Episode 66: Welcher Unsinn immer über das Mittelalter erzählt wird
Shownotes
Lydia Beneckes Format "Wissenschaft trifft Freundschaft" findet alle 14 Tage live auf Twitch zu unterschiedlichsten Themen und mit wechselnden Gesprächsteilnehmern statt.
Der WTF Talk ist eine Produktion der Festivalia GmbH & Lydia Benecke
Transkript anzeigen
00:00:01: Einen wunderschönen Guten Abend.
00:00:02: zum sechstundsechzigsten Mal WTF Talk.
00:00:06: Es ist noch nicht ganz sechsechsechs, aber es wird schon ein kleines bisschen diabolisch und wir haben aber kein so ganz diabolisches Thema, auch wenn es schlimm genug ist.
00:00:16: Es geht heute Abend um den Unsinn, der euch immer über das Mittelalter erzählt wird.
00:00:21: Und wir haben zwei spannende Gäste.
00:00:24: und bevor jetzt im Chat die Frage kommt, warum habt ihr nicht X und Y und Z eingeladen?
00:00:30: Wir haben nach zwei Gästen, die uns sofort zugesagt haben, aufgehört, weil wir wollten, dass unsere Gäste auch ein bisschen Zeit zum Reden haben.
00:00:37: Insofern, ja.
00:00:41: Einen wunderschönen guten Abend, Andrej.
00:00:43: Einen wunderschönen guten Abend, Agnes.
00:00:45: Agnes, kennt ihr schon?
00:00:46: Insofern fang ich mal bei Andrej an.
00:00:48: Du machst Geschichtsfenster, insofern wissen ganz, ganz viele, wer du bist.
00:00:50: Aber sagst doch trotzdem noch mal ganz kurz.
00:00:53: Ja, ich bin... wie die Jungfrau zum Kind zu einem YouTube-Kanal gekommen, weil eigentlich mache ich historische Darstellungen und Kostüme, erzähle Leute was über Mittelalter.
00:01:00: Und als der Corona kam und ich nichts zu tun hatte, haben Freunde mich gefragt, ob ich für sie einspringen kann auf ihrem Kanal, mich für die Kamera setzten und über das Mittelalter zu sehen, was ja nee, kann ich nicht, seid ihr doof, woher?
00:01:11: Und dann habe ich es doch gemacht.
00:01:12: und jetzt bin ich YouTuber und erzähle Leute was über Geschichte.
00:01:17: Ja,
00:01:18: und Agnes, du erzählst auch Leuten was über Geschichte.
00:01:22: Richtig, ich bin wieder André, auch Living Historian.
00:01:24: Also ich mache Geschichtsvermittlungen in meiner Freizeit.
00:01:28: André macht es mittlerweile so gut wie beruflich.
00:01:31: Und ich habe einen kleinen Instagram-Kanal, wo ich über Sexualität im Mittelalter und über Frauen kläre.
00:01:38: Und so komme ich irgendwie zum Thema, bin jetzt eh schon eine Weile dabei.
00:01:45: Ja, sehr schön.
00:01:46: fangen wir vielleicht mal so ein bisschen damit an abzugrenzen, wenn wir über das Mittelalter reden, wovon reden wir eigentlich?
00:01:57: Welche Zeitspanne decken wir ab und wie grenzt man es ein?
00:02:03: Magst du, Agnes?
00:02:05: Ja, das schaffe ich, das schaffe ich.
00:02:09: Es sind ungefähr ein tausend Jahre, die man zum Mittelalter üblicherweise zählt.
00:02:16: Es gibt mehrere Arten, das zu rechnen, aber üblicherweise geht es von fünfhundert nach Christus bis circa fünfzehnhundert nach Christus.
00:02:23: Da hat man verschiedene Möglichkeiten, das quasi einzugrenzen, kunsthistorisch, politisch.
00:02:29: dann durchaus durch so Sachen wie Erfindungen, Revolutionen, also solche Sachen werden auch öfter mal rangezogen, aber so fünfhundert bis fünfzehnhundert ist üblicherweise der Rahmen, in dem wir uns hier bewegen.
00:02:39: Alles danach ist die neue Zeit und alles davor ist die Antike.
00:02:43: Und wenn wir also über das Mittelalter reden, dann ist es immer so dieser Zeitraum.
00:02:47: Das ist nicht wo deine Uhr umher ist, sondern das ist quasi immer dieser Zeitraum zwischen fünfhundert und fünfzehnhundert.
