.

00:17:28: Deswegen muss ich sagen, das ist halt, was ich kenne.

00:17:32: Aber wenn man sich natürlich die Geschichte der Psychologie anguckt, dann begann natürlich das alles etwas anders.

00:17:37: Und die klassische Definition ist ja, Psychologie ist die Wissenschaft vom Erleben und Verhalten des Menschen.

00:17:42: Und wenn man drüber nachdenkt, das Erleben ist ja ein ziemlich weites Feld.

00:17:46: Also Bahrnehmung, Emotionen, Gedanken, Erinnerungen, da gehört jede Menge dazu.

00:17:52: Wie untersucht man das?

00:17:53: Und das ist ja dann die große Frage.

00:17:55: Und ja, vor der Psychologie gab es natürlich Disziplinen wie Philosophie und Theologie, die sich damit beschäftigt haben.

00:18:03: Und da gab es diverse Annahmen.

00:18:06: Ja, man hat sie halt eben nicht geprüft.

00:18:08: Und auch als die Psychologie begann, natürlich denken viele Menschen bis heute bei Psychologie sofort Siegmund Freud.

00:18:15: Der Typ mit dem Foto, mit der Zigarre und das ist dann direkt so ein Bild, was echt viele Menschen assoziieren.

00:18:20: und Sigmund Freud war auch historisch eine mega wichtige Figur und hat auch definitiv viele Bandeüberlegungen gehabt, aber viele seiner Überlegungen wirken aus heutiger Sicht halt kreativ, aber nicht haltbar.

00:18:36: Und das ist halt eben das große Problem, dass man natürlich damals irgendwo einen Anfang finden musste, aber sehr kurz gesagt hat sich die Psychologie im Laufe der zwanzigsten Jahrhunderts natürlich wesentlich gewandelt und hin eben zu, wie können wir überprüfen, was wir glauben?

00:18:51: und wir benutzen natürlich verschiedene Methoden.

00:18:54: Also natürlich gibt es zum Beispiel etwas, dass viele Menschen sicherlich wissen, wenn sie über psychologische Forschung nachdenken, Selbstauskunft, Interviews, verschiedenste Testungen, wo man eben die Ausprägung zum Beispiel von Persönlichkeitsmerkmalen feststellen kann.

00:19:08: Aber es gibt ja auch die Möglichkeit, zum Beispiel die Hirnaktivität zu messen.

00:19:14: Also das sind dann ja wieder Methoden, die dann aus dem medizinischen Bereich kommen.

00:19:19: Und der Punkt ist halt auch, dass immer weiter geforscht wird.

00:19:22: Und das ist auch etwas, was ich ganz spannend finde, als ich noch studiert habe.

00:19:26: Gab's ein Sozialpsychologe Lehrbuch und da waren halt ein paar Untersuchungen drin, die schon wat älter waren.

00:19:32: Und die man leider nicht so richtig repliziert hat und wo man aus heutiger Sicht dann sagen würde, ja, das war halt eben ein Problem.

00:19:42: Also man muss natürlich Dinge immer wieder replizieren und auch Variablen verändern.

00:19:47: Und ein ganz bekanntes Beispiel dafür ist der Zuschauer Effekt.

00:19:50: Das war ein ganz großes bekanntes Thema in der Sozialpsychologie.

00:19:54: Also sehr, sehr kurz gefasst, dass man halt mit Versuchssettings dann geprüft hat, ob halt Menschen weniger dazu bereit sind, zu helfen, um so mehr Menschen in einer Situation sind, dass man also die Verantwortung durch alle Teilsubjektiv und persönlich weniger Verantwortung empfindet.

00:20:13: Und tatsächlich auf der subjektiven Ebene ist das so, aber ganz spannend ist, dass wenn du dann in der echten Welt schaust, dass in der echten Welt halt, da gab es eine Studie von sich gezeigt hat, dass eben bei realen Vorfällen, wo Menschen Opfer von Gewalt und Aggressivität geworden sind, dass da in den meisten Fällen geholfen wird.

00:20:37: Und das bedeutet jetzt nicht, dass die sozusagen Untersuchungsergebnisse falsch waren, aber was wir inzwischen wissen, ist sehr verkürzt gesagt, dass wenn auch nur eine Person in der echten Realität sagt so, ich greife jetzt ein, dass dann sogar andere, die dabei sind, nach dieser ersten Person, die eingreift, sogar eher bereit sind, dann mitzuhelfen.

00:21:00: Und da spielen dann wieder Faktoren eine Rolle wie Persönlichkeitsvariablen, manche Menschen.

00:21:06: die halt eine sehr hohe Selbstwirksamkeitsüberzeugung haben, die also sehr stark davon ausgehen, dass ihr eigenes Verhalten, ihre eigene Entscheidung, was bewirkt, wenn eine Person, die dann eine gute Selbstwirksamkeitsüberzeugung hat, wenn die dann in so eine Situation geht, dann wird die halt eher helfen als eine Person mit einer niedrigen Selbstwirksamkeitsüberzeugung.

00:21:23: Okay, ich will jetzt nicht allzu tief abschweiften, aber das sind jetzt Beispiele dafür, dass man natürlich Dinge prüfen und replizieren und in verschiedenen Settings prüfen und alle Variablen berücksichtigen muss.

00:21:34: Das Schöne ist, das macht die moderne Psychologie.

00:21:36: Und das finde ich halt so großartig und deswegen lese ich auch immer gerne alle Aktualisierungen in meinem Fach, weil tatsächlich umso mehr Forschung existiert, desto sicherer werden wir uns eben, wie man die Erkenntnisse auch immer klarer fassen kann und immer mehr auch anwenden kann auf die Realität.

00:21:54: Es zeigt aber eben auch, dass du letztlich um die Frage kam, so ein bisschen im Chat auf, gibt es überhaupt eine Wissenschaft, die ohne Statistik arbeitet.

00:22:02: Du kannst wunderbar mit statistischen Methoden irgendeinen Experiment untersuchen.

00:22:09: Wenn du nicht genau hinterfragst, was du da eigentlich tust, dann kriegst du halt Aussagen nur über das Setting dieses Experiments.

00:22:15: und in dem Moment, wo es jemand repliziert.

00:22:18: der halt das Experiment nicht ganz gesorgt nachbaut, siehst du eigentlich, ob die Aussagekraft überhaupt erst da ist.

00:22:25: Und wenn es jemand möglicherweise hinterfragt, der auch gar nicht mit statistischen Methoden arbeitet, sondern einfach nur sagt, ich gehe jetzt an das Konzept mal ran und gucke mal, welche Kontextfaktoren sind da, die möglicherweise in dem Experiment nicht berücksichtigt sind, ist das eben auch ein Wertbeitrag, der wichtig sein kann.

00:22:41: Es ist aber auch, glaube ich, wieder so eine Begriffsfrage irgendwie.

00:22:44: Wo hört Wissenschaft auf und wann fängt Wissenschaft überhaupt an?

00:22:47: Weil ich glaube, das ist ganz interessant auch zu sehen, weil in unserem deutschsprachigen Kontext sind da ganz andere Battles als im englischsprachigen.

00:22:53: Das ist, glaube ich, so ähnlich.

00:22:54: Wie das jetzt was, was ich ein bisschen weit hergeholt habe, dieser Divert zwischen Sex und Gender, den du ja in Deutschland in der Gespräche nicht hast.

00:23:00: Genauso hast du ja in einem akademischen Kontext die Humanities und die Sciences.

00:23:04: Und es ist ja auch ein Argument, was sehr oft benutzt wird, um Geisteswissenschaften und Sozialwissenschaften die Wissenschaftlichkeit abzusprechen.

00:23:11: Also bei den Social Sciences geht es noch, weil die ja auch oft noch mit dem Begriff betitelt werden im englischsprachigen Raum.

00:23:17: Aber du hast ja oft so, it's the Humanities, it's not science, also es sind halt keine Wissenschaften.

00:23:21: Und da muss man halt eben sich auch Gedanken darüber machen, wie man das definiert.

00:23:24: und ich wollte jetzt mal ganz banal runterbrechen.

00:23:27: Wir arbeiten in wissenschaftlichen Institutionen in aller Regel.

00:23:30: Wir publizieren, wir stellen uns der Peer Review.