00:02:54: Und über den wir heute auch hauptsächlich sprechen.
00:03:00: Ja, ich denke, da gibt es genug zu sagen über den Zeitraum.
00:03:04: Was Sie bei dieser Grenze, die Agnes Krakonanthalt, ich glaube, alle Historiker der Welt sind nicht einig, dass Mittelalter als Abgrenzung völlig bescheuert ist, es aber einfach keine bessere Optionen gibt.
00:03:13: Also es gibt keine Alternative dazu, deswegen benutzen wir ein System, das wir alle nicht mögen.
00:03:20: Ja, dass die Abgrenzung und was da an Kontinuitäten besteht und was da an Kontinuitäten vielleicht unter den Tisch fällt, weil es, weil man es eben so schön abgrenzt, können wir vielleicht auch noch draufkommen.
00:03:32: Aber ich steig mal damit ein.
00:03:33: André, du hast mir vor ein paar Wochen einen Artikel vorgelesen, in dem ich lernen konnte, dass es im Mittelalter einfach eigentlich alles ganz, ganz furchtbar, schlimm war.
00:03:45: Es war alles schlecht, es war alles dreckig, es war alles arm.
00:03:50: Begegnet ihr sowas häufig?
00:03:53: Oder war das schon jetzt der Gipfel?
00:03:55: Häglich?
00:03:57: Also ich sag mal so, bei meinem YouTube-Kanal die Hälfte der Videos, nein, eigentlich nicht, aber viele Videos sind Reaktionen auf Dokumentationen, die ernsthaft im Fernsehen laufen und den Anspruch haben, Leuten was so was Mittelalter zu erzählen.
00:04:11: Und das sind Sachen dabei, die kann man sich nicht ausdenken.
00:04:14: So dämlich sind die so un... Recherchiert sind die und die Umsetzung in Bilder, da ist dann der volle Gefährkassenfall passiert, weil, also würde man das über eine, ich sage ganz oft, würde man das, was man über Mittelalter erzählt, über eine heutige Kultur erzählen, würde man eine anzeigliche Volksverhetzung bekommen.
00:04:35: Okay.
00:04:37: Begegnet ihr das auf Märkten oder in Darstellungen auch, Agnes?
00:04:44: Auf jeden Fall, also man wird ja dort also gerade auf Mittelalter merken, wo das Publikum jetzt völlig von einer noch nicht vorgebildeten Gruppe herauskommt.
00:04:56: Da ist es ganz ganz deutlich, dass man auch immer mit denselben quasi Geschichten und Top Boy konfrontiert wird.
00:05:03: Aber auch auf Living History Veranstaltungen im Museum kann man das wirklich oft hören und es kommt den Leuten halt logisch vor was sie da gelernt haben weiß es auch in dokumentationen gesehen haben teilweise also es ist ja nicht quasi nur was ich halt was da halt irgendjemand ein kumpel erzählt hat sondern es ist wirklich was was sie in der schule gelernt haben was in schulbrüchern passiert ist was in dokus erzählt wird was in filmen passiert was sie also ganz unterbewusst und bewusst in ihrem ganzen leben wahrgenommen haben.
00:05:33: also so tief zementiert ist es irgendwie in unserem kollektiven bewusstsein Und da muss man auch echt immer vorsichtig sein, quasi wie man das angeht, dass man das debankt, weil die teilweise auch wirklich empfindlich sind, weil da Emotionen dranhängen und sehr tiefsitzende Vorstellungen
00:05:50: auch.
00:05:53: Tiefsitzende Vorstellungen, in welcher Hinsicht jetzt?
00:05:57: Also da geht es ganz, ganz oft um so Sachen wie soziale Gerechtigkeit und solche Sachen, die dann auch über eine vergangene, also solche, solche Sachen wie Nationalstolz oder eine Identität, die daran hängt, dass in der Vergangenheit bestimmte Dinge angeblich passiert sind oder nicht passiert sind oder dass sie tatsächlich sich abgrenzen von dieser Vergangenheit, dieser vermeintlichen Vergangenheit und diese moderne Identität quasi darauf aufbauen, dass man das jetzt nicht mehr tut und nicht mehr ist und sich dort gebessert hat.
00:06:32: Also das da hängen wirklich ganz delikate Sachen auch teilweise dran und entsprechend verstimmt können die Leute dann auch reagieren, wenn man sie dann darauf aufmerksam kann.
00:06:43: Ja, eigentlich schon.
00:06:45: Aber das kann man auch lernen in der Vermittlung, dass man da entsprechend einsteigt und sagt, ja, das ist oft gesagt das Vorurteil oder das ist eine tolle Erinnerung oder das stimmt nicht ganz zu, aber ist auf jeden Fall schon mal gute Ansätze und so.
00:07:03: Und dann steigt man eines Thema und erklärt es dann.
00:07:06: Also das ist was, wo man auf darauf trifft, dass es nicht nur etwas ist, was man in der Schule gelernt hat und dann wirft man das halt einfach schnell weg, sondern das sind Dinge, die Leute persönlich angehen.
00:07:23: Warum eigentlich?
00:07:24: Also, ich sehe jetzt... Agnes ist der Name, glaube ich.
00:07:29: Ich frag deswegen, weil ich sehe in der Anzeige nur wieder irgendein pseudonym Schilo oder so.
00:07:35: Ich prangere das dann wiederholen mal an, dass ich bitte möchte, dass die Realnamen eingeblendet werden, weil das eine Garantie ist, dass ich unseren Gast mindestens zehnmal heute vollkommen falsch anrede oder den Namen vergesse.
00:07:50: Ich glaube, der Name ist Agnes.
00:07:51: Genau, Agnes.
00:07:53: Du hast jetzt gesagt, die Leute fühlen sich... Ja, aber warum?
00:07:55: Also ich bin ja hier... Also ich bin jetzt hier gerade in Augsburg, so dreißig Kilometer von hier ist Kaltenberg, wo dieses berühmte einmal im Jahr diese Ritterfestspiele stattfinden.
00:08:05: Ja.
00:08:05: War jetzt gerade das erste Wochenende, dass jetzt gerade hinter uns liegt.
00:08:11: Normalerweise entkrieße ich mich auch relativ kurz, dann irgendwann in den nächsten zwei Wochen vielleicht an irgendeinem Tag mal ein paar Stunden hinzufahren.
00:08:18: Und das ist ja immer knallvoll.
00:08:20: Und ihr habt jetzt auch irgendwie von Märkten oder... Living History erwähnt, aber warum?
00:08:28: Was ist die Faszination des Mittelalters?
00:08:30: Warum fahren an diesen drei Wochenenden da Hundertfünfzigtausend Menschen nach Kaltenberg, um irgendwelche Ritter und Burgen zu sehen?
00:08:37: Was ist die Faszination des Mittelalters?
00:08:40: Es hat eigentlich schon historische Tradition, dass das Mittelalter eine tolle Projektionsfläche ist für alle möglichen Fantasien und Ideen, die sich im Alltagsleben der modernen Zeit quasi nicht ausleben lassen, die sich nicht äußern lassen, die als altmodisch angesehen werden oder es mittlerweile wird man ja quasi.
00:09:03: Also, die sagen immer so, ich bin mittlerweile gekänzelt, wenn man das sagt und so, ja, das schon, weil das halt verletzend ist und solche Dinge sind halt schwierig.
00:09:11: Und dort können Sie sowas sagen.
00:09:13: Also, dort können Sie auch noch traditionelle Rollenbilder leben für ein Wochenende.
00:09:18: Dort können Sie ein Bild von Männlichkeit zum Beispiel raushängen lassen, das nicht mehr akzeptabel ist in der heutigen Gesellschaft.
00:09:26: Dort können Sie sexuelle Fantasien auch zumindest äußern oder in einer Öffentlichkeit zeigen, die dort, die sonst nicht akzeptabel wären.
00:09:41: Sie können sich bedrinken und das quasi mit einer historischen Referenz irgendwie verbinden.
00:09:46: Also diese Dinge, es ist ein Eskapismus, ja, ist ganz oft das Motiv, warum Leute dort hingehen.
00:09:53: Und natürlich auch, weil es Show ist und weil Kinderunterhaltung ist und weil es was Gutes zu essen gibt.
00:09:58: Also das ist schon auch dieser Eventscharakter auf jeden Fall.
00:10:02: Ich glaube, was die Faszination des Themas ausmacht, ist auf jeden Fall dieses Anders als jetzt.
00:10:09: Und man kann ganz viel, weil halt so viele Leute so wenig darüber wissen über diese Zeit, ist es ganz einfach, das zu benutzen, das Projektionsfläche.