00:23:33: Wir haben unsere Methodik, wir müssen unsere Methodik auch in mehr Publikationen, die wir machen, irgendwie offenlegen und unsere Forschungsfragen offenlegen und dann halt diskutieren, ob wir die nun mal hinreichend beantwortet haben oder nicht.

00:23:45: Also ich glaube, das sind ganz interessante Definitionsfragen, auch die da aufgehen.

00:23:50: Ich finde, das klingt mir fast zu defensiv.

00:23:53: Es ist merkwürdig, dass ich das Bier sage.

00:23:56: Aber es klingt für mich alles, was du sagst, ist selbstverständlich richtig.

00:24:01: Aber wenn ich so etwas höre, dann habe ich manchmal das Gefühl, es klingt so, als wollte man rechtfertigen, dass halt Geisteswissenschaften nicht mit naturwissenschaftlichen Instrumenten arbeiten können oder nicht in dem Ausmaß.

00:24:14: Ich sehe das jetzt keinerweise als Schwachstelle, sondern im Gegenteil.

00:24:20: In den Geisteswissenschaften muss man eben mit anderen Instrumenten arbeiten, weil das naturwissenschaftliche oder statistische oder mathematische Instrumentarium, was auch immer man nehmen möchte, einfach nicht sinnvoll ist, nicht ausreicht.

00:24:32: Und das ist etwas, was ich stärker mir wünsche in der Diskussion, weil wir alle kennen diese Grabenkämpfe zwischen Naturwissenschaften auf der einen Seite und sozialen Geisteswissenschaften auf der anderen Seite.

00:24:45: Und ich finde diese Grabenkämpfe unglaublich lächerlich, weil man weil es eigentlich vollkommen klar ist, dass unterschiedliche wissenschaftliche Bereiche unterschiedliche Methoden brauchen.

00:24:56: Und das ist nicht weil einer der Bereiche besser oder klüger oder interessanter ist als der andere, sondern der wesentliche Unterschied ist einfach nur der Grad der Komplexität.

00:25:06: Wir Physiker haben den Vorteil, das Glück, dass wir unglaublich einfach in Dingen arbeiten.

00:25:13: Also

00:25:13: ich weiß jetzt nicht, so Quantenphysik klingt das nicht einfach

00:25:17: für mich.

00:25:17: Ja, was macht die Quantenphysik?

00:25:18: Die beschäftigt sich mit Dingen wie ein Elektron, das um ein Atomkern kreist.

00:25:23: Ich meine, wie viel simpler kann es noch werden?

00:25:26: Wenn du zwei schwere Atomkerne aufeinander schießt und dann irgendwie zwei tausend Teilchen produzierst.

00:25:35: Ja, das können die Quantenphysiker eben eh nicht ordentlich ausrechnen.

00:25:37: Da scheitzt dann sie doch eh schon.

00:25:39: Das ist genau das Problem.

00:25:41: Aber prinzipiell hat man es mit Objekten zu tun, die sehr präzise definierbar sind, wo ich weiß, wenn ich das so hinschreibe, dann ist das hier, so, dann ist das in Papua Neuguinea genauso und dann wird es in zweihundert Jahren noch immer so sein.

00:25:54: Und das ist einfach in den Geistes- und Sozialwissenschaften.

00:25:58: so nicht möglich, weil es da immer Kontext gibt, weil sich da die Disziplin ändert, die Sprache ändert, das Thema ändert, die Inhalte ändert.

00:26:06: Und das ist für mich eigentlich der entscheidende Unterschied.

00:26:09: Und ich glaube, da müssen beide Seiten lernen, dass es eben die andere Seite auch... gibt.

00:26:15: und ich kenne Naturwissenschaftler, die mich wahnsinnig ärgern, weil sie so tun, als könnten sie mit ihrem naturwissenschaftlichen Wissen, dass ja irgendwie viel besser ist, denn Geistes- und Sozialwissenschaftlern erklären, was die eigentlich machen sollten.

00:26:29: und auf der anderen Seite ärgere ich mich auch über Geistes- und Sozialwissenschaftler, die sagen, naja, aber es ist ja alles irgendwie kontextabhängig und man muss das ja alles in Relation auf etwas sehen.

00:26:40: und ihr Naturwissenschaftler ihr glaubt ihr habt die Wahrheit und in Wirklichkeit ist das ja auch nur eine Sichtweise.

00:26:46: Und da muss ich sagen, nein, die Naturwissenschaft kann eben schon Spakten schaffen, von denen ich sehr sicher bin, dass sie vielleicht in zweihundert Jahren zwar in neuem Kontext gesehen werden mögen, aber sicher nicht als falsch betrachtet werden können.

00:26:59: Und das ist der entscheidende Unterschied für mich.

00:27:02: Ja und ich meine, so was wie die Schlacht am Lechfeld oder so für Geschichte kannst du halt einfach nicht repräzieren.

00:27:07: Also das kann man

00:27:08: versuchen,

00:27:09: aber

00:27:10: besser mal nicht, ne?

00:27:11: Also da hätte der Berg, glaube ich, auch was gehen.

00:27:13: Ich wollte sagen, es wäre ein Fall für die Ethik-Kommission.

00:27:18: Ich würde so ein bisschen... Also ich habe tatsächlich so im Rahmen, nicht im Rahmen meines Studiums, sondern im Rahmen, man ist... Begleitprogramm, wo ich auch unter lauter Geisteswissenschaftlern war, tatsächlich so ein bisschen dieses Wissenschaftsbild vermittelt bekommen.

00:27:32: Und das ist der Skeptiker natürlich noch viel mehr verbreitet, dass man sagt, okay, du hast so dieses System, du hast eine Beobachtung, du formulierst eine Hypothese, dann machst du ein Experiment.

00:27:41: Und wenn du halt eine Hypothese hast oder mehrere Hypothesen hast, die einen Bereich beschreiben und... Die Hypothesen sind alle nie durch Experimente widerlegt worden, dann kannst du daraus eine Theorie formen und das dann was ganz besonders tolles und das ganz besonders zusammenhängendes.

00:27:56: Und wenn es das nicht ist, dann ist es irgendwie keine Wissenschaft.

00:27:59: Und da muss man jetzt ganz klar sagen, das kommt natürlich von Leuten, die irgendwie aus der Physik in die Wissenschaftstheorie gegangen sind.

00:28:07: Und da gab es ja eine ganze Menge.

00:28:09: Also Popper natürlich als das Aushängeschild überhaupt, aber da waren ja noch deutlich mehr.

00:28:16: Und ja, da mag natürlich in gewisser Weise, ist sowas in der Physik auch ideal typisch vorhanden.

00:28:22: Aber selbst in der Physik ist das nicht der allgemeine Fall.

00:28:26: Also du hast auch in der Physik ganz viel explorative Forschung, wo du sagst, ich mache einfach mal ein Experiment, weil ich diese Situation einfach bis jetzt nicht hatte.

00:28:34: Und ich gucke erstmal und beobachte möglichst viel und gucke, was dabei herauskommt.

00:28:37: Und dann kann ich überhaupt erst anfangen, Hypothesen zu finden.

00:28:40: Und wenn ich mir das ganze Zern angucke, Ja, natürlich, als der große Beschleuniger der LHC da gebaut wurde, hat man sich natürlich die Frage gestellt.

00:28:52: Also hat man natürlich schon vorher gesagt, okay, ich habe die und jene Hypothesen, ich will diese und jene Sachen überprüfen.

00:28:59: Aber irgendwie muss ich auch begründen, dass ich jetzt ein paar Milliarden kriege, um dieses Ding zu bauen.

00:29:04: Aber letztlich muss man natürlich sagen, ganz viel davon ist eben auch, und die Experimente sind auch so aufgebaut, Wir messen einfach mal alles, was da in dieser Kollision passiert, weil das ist ein Energiebereich, den wir noch nie erforscht haben.

00:29:17: Und da interessiert uns alles, was da passiert.

00:29:18: Und wir messen alle Parameter, die irgendwie messbar sind, um so ein Gesamtbild zu kriegen und zu gucken, was, was, was ist da?

00:29:24: Oder wenn ich, wenn ich irgendwo in die Tiefe des Alles gucke, dann, dann suche ich ja auch nicht nur, ist da dieses oder jenes Objekt, sondern ich beobachte einfach erstmal alles, was da ist.