00:10:20: Was sind denn so die hervorstechenden Sachen?
00:10:24: Der Schmutz, die allmächtige Kirche bei dir, gerne André, die allmächtige Kirche?
00:10:31: Was haben wir noch so an typischen Dingen?
00:10:35: Also, wenn ich so die wichtigsten Dinge erstmal, das gibt es dieses Begriff, das Arthur Ring, so die Differenzen zu Leuten zu machen, das ist mittlerweile ganz häufig so.
00:10:46: Die Leute waren nicht so klug wie wir, die waren eher so ziemlich dumm und haben gerne dumme Dinge getan und waren auch alle abergläubig.
00:10:52: Es ist ganz toll, wenn du dich mit Aberglaube beschäftigst, was wir so als alter Aberglaube kennen, ist eigentlich zum großen Teil nach der Reformation aufgetaucht, weil dann so das Weltbild ins Proglige geht, die Menschen mittelass haben ihren ganz eigenen Aberglauben.
00:11:05: Vor allen Dingen ist auch heute kein Mensch mehr abergläubig, also das
00:11:08: wird
00:11:08: ja überhaupt nicht mehr, deswegen
00:11:09: Zuckerkugeln essen, so ein Quatsch.
00:11:13: Nee, aber das ist so ganz wichtig, die Leute damals müssen anders sein.
00:11:16: und sie, es gibt so ein Buch, das mich immerhin im Wahnsinn treibt, der Fernespiegel von Barbara Tuchmann, ein ganz berühmtes Buch.
00:11:22: Und ihr macht nichts anderes als den Leuten zu erklären, Also der französische König, der hatte ein eher kindliches Gemüt, das schreibt sie wirklich so, der war emotional nicht so reif, weil die Menschen im Mittelalter waren einfach emotional nicht reif.
00:11:35: und das ist so eine der Grundnarrative, die nun ganz verschiedene Varianten hast und die werden dann ausgeschmückt.
00:11:41: Und dazu kommen dann, daraus werden dann so die einzelnen Untererzählungen.
00:11:45: Und Hygiene ist da immer ein ganz wichtiges Ding.
00:11:47: Die Leute haben alle ihren Mist auf die Straße geworfen.
00:11:49: Die Strette sind in ihrem eigenen Gestank ertrunken.
00:11:52: Also du kannst nicht über die Straße gehen und wirklich knietief im Morass zu sein.
00:11:55: Was dann zum Beispiel auch in so Tokus gerne mal visualisiert wird.
00:11:59: Also ich rede das nicht von den billig gemachten Sachen auf TikTok.
00:12:02: Ich rede von den gut gemachten Sachen, die viel Geld kosten.
00:12:06: Oder auch ganz beliebt, das Wasser war ja immer schmutzig.
00:12:09: wie die Leute das Grundwasser verunreinigen konnten, ist mir nicht ganz klar.
00:12:12: Das geht so nicht.
00:12:13: Aber deswegen haben die auch immer nur Bier getrunken, weil das Wasser ja schmutzig war.
00:12:17: Man kann offenbar aus schmutzigen Wasser gutes Bier brauen, wird ihr brauen.
00:12:21: Also auch die Stirnrunzeln.
00:12:25: Aber deswegen waren die auch alle dauerbessoffen.
00:12:27: Und wenn es nicht das Bier war, dann ist es die Mutterkornvergiftung.
00:12:30: Auch das gibt es schon wirklich nicht nur bei... In schlechten Douglas haben auch schon honoregere Wissenschaftler irgendwann mal in den Siebzehn formuliert, dass sie vielleicht alle so eine leichte Mutterkornvergiftung haben.
00:12:40: Und deswegen so komisch waren.
00:12:41: Aber ich glaube, dieses Othering, die Menschen müssen anders gewesen sein, ist ein ganz, ganz wichtiges Ding.
00:12:46: Das dann allerdings verbunden mit Agnes' Argument von eben, die Heldengeschichten.
00:12:51: Deswegen haben wir so ein ganz schreckes Bild vom Mittelall.
00:12:53: Auf der einen Seite waren die Leute strunztum.
00:12:55: Auf der anderen Seite waren sie irgendwie ein komisches Vorbild und noch echte Kerle und noch verteidiger gegen, füge deinen Feindbild ein.