00:29:33: Und, und schau einfach mal, was, was kann ich da machen?

00:29:35: Und da hast du dieses Hypothesen getriebene Arbeiten in der Form, dann wieder gar nicht.

00:29:41: Also, klar, gibt es auch da dann Untersuchungen, die bestimmten Hypothesen nachgehen, aber du hast eben auch den anderen Fall, du einfach sagst, ich beobachte erst mal und gucke, was passiert.

00:29:51: Ja, und ich glaube, was hat auch oft dazukommt, es hat auch eine Schwierigkeit, die gerne übersehen wird.

00:29:56: Wenn man in solchen Diskursen sich irgendwie austauscht, ob jetzt die Naturwissenschaften, ob das jetzt die Physik oder die Biologie oder die Chemie ist, die absolute Wahrheit haben, Wir müssen halt auch immer daran bedenken, dass wir natürlich die absolute Wahrheit immer nur gefiltert ausdrücken können.

00:30:09: Also wir betrachten das alles durch unsere eigene und unsere eigene.

00:30:12: Wir drücken das in unserer Sprache auf.

00:30:14: Wir finden dafür im mathematischen Fall irgendwelche Formeln.

00:30:17: oder wir beschreiben das in irgendwelchen Papers.

00:30:20: Und dann fängt es zum Beispiel schon an, dass sich auch in den Naturwissenschaften Missverständnisse ergeben, wenn du zum Beispiel einen Papier in zwei Sprachen liest.

00:30:26: Und da sieht man auch schon, wie wichtig Sprache und Kontext selbst sind auf dieser Ebene.

00:30:30: Natürlich ändern sich die Erkenntnisse, die dabei gewonnen werden, gerade auf der Basis von Gleichungen, die da ausgedrückt werden, nicht.

00:30:36: Aber die Art und Weise, wie das verstanden wird, kann sich eben ändern.

00:30:38: Und ich glaube, das ist auch... Ja, Neheul.

00:30:41: Ich trage da gerade mal ein mit einem Aspekt, der vielen Leuten nicht so wirklich klar ist.

00:30:45: Also, ein Aspekt... Warum Einstein in englischsprachigen und in französischsprachigen Ländern lange Zeit nicht so ernst genommen wurde wie im deutschsprachigen Raum ist schlicht weg, dass er in der Anfangszeit eben auf Deutsch publiziert hat.

00:31:04: Und die Artikel einfach in anderen Sprachen deutlich später angekommen sind.

00:31:12: Ja, also dass das sozusagen Englisch die Wissenschaftssprache ist, die zumindest in den Naturwissenschaften einfach überall verwendet wird, das ist ja noch nicht so lange her.

00:31:21: Also ich muss es noch beantragen, dass ich meine Doktorarbeit auf Englisch schreiben darf.

00:31:25: Das muss ich noch begründen, warum ich das machen will.

00:31:28: Meine Antwort war halt schlicht und einfach, weil es auf Deutsch keiner lesen wird, den es interessiert.

00:31:31: Ja, es gibt keinen.

00:31:35: Was du nämlich sagst, erinnert mich daran, dass schon während meines Studiums es immer zwei Sachen gab, wegen derer echt viele Menschen das Studium nicht mehr als zwei Semester durchgezogen haben.

00:31:44: Habe ich früher mal erwähnt bei meinen Vorträgen.

00:31:47: Bei vielen Menschen haben Psychologie studiert und gesagt, hey, ja, wie Menschen funktionieren, finde ich spannend.

00:31:52: Und dann kam direkt in den ersten Semestern richtig viel Statistik und englische Sprache.

00:31:57: Also wir hatten ganz viel wirklich Prüfungsliteratur in englischer Sprache.

00:32:01: Das war... in der Zeit für jüngere Menschen, in der man nicht einfach irgendwie was übersetzen lassen konnte online, sondern die Leute standen da mit einem Buch und haben gesagt, warum muss ich dieses auf Englisch lesen?

00:32:10: und dann hieß es halt, ja, weil das die Wissenschaftssprache ist und du musst Studien auf Englisch lesen im Original.

00:32:15: Die wird dir hier niemand übersetzen.

00:32:17: Nach zwei Semestern war die Hälfte aller Leute, die sich mit mir angemeldet haben, raus.

00:32:21: Ich weiß nicht, ob das immer noch so ist, aber Statistik und die Tatsache, dass wir eben doch sehr viel englische Literatur hatten als Grundlage für die Prüfung.

00:32:30: Das waren zwei wesentliche Aspekte, die viele dann doch nicht so gerne hatten.

00:32:34: Deshalb kommt auch wieder die Rolle der Sprache ganz gut voraus, weil ich glaube, wenn du zum Beispiel Philosophie studierst, also ich habe ja Germanistik und Philosophie studiert in Frankfurt auf Magister.

00:32:44: Und da gibt es dann halt immer diese ellenlangen Diskussionen, wenn du jetzt beispielsweise ein Seminar belegst und du liest, was weiß ich, ein Text von Stuart Mill, dann musst du halt auch dich darauf einlegen, welche Übersetzung du benutzt, weil gerade, also umgekehrt genauso, wenn du jetzt zum Beispiel kannt liest, im englischen Kontext.

00:32:59: Du kannst natürlich nicht erwarten, dass jeder auf dem gleichen Level die Sprache beherrscht, aber je nachdem, welche Besetzung du liest, hast du zum Teil eine ganz andere Interpretation von diesem Text.

00:33:08: Also ich glaube, man darf nicht vernachlässigen, wie wichtig es ist, sich mit Sprache zu befassen.

00:33:13: Und wie wichtig es ist, auch die Kontexte zu kennen, in denen Texte entstanden sind.

00:33:17: Also das ist auch so eine Quellenkritikfrage irgendwie.

00:33:19: Mit welcher Art von Quelle arbeitest du, was ist der Kontext, in dem die entstanden ist?

00:33:23: Und ich glaube, das ist auch was, was wir alle aus Corona hätten lernen sollen.

00:33:27: Dass wir halt einander brauchen, dieses Verständnis.

00:33:29: ist, dass die jeweiligen Disziplinen und die jeweiligen Wissenschaftskulturen irgendwie generieren, Hand in Hand gehen müssen, wenn man ein positives Ergebnis erzielen will für die Gesellschaft.

00:33:38: Amen.

00:33:38: Mein Fütter ist natürlich was, was ich jetzt aus Geschichte auch sehr gut kenne.

00:33:43: Weil man zum Beispiel teilweise an Denkmalern schon sehen kann, die sagen dann mehr.

00:33:47: Also es gibt Hermas Denkmal zum Beispiel.

00:33:50: Das sagt mehr über die Erstehungszeit aus, als über das, was es ein Denkmal dafür ist.

00:33:55: weil es Richtung Erdfeind Frankreich blickt zum Beispiel.

00:34:01: Was nicht so falsch ist, weil die Römer auch aus der Richtung kamen damals.

00:34:05: Ja

00:34:05: ganz grob.

00:34:06: Nein,

00:34:10: aber das ist total wichtig, dass man sich auch anschaut, was ist der Kontext?

00:34:15: Wann ist es entstanden?

00:34:17: Wer hat es gefragt?

00:34:21: Genau.

00:34:21: Das ist für mich eigentlich schon einer der faszinierenden Punkte an der Naturwissenschaft, dass es da eben, dass das dort nicht unbedingt notwendig ist.

00:34:29: Also das Maß an Allgemeingültigkeit, dass man in der Naturwissenschaft erreichen kann, auch dadurch, dass man halt dann vielleicht in der Sprache der Mathematik formalisiert.

00:34:40: finde ich schon bemerkenswert.

00:34:41: Es gibt tatsächlich naturwissenschaftliche Ergebnisse, die ja tausende alt sind und nach wie vor stimmen.

00:34:47: Und natürlich sieht man das ein bisschen in anderen Kontext heute und man wird so nicht mehr sagen, aber es stimmt.

00:34:54: Und es gibt die mathematische, axiomatische Geometrie von Euklid.

00:34:58: Das ist jetzt knapp zweieinhalb Tausend Jahre alt.

00:35:01: Und das funktioniert noch immer genauso, wie es damals funktioniert hat.

00:35:04: Das ist wunderbar.

00:35:05: Und das macht halt für mich auch den Reiz der Naturwissenschaft aus, dass da hat man es in den Geisteswissenschaften wohl etwas schwerer.

00:35:16: Ja, ich denke schon.

00:35:17: Aber das macht aber für mich natürlich lustigerweise ganz interessant den Reiz der Geisteswissenschaften aus, weil ich halt diese... vorgegebene Beschränkungen in dem Sinne nicht habe.

00:35:27: Also ich kann mir halt, ich habe ein sehr, sehr großes Themenfeld.

00:35:29: Ich glaube, das wird man noch niemals erschöpfend.

00:35:31: Also, es ist natürlich bei den Tuwissenschaften auch die Frage, ob man das wird können.

00:35:34: Aber man wird das niemals selbst in der gegenwärtigen Kultur erschöpfend irgendwie auslasten können.

00:35:38: Und es gibt halt auch... für jeden, der sich mit irgendeinem Themenbereich befasst, irgendwie eine Möglichkeit dazu, was zu tun.

00:35:45: Und du kannst natürlich auch, je nachdem, wie du deine Fragenstellungen irgendwie angehst, in welche Materien du dir halt anschaust, ein ganz anderes Publikum bespielen.

00:35:53: Also ich finde das zum Beispiel ganz interessant.

00:35:55: Ich habe in meiner Doktorarbeit, habe ich mich damit beschäftigt, wie Konsumobjekte in österreichischen Texten so post- Österreichischkeit so erzählen, wie die da in den Text eingebaut werden.

00:36:07: Das ist die Reaktion, die ich auch bekommen will und lachen erst mal.

00:36:11: Aber wenn du dann halt überlegst, in welchem Kontext schreib ich das dann?

00:36:14: Ich habe das angefangen so in der Zeit als... kurz gerade Kanzler geworden ist.

00:36:18: Das hat eine ganz große politische Relevanz und wenn du dich mit historischen Studien zu Österreich beschäftigst, wirst du immer wieder drauf stoßen, wie wichtig das ist, wie Österreich als Market inszeniert wird und wie irgendwelche Konsumgegenstände Österreich definieren.

00:36:31: Und das ist halt ganz interessant zu sehen, weil das Mark auf den ersten Moment total weird klingelt, wenn du dich ein bisschen reingefuchst hast.

00:36:37: wird ihr erst mal bewusst, was für Universen sich da irgendwie auftun.

00:36:40: Ich glaube, ich stelle mir dann nur mal vor, das ist keine Ahnung.

00:36:43: Ein gemeinsamer Bekannter von uns, Holm, da hat ja ein... Eine Sternmarte jetzt eröffnet in Bad Homburg.

00:36:49: Und ich glaube, so wie er da durch seinen Fantaskop in die Sterne schaut und total fasziniert und glücklich ist mit diesem Moment, so geht es mir.

00:36:57: Weil ich dann halt sehe, auch hat es eine Fragestellung, die total interessant und relevant sein kann.

00:37:01: Ich glaube, wir haben so unsere Universen, die unterschiedlich sind.

00:37:04: Aber das Lachen bei mir kam tatsächlich aus der Situation heraus, dass ich dachte, wow, das ist... Es erschließt sich sofort, warum dieser Forschungsgegenstand wahnsinnig interessant ist und auch möglicherweise durchaus unterhaltsame Ergebnisse zutage fühlen kann.

00:37:21: Aber man wäre natürlich trotzdem so nicht drauf gekommen.

00:37:24: Also ich musste schon sagen, ich war sehr zufrieden in der Zeit, weil ich habe halt im Jahr zwei Tausend Sechzehn angefangen und mit jedem Jahr in Österreich mehr abgetrifft ist, habe ich mir so gedacht.

00:37:32: Bitte nicht, aber gleichzeitig ja, danke, du warletierst gerade

00:37:34: mal Bräuchte.

00:37:38: Also zwei Seelenach in meiner Brust und Sohne.

00:37:41: Weil es auch im Chat schon mal vorkam, möchte ich hier nicht drumherum kommen, zumindest mal eine Verwendung des Begriffs Geisteswissenschaften anzuführen, die definitiv pseudo-wissenschaftlich ist.

00:37:56: Das ist nämlich die Verwendung des Begriffs Geisteswissenschaften, wie wir sie bei Rudolf Steiner finden, der seine Anthroposophie mit dem Begriff Geisteswissenschaft belegt, aber damit letztlich nichts anderes meint als Hellseherei und Isoterik.

00:38:11: Das hat natürlich nichts mit dem zu tun, was man auch in einer solide arbeitenden Geisteswissenschaft tun würde.

00:38:18: Keine Geistererwissenschaft.

00:38:21: Allein Geisterwissen?

00:38:23: Ja, aber schon allein der Begriff Wissenschaft ist, glaube ich, schwierig, weil auch über Geister kann man ja wirklich wissenschaftlich arbeiten, und zwar sowohl literaturwissenschaftlich als auch naturwissenschaftlich und ganz sicher auch sozialwissenschaftlich.

00:38:38: zu sagen, dass was Steiner geschrieben hat, ist die Wahrheit.

00:38:41: Und wenn ich mich jetzt mit Steiners Methoden beschäftige und irgendwelche Schauungen habe, dann habe ich mit diesen Schauungen dann die Möglichkeit oder vielleicht das Recht sozusagen an Steiner noch was dran zu dichten.

00:38:56: Aber ich darf natürlich nie an Steiner backen.

00:38:58: Das ist ja das Gegenteil von jeglicher Wissenschaftlichkeit.

00:39:02: Und zwar in jedem Kontext.

00:39:05: Und ich sage mal, das hast du natürlich auch aus anderen Bereichen der Esoterik, wo auch teilweise Leute, die die möglicherweise wissenschaftlich gearbeitet haben, dafür gekapert werden.

00:39:13: Also es gibt es gibt Leute, die die Einstein für sich in Anspruch nehmen, um Esoterik zu begründen oder oder oder Heisenberg oder was weiß ich was.

00:39:23: Oder Quanten.

00:39:24: Ja, da habe ich mal ein ganzes Buch drüber geschrieben.

00:39:28: Es gibt Leute aus der Psychologie, die gerade Jung sehr stark für sich in Anspruch nehmen, um alle möglichen esoterischen Krams zurechtfertigen, wo ich manchmal nicht weiß, okay, war... Also, ich kann jetzt die Jungen relativ schlecht einschätzen.

00:39:43: Ich weiß nicht, ob der sich im Grabe herumdrehen würde oder ob ihm einiges davon vielleicht sogar gefallen würde.

00:39:48: Aber es hat natürlich nichts mit Psychologie als Wissenschaft zu tun.

00:39:53: und zwar egal, welche Richtung von Psychologie.

00:39:56: Und Jung ist ja die Psychoanalysezeit.

00:39:58: Das hatten wir ja vorhin schon sehr kurz und sagen wir mal, da könnte man das ein oder andere vorsichtig gesagt auch kritisch betrachten.

00:40:04: Aus heutiger Sicht, das sollten

00:40:06: wir in eigenem.

00:40:08: Aber das sind wir also für die Einordnung von Menschen.

00:40:11: Das ist eher die historische

00:40:13: Variante.

00:40:14: Gut, letztlich liegt es ja in der Wissenschaft relativ... relativ auf der hand.

00:40:19: wenn ich von leutenden rede die vor hundert jahren geforscht haben dass das eine historische perspektive ist.

00:40:24: auch das ist Selbst beim Blick auf die Physik, nicht immer klar.

00:40:28: Also wenn Leute sich irgendwie sagen, das ist sozusagen die neue Physik und kommen dann mit einem Zitat von Nils Bohr an oder von Max Planck.

00:40:37: Entschuldigung, Max Planck ist neunundundundundvierzig gestorben.

00:40:41: Ja, der kennt die neue Physik gar nicht.

00:40:43: Das nickt natürlich auch ein bisschen dann wieder, da bin ich jetzt wieder als Lehrerin und nicht als Historikerin

00:40:48: hier.

00:40:49: Das nickt halt auch an den Schulbüchern zum Beispiel.

00:40:52: Also... Ich habe zum Beispiel dieses alte Atomodell, was

00:40:57: in Brüssel steht.

00:40:59: Das habe ich so noch gelernt, obwohl das in meiner Schulzeit schon längst veraltet war.

00:41:04: Es ist auch ganz interessant, bei Literatur.