00:13:04: Und das ist so diese merkwürdige Sache mit dem Mittelalter, weswegen auch diese ganzen Anekdoten immer kommen und immer funktionieren.
00:13:10: Und jeder glaubt, dass diese Anekdoten der Höhepunkt der Geschichtsvermittlung ist.
00:13:14: Deswegen wird man auf ... Agnes korrigiert mich auf.
00:13:18: Ein Prozent der Burgführung hört man die immer gleichen ... Stories in immer gleicher Abfolge.
00:13:25: Die sich auch wieder sprechen können.
00:13:27: Vielleicht dazu noch ganz kurz Lydia, weil wir hatten ja, das wisst ihr beiden jetzt nicht, wir hatten vor ein paar Wochen eine Sendung über Gossix und ich hatte mir damals eine Frage verkniffen, weil sie jetzt besser passt.
00:13:39: Also soweit ich weiß, hat die Gothic-Szene ja auch so eine besondere Beziehung zum Mittelalter, soweit ich das da in Leipzig beim ETF beobachte in diesem heidnischen Dorf, was ja im Grunde nur ein großer Mittelalter-Markt ist,
00:13:53: trifft
00:13:53: die Beschreibung von Agnes, also Eskapismus als Hauptmotiv auch auf die Gothic-Szene zu?
00:14:01: Also ich meine nicht auf die Gothic-Szene, also das Verhältnis
00:14:04: der Gothic-Szene
00:14:05: zum Mittelalter.
00:14:06: Ja, also dadurch, das ist halt allen bekannt, die beim WGT schon mal waren, dass eben dieser sehr große Mittelaltermarkt, wo dann auch entsprechend die Bands, die dann auch sich so reif von mittelalterlichen Themen inspirieren lassen, könnte man wahrscheinlich sagen, auftreten.
00:14:22: Das ist ein sehr, sehr bekannter Spot, wo sich Menschen treffen, weil da können Leute auch hingehen außerhalb des Tickets des WGTs.
00:14:30: Und ich meine, es ist natürlich eine unter... Warte, weil es gibt auch sehr, sehr unterschiedliche Musikströmungen, ohne das jetzt zu vertiefen in diesem Gothic-Bereich.
00:14:38: Und der Mittelalter-Inspirierte-Bereich ist sicherlich eine Untersparte.
00:14:43: Und wenn man sich natürlich da anguckt, was da ist, dann sieht man halt Leute mit oft fantasievollen Kleidungen, die halt allerlei sicherlich auch Projektionen, was das Mittelalter... dargestellt haben, könnte leben, so wie auf jedem anderen Mittelaltermarkt wahrscheinlich auch.
00:14:58: Also das, was man dort sieht, ist sicherlich übereinstimmt mit dem, was wir gerade gehört haben.
00:15:03: Und ich glaube auch, dass kaum jemand glaubt, dass das irgendeine Art von realistischer Abbildung dieser Zeit wäre.
00:15:09: Ich denke nicht, oder?
00:15:11: Doch,
00:15:13: ganz klar.
00:15:13: Also, sorry, dann...
00:15:16: Das ist das Schlimme, wenn ich darauf noch mal reinkrätschen darf.
00:15:20: Ja, bitte.
00:15:20: Das allgemeine Bild der Menschen über das Mittelalter da draußen ist nicht existent.
00:15:26: Ich habe mal eine Sache gemacht.
00:15:28: Agnes hat mich damals auch angesprochen.
00:15:30: Ich habe mal die Frage, der in meinem Freundeskreis gestellt.
00:15:32: Das sind ja alles Leute, die irgendwas mit dem Mittelalter zu tun haben.
00:15:34: Welche Bilder aus dem Mittelalter sind Ikonen?
00:15:38: Wenn ich sage, Julius Caesar, habt ihr sofort alle ein Bild vor Augen.
00:15:41: Und wenn es der aus Astrix ist, ist das immer noch gut.
00:15:43: Wenn ich sage, Einstein habt ihr einen Mandel, der die Zunge rausstreckt mit wirren Haaren vor Augen.
00:15:47: Jeder kennt die Mona Lisa, jeder kennt Bilder von Rembrandt, die Nachtwache und so was.
00:15:52: Es gibt keine Iconen aus dem Mittelalter, bei der man davon ausgehen kann, dass die Leute sie kennen.
00:15:56: Es gibt noch so Sachen, vielleicht die Manesse, großer Heidelberger Liederhandschrift, das kann aber niemand zuordnen.