00:41:06: Also wir haben ja auch immer, ich hab noch in der Schule, man darf, ja genau, man darf niemals, man darf niemals den, also wir haben noch Literatur-Schlüssel benutzt, in denen man ganz wichtig drauf erlegen musste, was der Auto so gemacht hat, wer der war.

00:41:18: Und da gibt's mittlerweile, glaube ich, hat sich dreimal getreten, die Diskussion in den Naturwissenschaften, ob der Auto jetzt relevant ist oder nicht.

00:41:24: Und halt diese Lekturschlüsseldinge finde ich auch generell ein bisschen schwierig, weil das immer so aufdokterniert.

00:41:28: Das ist nämlich diese naturwissenschaftliche Denken, die da durchkommt.

00:41:31: Es gibt eine richtige Interpretation vor diesem Text und alles anderes falsch und so funktionieren Geisteswissenschaften halt nicht.

00:41:37: Also ich meine zu diesem Atommodell, das findest du ja auch beispielsweise bis heute im Logo der internationalen Atomenergieorganisation.

00:41:45: und in allen möglichen...

00:41:47: Ja, aber das ist doch nicht falsch.

00:41:48: Das hat ja

00:41:49: auch seine Berechtigung

00:41:50: klar.

00:41:51: Aber das Neue wird halt gar nicht erst

00:41:55: gezeigt.

00:41:55: Das ist ein anderes Problem.

00:41:56: Aber ich zeige dazu immer gerne Bild von meiner Oma als Teenagerin mit der Aussage dazu, also als dieses Bild aufgenommen wurde, war schon klar, dass es so nicht sein kann.

00:42:07: Ja, es ist halt ein Modell und in einer Naturwissenschaft muss man halt immer dazusagen, wenn man ein Modell präsentiert, wofür es ist geeignet.

00:42:14: Und ich kann mit einem Atomodell, wie es jetzt zum Beispiel Nils Bohr präsentiert hat, ganz gewisse, nicht besonders viele Phänomene erklären, das funktioniert.

00:42:24: Und solange ich nicht den Anspruch erhebe, mehr damit sagen zu können, ist auch vollkommen okay.

00:42:29: Also... Ist das in den Geisteswissenschaften auch so?

00:42:34: Also in den Durchschnittschaften finde ich das unglaublich wichtig, dass man sagt man hat Modelle.

00:42:38: Man stellt nicht unbedingt den Anspruch jetzt die Welt zu beschreiben, wie sie ist, sondern man versucht Aspekte der Welt zu erklären.

00:42:43: Und jedes Modell hat aber auch seine Grenzen, seinen eingeschränkten Gültigkeitsbereich.

00:42:48: Das ist eigentlich in Sozial- und Geisteswissenschaften im Prinzip auch so, oder?

00:42:53: Ja

00:42:53: klar.

00:42:57: Ja, im Grunde schon, das ist ja klar.

00:43:00: Ich glaube, man müsste schon, egal in welcher Disziplin man irgendwie aktiv ist, sehr vermessen sein, wenn man, das hat so Weltenformelniveau, wenn man glaubt, ich hab jetzt den Ansatz gefunden, mit dem ich alles in meinem Fachgebiet oder meinem Gegenstand irgendwie... Erklären kann.

00:43:14: Es gibt

00:43:14: lieber wieder Leute, die das behaupten.

00:43:16: Ja,

00:43:16: natürlich.

00:43:16: Es gibt auch Leute, die behaupten, sie hätten das für Peter Mobile erfunden.

00:43:18: Ich glaube, da hast du Erfahrung damit.

00:43:20: Meistens stimmt es nicht.

00:43:23: Aber das ist halt genau das Ding.

00:43:24: Ich glaube, man muss halt auch sich mal Gedanken machen, wie groß zum Beispiel das Feld ist, das man erforscht.

00:43:29: Also, wenn du jetzt keine Ahnung, vielleicht ist das auch eine naive Vorstellung, korrigiert mich, wenn ich mich da irre.

00:43:34: Aber wenn du jetzt als Physiker am Zerran arbeitest, zum Beispiel hast du ja in der aller Regel, wie du schon für ihn gesagt hast, eine relativ konkrete Fragestellung und einen relativ konkreten Forschungsgegenstand und machst mit konkreten Dingen, den konkreten Rahmen, deine Experiment.

00:43:48: Wenn du als Physiker am Zerran arbeitest, bist du vor allen Dingen ein ganz kleines Rädchen in einem riesengroßen Getriebe, was da sehr plastisch wird, weil teilweise dann Tausend Autoren auf einer Publikation stehen.

00:43:57: Ja, das kommt noch dazu.

00:43:58: Aber bei uns ist es halt zum Beispiel auch so, also ich hatte jetzt zum Beispiel lange die Frage, als ich angefangen habe, zu promovieren, welche Texte.

00:44:03: auswählen.

00:44:04: Weil klar, ich hatte mir halt methodisch relevant, also was jetzt für den gegenwärtigen politischen Diskurs irgendwie wichtig ist, halt gesagt, okay, ich mache jetzt diese zweitausender Grenze, habe rationalisiert, warum das die Grenze ist, die ich ziehe, aber selbst nach zweitausend hast du halt einen schier unermesslichen Anzahl an Texten, also ah, kannst du die gar nicht alle kennen, das fängt ja schon mal an, du kannst natürlich auch mehr auswählen, was du kennst, also du musst sehr viel lesen und das ist immer noch immer schon eingeschränkt und dann hast du natürlich auch eine Auswahl, die du dann triffst.

00:44:33: Und das beschränkt natürlich auch schon, was du herausfinden kannst.

00:44:37: Das muss man noch ehrlich benennen.

00:44:38: Also, drum ist es bei uns auch genauso wichtig, glaube ich, wie wir bei Naturwissen schaffen, dass du halt eben auch einen Horizont aufmachst nach so einer Arbeit.

00:44:44: Also, keine Ahnung, ich habe jetzt dieses jenes Konzept hier entwickelt.

00:44:48: In meinem Fall, weil das jetzt Consumer Literacy, also diese Lesefähigkeit, dass man lesen kann, mit welchen Botschaften, mit welchen narrativen Marken oder... gegenständig aufgeladen sind.

00:44:56: Ich habe das jetzt hier angewendet.

00:44:58: Das könnte man aber genauso gut im Kontext, was was ich Englische Literatur des achtzehn Jahrhunderts machen.

00:45:03: Also du hast halt einen Beitrag für die Forschungslandschaft geleistet, aber wohl in dem Wissen, dass das eben beschränkt ist auf das, was du gerade gemacht hast.

00:45:13: Also ich würde noch mal so ein bisschen zurückkommen wollen auf diesen auf diese Florian hat das vorhin mal aufgemacht mit dem die Physiker, die irgendwie meinen jetzt andere, andere Bereiche belehren zu können.

00:45:25: Also wie gesagt, wir sehen es und wir hatten sehr, sehr viele Physiker, die im Bereich Philosophie und Wissenschaftstheorie rübergegangen sind, dass sich ja auch interessante Beiträge geliefert haben.

00:45:35: Und natürlich dieser, dieser Fachwechsel und Fachtransfer ist natürlich ganz, ganz besonders wichtig.

00:45:43: Aber wir haben natürlich auch beispielsweise Physiker, die beispielsweise jetzt sagen, dass sie jetzt den Klimaforschern irgendwie was erzählen können, obwohl sie selbst zu irgendwelchen Quantentheorien geforscht haben und sich nie mit einem einzigen Klimamodell beschäftigt haben.

00:46:05: Oder wir haben Chemiker... Das ist jetzt Carrie Mullis, die auf einmal behaupten, Nobelpreisträger in Chemie, der behauptet, es gäbe keine Viren oder Viren würden nicht krank machen.

00:46:23: Und es gibt pensionierte Ingenieure, die überhaupt immer alles besser wissen.

00:46:26: Das ist auch sein merkwürdiges

00:46:28: Problem.

00:46:28: Es sind immer die pensionierten Ingenieure.

00:46:30: Nein, nicht nur.

00:46:32: Also es gibt schon so gewisse Gruppen, wo mir das massiv auffällt.

00:46:35: Einige hast du schon angesprochen.

00:46:37: Philosophen würde ich auch noch dazu zählen.

00:46:40: Da gibt es auch medial sehr präsente, die glauben, sie können über alles ihre Expertise abgeben.

00:46:45: Und das stimmt dann.

00:46:47: Das ist manchmal ein bisschen peinlich.

00:46:50: Und unter Physikern muss ich ganz offen ... zugeben, kommt das auch oft vor.

00:46:56: Rein zu grätschen oder glauben, rein grätschen zu können in die Expertise andreicht.

00:47:00: Ich glaube, das sind etwas ungleich verteilt über die Disziplinen.

00:47:03: Ich rede

00:47:03: darüber gar nicht erst über Geschichtslehrer.

00:47:07: Kommt das da auch vor?

00:47:08: Da gibt es vor allen Dingen sehr prominente Beispiele, die...

00:47:15: Ich glaube, das Phänomen merken wir natürlich im Extrem bei Leuten, die dann sozusagen schon im Ruhestand sind.

00:47:22: Und ich habe früher gesagt, also Physiker, die im Ruhestand sind, fangen an, die Welt zu retten.

00:47:27: Also dann muss man ganz schnell noch den Weltfrieden retten oder die großen Irrtümer aufklären, zum Thema Iva, Javel, Nobelpreisträger.

00:47:42: Musik, dass der auf einmal erklärt, dass es den Klimawandel nicht gibt und dann irgendwie bei der, als er gefragt wurde, wie er dann darauf kommt, meinte er, er hätte irgendwie ein paar Stunden auf Google recherchierten, deswegen wüsste er

00:47:54: das.

00:47:54: Ja, ja.

00:47:55: Da sagst du aber was, da sagst du aber, was wollen wir mal, ich habe vorhin im Chat gesehen, der gute kontrollierte Warnwitz hat gefragt, ob Wissenschaft moral hat.

00:48:02: und da ich ja keine Wissenschaftlerin bin, bin ich aus dieser Frage fein raus, also dürfte ihr Physiker die doch mal beantworten.

00:48:09: Hat Wissenschaft moral, wenn sie den Weltfrieden retten können?

00:48:13: Ich glaube, Naturwissenschaft hat für sich genommen, mal mit Moral wenig zu tun.

00:48:19: Aber es ist halt ein grober Fehler, Naturwissenschaft zu betreiben, ohne dabei zu versuchen, ein moralischer Mensch zu sein.

00:48:27: Aber das sind zwei sehr getrennte Dinge.

00:48:28: Da sind wir jetzt bei solchen Dingen, wie dem Manhattan Project.

00:48:34: soll man als Physiker sich dazu bereit erklären, eine Atombombe zu entwickeln.

00:48:39: Das ist ein tiefmoralisches Thema.

00:48:42: würde ich aber jetzt getrennt sehen von der Naturwissenschaft als solche, ohne dadurch die Erlaubnis auszusprechen, dass man sich zurückziehen darf als Physiker auf den Standpunkt.

00:48:51: Na, es ist ja getrennt, deswegen muss ich mir darüber keine Gedanken machen.

00:48:54: Das gilt natürlich nicht.

00:49:00: Ja, also ich sehe es teilweise schon als... Also ich glaube tatsächlich nicht, dass irgendein Naturwissenschaftler sich keine Gedanken über moralische Fragen zu seinem Feld macht.

00:49:09: Er hat halt möglicherweise ganz andere Urteile dazu, weil er einen anderen Blickwinkel auf diese Themen hat.

00:49:14: Und na klar kann das natürlich auch sein, dass man sich in dem Thema so verläuft und so davon begeistert ist, dass man mögliche Risiken auch gar nicht mehr sehen will.

00:49:23: Das ist natürlich durchaus denkbar.

00:49:27: Auf der anderen Seite.

00:49:29: lohnt es sich, denke ich, immer, wenn man Sachen auch moralisch bewertet, mit Leuten auch zu reden, die Sachkenntnis von dem Feld haben und in dem Feld tatsächlich geforscht haben, weil das moralische Urteil zu haben, ohne sich mit der Sache beschäftigt zu haben, ist meistens noch viel problematischer.

00:49:48: Ja, ich habe da noch wieder mit Philosophie um die Ecke gekommen, also keine Ahnung, mein erster Gattinstinkt wäre jetzt gewesen zu sagen, dass Naturwissenschaften, so als rein aus dem Forschungsstandpunkt heraus mal moralisch neutral sind.

00:49:59: Also rein die Art und Weise, wie man forscht, weil du im Endeffekt ja ganz dicken Anführungszeichen nur dich damit befasst, was halt in der Natur nun mal draußen ist und was man daraus ziehen kann.

00:50:09: Natürlich nicht heißt, dass es keine Implikation hat und dass die Art und Weise, wie das betrieben wird, nicht moralisch oder unmoralisch sein kann.

00:50:16: Die Forschungsfrage hat möglicherweise auch moralische Aspekte.

00:50:22: Also wenn ich natürlich... Tut ich meine, der Elefant im Raum ist ja die Rassenforschung des Nationalsozialismus, die im Prinzip durchaus naturwissenschaftliche Methoden verwendet hat, aber die, die zu ganz, also natürlich auch zu unwissenschaftlichen Ergebnissen geführt hat, aber halt natürlich unter Forschungsfragen von vornherein stand, die auch moralisch hochproblemen.

00:50:50: Ja, aber das war immer extrem schlechte Naturwissenschaft, das dürfen wir auch nicht vergessen.

00:50:53: Ja,

00:50:54: mach weiter,

00:50:57: Florian.

00:50:57: Ich wollte nur sagen, das Problem an diesen Rassenforschungen waren nicht nur, dass sie moralisch vollkommen inakzeptabel waren, das natürlich auch, aber das war auch richtig schlechte Wissenschaft.

00:51:06: Es ist ja nicht so, dass die damals tatsächlich bewiesen hätten, dass es unterschiedliche Rassen gibt, die unterschiedliche Eigenschaften haben, sondern sie haben es versucht, aber ihre empirischen Erkenntnisse waren ja überhaupt nicht geeignet in Wahrheit, das zu beweisen, denn sonst hätten sie ja recht gehabt.

00:51:23: Also das war richtig schlechte Wissenschaft.

00:51:26: Ja, ich glaube, man muss halt... Sorry, ganz kurz.

00:51:28: Man darf auch nicht vergessen, dass man natürlich auch mit einer sehr guten Fragestellung und einer neutralen Wissenschaft unmoralische Ergebnisse hervorbringen kann.

00:51:34: Also keine Ahnung, es gibt ja nicht umsonst selbst bei uns Literaturwissenschaftlern gibt es Ethik-Kommissionen.

00:51:39: Und in jedem Moment, wo ich beispielsweise ein Tier als Versuchsterbjekt benutze oder mit irgendeinem Mensch auch nur spreche, muss ich halt mir vom Ethik-Grad absegnen lassen, in welcher Art und Weise ich das tue, welche Fragen ich stelle, ob ich die betreffende Person oder das betreffende Tier halt irgendwie leiden lasse.

00:51:56: Und klar, wenn ich jetzt, als Biologe beispielsweise, mich jetzt hinschauen und sage, ich muss jetzt herausfinden, warum Skreps gibt, damit ich Skreps besiegen kann, kann ich das trotzdem auf unmoralischem Weg tun.

00:52:07: Also ich glaube, das ist ein sehr, sehr, sehr weit gefächertes Feld.

00:52:11: Ja klar, du wirst natürlich auch in der Biologie je nach Forschungsfrage wird es durchaus Forschungsfragen geben, wo man sagt, also wenn du um diese Frage aufzuklären, jetzt jetzt fünfhundert Affen brauchst, dann kriegst du auch die fünfhundert Affen.

00:52:28: und bei einer anderen Forschungsfrage wird man sagen, wenn du dafür fünfhundert, sagen wir mal auf einem Also von der Leidensfähigkeit der sehr viel einfacheren Organismen dafür verschleißt wirst du die eher nicht kriegen, weil einfach die Frage das nicht rechtfertigt.

00:52:46: Und gerade ethische Überlegungen ändern sich ja auch im Laufe der Zeit, weil gerade in der Psychologie großes Thema, wir haben ein paar bekannte Beispiele, also sehr bekannt ist sicherlich das Stanford-Pristen-Experiment, wo also Personen ja in Gefangene und Werte eingeteilt wurden, abgespielen davon ein ganz vieles.

00:53:03: Daran aus heutiger Sicht durchaus auch fragwürdig erscheint, aber das würde jetzt zu weit führen jedenfalls.

00:53:08: Das würde man natürlich heutzutage auf gar keinen Fall mehr genehmigt kriegen.

00:53:11: oder eben das Milgram Experiment.

00:53:14: Und da hat man ja tatsächlich vorgetäuscht, dass Personen, anderen Personen Stromschläge geben würden.

00:53:19: Aber ich denke mal, das ist auch ein Beispiel dafür, was sicherlich heute so nicht mehr genehmigt würde.

00:53:26: Aber wenige kennen Little Allbot.

00:53:29: Kennt ihr das Little Allbot Experiment?

00:53:33: Ja, muss ein bisschen lachen.

00:53:34: Das war bei uns natürlich ein Klassiker im Grundstudium.

00:53:37: Also da hat man einem kleinen, jungen Angst an, konditioniert, indem man immer ein lautes Geräusch gemacht hat, während man ihn eben dann mit einem visuellen Reiz konfrontiert hat.

00:53:50: Man hat ihn also ein bisschen versucht, so zu konditionieren wie ein paar blochschen Hund so.

00:53:55: Und um genau zu sein... Das ist ein weiteres bekanntes Beispiel für etwas, was man nicht mehr machen würde.

00:54:02: Man sollte eben kleine Kinder nicht mit lauten Beräuschen eine Angst antrainieren.

00:54:07: Nein, also das sind so ein paar.

00:54:09: Das ist neun zwanzig gewesen.

00:54:11: Okay, ist das lange her.

00:54:12: Aber noch einiges anderes gemacht.

00:54:13: Aber

00:54:14: ja, genau.

00:54:14: Ich will sagen, also es hat sich wirklicherweise ja doch, was die Ethik angeht, einiges geändert, auch in Psychologie.

00:54:25: In der Geschichte versucht man das abzudecken, indem man verschiedene Quellen, also wir nennen das aber Multi-Perspektivität, eben findet.

00:54:35: Also dass ich mir zum Beispiel, wenn ich jetzt mir gerade Kolonialgeschichte zum Beispiel anschaue, dass ich dann nicht nur schaue, oh, ich gucke mir jetzt die belgischen Quellen an, sondern dass ich mir auch wirklich Quellen von den Kolonialisierten anschaue.

00:54:52: Und dadurch kann ich dann schon sehen, okay, es ist nicht alles so, wie es in dieser einen Quelle steht.

00:55:00: Und das drückt dann halt auch eben für uns aus, also für uns als Historiker aus, dass das nicht alles so ist, wie wir es uns vorgestellt, also wie wir sagen uns, wie wir uns vorstellen.

00:55:16: Und das würde ich sagen, ist für Geschichte vielleicht so ein Atemoral.

00:55:21: Das ist aber für uns auch relevant als Literaturwissenschaftler.

00:55:24: Was bei uns ein ganz großes Thema ist, hat in England noch viel mehr Prävalenz als es in Deutschland.

00:55:30: bis jetzt ist, fängt dabei zum deutschsprachigen Raum auch an.

00:55:33: Das ist halt die Frage von Kanonisierung.

00:55:35: Weil ich glaube, jeder weiß, wenn du in der Schule beispielsweise Deutschlands dann liest du halt Bichners Woizegg und du liest Götters Faust und ein paar Gedichte von Schiller.

00:55:44: Das sind halt die kanonischen Texte, die man eben liest.

00:55:48: Da muss man schon auch fragen, welche Perspektiven man da bekommt.

00:55:52: Und das natürlich jetzt kommt wieder mit den bösen Klischees, der der alte weiße Mann.

00:55:55: Aber es gibt halt sehr, sehr viel mehr relevante Texte.

00:55:58: Also keine Ahnung, es wird zum Beispiel in Mary Shelley, die schon recht früh im englischen Kontext ganz massiv zum Literaturbetrieb beigetragen hat, wird übersehen.

00:56:07: Oder halt heute auch Texte, die total relevant sind, die jetzt erst angefangen werden, besprochen zu werden.

00:56:13: Also wir haben jetzt mit Mithosania als zum Beispiel ganz wichtige deutsche Autoren, die eben keine alten weißen Männer sind.

00:56:21: Und das ist ein ganz wichtiger Push, dass man Leute Texte eben auch bespricht, generell in neuere Literatur auch bespricht.

00:56:27: Und das ist auch eine Verantwortung, dass man halt eben den Leuten, die sich mit den Texten beschäftigen, die halt die Kultur durch diese Filte betrachten können, auch viele andere Perspektiven vorstellt, die sie vorher halt nicht gesehen haben.

00:56:40: Und auch nicht nur von den Quellen, also zum Beispiel in Geschichte jetzt auch nicht nur die Quellen aus der Vergangenheit multiperspektivisch zeigen, sondern auch wissenschaftliche Quellen.

00:56:49: Und auch da, also zum Beispiel jetzt im Geschichtsunterricht.

00:56:52: Gute Geschichtsunterricht an sich ist keine Wissenschaft, aber auch da eben darzustellen, dieser Forscher sagt das, dieser Forscher sagt das.

00:57:02: Also auch da diese multi-perspektivität im Diskurs zu zeigen in unserer Gegenwart.

00:57:10: Ich würde auch gerne noch zum Abschluss doch nach was los werden, nämlich zum Thema wie persönliche Einstellungen auch über die Geschichte hinweg manchmal sehr maßgeblich zu Fehlbeurteilungen geführt haben in meinem Fachgebiet.

00:57:22: ist genau etwas, womit ich mich intensiv beschäftigt habe, nämlich die Pathologisierung ungewöhnlicher sexueller Vorlieben.

00:57:27: Und die wenigsten Menschen wissen, dass das rund anderthalb Jahrhundertelang so in der Wissenschaft tatsächlich erfolgte, und zwar auf der Basis eines Psychatas, der seinen katholischen Glauben und seine Praxis als Psychata gleichgesetzt hat.

00:57:43: Wenn man das sagt, dann denkt jeder heutzutage, wie bitte?

00:57:46: Aber ja, das ist halt die recht spannende, aber auch irgendwie tragische Geschichte von Benedikt Morel, der jahrzehntonfünfzig die Degenerationstheorie einführte.

00:57:56: Der hat die sogenannte die Degenerationstheorie und der hat halt als ärzkatholisch empfinde, aber auch vor allem denkender Mensch gesagt, ja klar, also ich glaube als Katholik, dass Menschen krank werden und zwar psychisch und körperlich durch Sünde.

00:58:11: Theologie und Medizin und Psychiatrie alles in einen Topf geworfen.

00:58:15: Und das war aber für seine Umgebung völlig plausibel.

00:58:19: Weil damals hat niemand die Theologie in Frage gestellt.

00:58:23: Und weil das niemand in Frage gestellt hat, hat sich diese theologische Überzeugung so auf diese wissenschaftliche Interpretation der Realität eben ausgewirkt, dass man dann wirklich dazu gekommen ist, das hat er auch so postuliert, dass jede sexuelle Aktivität, die nicht der Zeugung eines Kindes dient, sündig und dadurch krank ist.

00:58:39: Und diese... Ursprungstheorie ist der Grund dafür, warum erst leider, im Jahr den offiziellen, harmlosen sexuellen Vorlieben

00:58:42: von nicht harmlosen sexuellen Vorlieben

00:58:43: dann getrennt wurden.

00:58:44: Also, im Jahr den Ursprungstheorie ist der Grund dafür, warum erst leider, im Jahr den Ursprungstheorie von nicht harmlosen sexuellen Vorlieben von nicht harmlosen sexuellen Vorlieben dann getrennt wurden.

00:58:55: Also, im Jahr den Ursprungstheorie ist der Grund dafür, warum erst leider, im Jahr den Ursprungstheorie von nicht harmlosen sexuellen Vorlieben von nicht harmlosen sexuellen Vorlieben dann getrennt wurden.

00:59:01: Also, im Jahr den Ursprungstheorie von nicht harmlosen sexuellen Vorlieben dann getrennt wurden.

00:59:05: Also, im Jahr den Ursprungstheorie von nicht harmlosen sexuellen Vorlieben dann getrennt wurden.

00:59:08: Also, im Jahr den seine Theorie so überzeugend war für auch das Wissenschaftsumfeld seiner Zeit, dass dann Richard von Kraft Ebbingen, von der Psychopathie Sexualist, das Konzept fortgeführt hat, dann kam Siegmund Freud, der die Logik jetzt auch im Runde weiter gedacht hat.

00:59:23: und leider hat dann der Einfluss psychoanalytischer Theorien ganz maßgeblich dazu beigetragen, dass jede sexuelle Aktivität, die nicht der Zeugung dient, sehr, sehr lange pathologisiert wurde, obwohl wir heute wissen, das gehört zur... menschlichen Sexualitätsvielfalt und es ist eben nicht krankheitswertig, weil niemand darunter leidet, solange die Person nicht pathologisiert und dadurch gesellschaftlich stigmatisiert wird.

00:59:46: Und zum Thema Worte, das Wort pervers, das war mal ein Wissenschaftswort.

00:59:51: Und das ist auch interessant, wir nennen das heute in der Wissenschaft Paraphili, weil Paraphili ist glücklicherweise ein neutrales Wort, ein wertneutrales Wort.

01:00:00: Derzeit noch, vielleicht bleibt es so, das hoffe ich.

01:00:03: Und die Perversion war ein wissenschaftliches Wort, was aber immer mehr gesellschaftlich zu einem Schimpfwort wurde.

01:00:10: Du bist pervers.

01:00:11: Ist dann ein negativ konnotierter Ausdruck geworden.

01:00:14: Und so hat man dann auch die Weiterentwicklung in diesem Sexualwissenschaftsbereich dadurch auch eben ausgedrückt, indem man jetzt das wertneutrale Wort Paraphili.

01:00:23: ist eine harmlose, ungewöhnliche sexuelle Vorliebe, alles gut.

01:00:26: Und es gibt auch noch die Abrinzung zur paraffilien Störung, wo es also wirklich eine Störung ist, wo es ein Problem gibt.

01:00:32: Relevantes Leiden und Beeinträchtigungen, aber das Paraffilien, endlich seit dem Jahr zwei Tausend Dreizehn, ganz offiziell laut DSM-Fünf, jetzt keine Krankheitswertigen eben Ausprägungen sind, sondern eine... Völlig normale Spielart der menschlichen Sexualität, das hat es echt anderthalb Jahre gedauert, nur weil Menschen ihre theologischen und ethischen Gefühle und Gedanken einfach komplett auf ihre wissenschaftlichen Interpretationen draufgestülpt haben.

01:00:59: Ich glaube, das ist ein schönes Beispiel dafür, warum wir ganz dringend viel sachliche und auch empirische Erkenntnisse brauchen und eben vorsichtig sein müssen, damit solche Dinge hoffentlich nie wieder vorkommen.

01:01:10: Aber auch, warum Geschichte wichtig ist.

01:01:12: Geschicht

01:01:12: zu den Wörtern zum Beispiel.

01:01:14: Wir brauchen einen Austausch.

01:01:16: Ich glaube, das ist einfach das, was wir wirklich mitnehmen können.

01:01:19: Austausch mit Leuten, die eine andere Bias haben, als wir einen Austausch mit Leuten, die einfach Fachwissen haben, dass wir nicht haben, bevor wir uns irgendwie damit anderen Anmaßen diese Disziplinen irgendwie aburteilen zu können oder uns dazu tiefgreifen zu äußern, sollte man sich mal auf Expertise verlassen und mal das Gespräch suchen.

01:01:38: Kommunikation, Stadtkampf, der Disziplin.

01:01:41: Ja,

01:01:42: genau, ist wirklich so.

01:01:43: Ich glaube, wir können alle viel voneinander lernen und wir können in sehr, sehr vielen Bereichen, die für die Gesellschaft auch sehr wichtig sind, sehr gut zusammenarbeiten, wenn wir's dann wollen.

01:01:51: Wir haben kurz nach neun und wir haben irgendwie ein Schlusswort insofern.

01:01:55: Das ist unser Wort zum Montag.

01:01:57: Das

01:01:57: ist unser Wort zum Montag.

01:01:57: Das können wir an der Stelle auch schon irgendwie beenden, selbst wenn man vielleicht noch Dinge im Kopf hat, die man ganz gerne loswerden will.

01:02:06: Aber wir gehen so ein bisschen in die Richtung, was ist Wissenschaft und was sind ethische Dinge auch in zwei Wochen wieder?

01:02:19: Dann haben wir ein neues Thema und dann sprechen wir über das Thema Sprechverbote, Denkverbote, Tugendwahn oder Moral Panic.

01:02:27: Ist es tatsächlich so, dass man gewisse Dinge nicht mehr sagen darf, nicht mehr denken darf?

01:02:32: Und was macht das mit uns?

01:02:33: und warum macht man das unter Umständen?

01:02:37: Auch da haben wir wieder interessante Gäste.

01:02:39: Seid gespannt.

01:02:41: Haben wir sonst noch was?

01:02:43: Florian, dein Buch, konntest du schon in die Kamera halten?

01:02:45: Das ist wunderschön, ja.

01:02:46: Ich konnte schon.

01:02:47: Ich nutze jede Gelegenheit, es wieder zu tun.

01:02:54: Lü, der wolltest du noch mal auf Mai hinweisen?

01:02:58: Genau.

01:02:59: Genau.

01:03:00: Dann muss ich ganz kurz vorher was sagen, weil wir sind da noch vorher dran.

01:03:04: Annika, die Schlacht auf dem Lechfeld erwähnt, warum, warum sie dabei meinen Namen genannt hat, ist klar, neunhundertfünfzig wurde Augsburg von Ungarn belagert und das war, führte dann zur Schlacht auf dem Lechfeld.

01:03:15: Ich erwähne das nur deswegen, weil am nächsten Freitag haben wir hier in Augsburg mit unserer Augsburger Reklinalgruppe im Anapam und zwanzig Uhr werden wir zwei Lydia der... WTF-Vorträge, die ich in Leipzig halten werde, mal ausprobieren.

01:03:31: Der Herr von Aston hat ja letztes Jahr so meine Präzision gelobt, dass ich immer pünktlich fertig bin und dass das alles funktioniert.

01:03:37: Das tut sie nur deswegen, weil ich das immer vorher ausprobiere.

01:03:39: Und diesmal machen wir es so halb öffentlich, also praktisch vor geladenen Gästen, wozu ihr natürlich jetzt alle Zuschauerinnen, alle Zuhörerinnen und Zuhörer gehört.

01:03:50: Also... Wenn jemand nicht nach Leipzig kommen kann oder aber noch Argumente sucht, warum er oder sie nach Leipzig kommen soll, dann kann er oder sie am Freitagabend im Annepam hier in Augsburg sich zwei der Kurzvorträge noch erst mal ansehen und sich dann entscheiden.

01:04:07: Sehr cool,

01:04:08: sehr cool.

01:04:09: Wir sollten auch nicht es nicht auslassen und ich bin ja aus Frankfurt darauf hinzuweisen, dass wir auf dem achtzehn bis zwanzigsten Mal in Frankfurt die Skeppcorn haben, wo man auch viele von uns treffen kann und fast schon wieder alle, oder?

01:04:27: Ich glaube alle, oder?

01:04:27: Alle, ja.

01:04:28: Wow, voll häufig alle.

01:04:29: Party.

01:04:30: Was wir Gruppenfoto machen, finde ich, ne?

01:04:32: Und

01:04:33: dann

01:04:33: kann man uns, dann kann man uns in Leipzig wieder treffen, Luya.

01:04:36: Genau, sechsenzwanzigster, siebenundzwanzigster Mai, WTF-leipzig.de, das Wissenschaft-Drift-Freundschaft-Wissensfestival.

01:04:44: Und wieder haben wir sehr viele spannende Themen, Slots, die man einzelt besuchen kann oder auch Tages- oder Wochenend-Tickets eben holen.

01:04:51: Und ich hoffe, dass da auch wieder viele spannende, disziplinübergreifende Diskussionen auch stattfinden werden.

01:04:58: Jawoll.

01:04:59: Schön.

01:05:00: Cool.

01:05:02: Dann bis zum nächsten Mal, oder?

01:05:06: Tschüss!

01:05:07: Tschüss!

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