00:16:01: Und wenn ich sage, Barbara Rosser, dann hat keiner von euch ein Bild vor Augen, das aus dem Mittelalter stammt.
00:16:06: Ihr habt alle spätere Bilder vor Augen.
00:16:09: Und das ist eins der Probleme, dass die Leute über Schulbücher, die auch große Verlage mit Bildern ganz schlechte Arbeit machen, die Informationen sind nirgendwo mit Bildern verknüpft, die aus der Zeit stammen.
00:16:22: Wir haben ganz oft spätere Bilder, wir haben ganz oft nineteen Jahrhundert-Bilder, die fürs Mittelalter verwendet werden, auch in den Medien, Google Smile wird ganz immer ganz viele neunzehundert Bilder haben.
00:16:31: Und deswegen ein realistisches Bild des Mittelalters.
00:16:34: Ist nicht da.
00:16:34: Wenn ich erst jetzt sage, vierzehntes Jahrhundert, kann mir niemand von euch sagen, wie die Leute damals gekleidet waren.
00:16:40: Da draußen gar niemand.
00:16:41: Und diese Lehre, dieses Vakuum, das ist der Bilder im Kopf, die kann man einfach mit allem füllen, was man möchte.
00:16:49: Und ich habe uns schon auf Mittelalter Märkten in Worms zum Beispiel gestanden.
00:16:52: und dann stehen die Leute ganz erstaunt, wenn ich ihnen sage, nee, die Gruppe da drüben ist eben nicht eine Eins-Art-Darstellung des XII.
00:16:58: Jahrhunderts.
00:16:58: Es tut mir leid, dass du sagst, ich möchte meinen Nachbarn nicht von Karren fahren, aber die Leute damals sahen ganz anders aus und haben ganz andere Dinge getan.
00:17:05: Und wenn die da im Gleich Schritt mit irgendwie markigen Spruchen Richtung Schenke marschieren.
00:17:11: Das ist nicht das, was der zwölfste Jahrhundert Adelige so getan hat seinen Tag lang.
00:17:15: Und deswegen muss ich leider sagen, nee, die Leute glauben tatsächlich ganz oft nicht alle klar, aber ganz viele Leute glauben, dass was er erzählt bekommt, das war so.
00:17:24: Jetzt erlaube ich aber mir mal dir an den Karren zu fahren, beziehungsweise euch beiden Agnes und André.
00:17:30: Woher wisst ihr beiden denn, dass das, was ihr darstellt, korrekt ist?
00:17:34: Wissen wir nicht.
00:17:35: im Behaupten wir auch nicht, aber das darf Akkus waren.
00:17:39: Also ein bisschen was wissen wir schon, dass das Prinzip von Living History ist, sich tatsächlich vorrangig nach den Originalquellen zu richten.
00:17:49: Es können Textquellen sein, es können Bildquellen sein, es können aräologische Funde sein und die werden dann in einem sehr eng gesteckten Rahmen, je nach dem, was man darstellt, kann der Rahmen ein bisschen weiter, ein bisschen kleiner sein.
00:18:02: In diesem sehr eng gesteckten Rahmen werden die dann quasi zusammengetragen und daraus dann ein Bild geformt.
00:18:08: Das hat viel damit auch irgendwie zu tun, archäologische Fundberichte zu lesen und Historiker zu konsultieren und Leute, die sich auch wirklich auskennen und auch einen Querschnitt aus diesen vielen unterschiedlichen Erzählungen, ich will nicht sagen Meinungen, aber Erzählungen, die man dann quasi aus diesen historischen Fakten zusammenträgt, zu bilden und dann dort quasi anzusetzen und zu rekonstruieren oder eine Tese aufzustellen, so ist es.
00:18:43: wird immer mal wieder kritisiert.
00:18:45: Diese Rekonstruktionsarbeit ist nicht fehlerfrei und das weiß auch jeder, der sich damit beschäftigt.
00:18:51: Und es gibt ganz viel, was man an jedem von uns wahrscheinlich auch finden könnte, was wir selber wissen, dass das noch nicht hundertprozentig ist oder das auf wackeligen Beinen steht.
00:18:59: Aber ich glaube, der Grundunterschied ist, dass wir quasi schon dann auch formulieren, wenn quasi jemand daherkommt und sagt, Wie war das genau zu dieser Zeit?
00:19:15: Wie ist da quasi die Form der Schleier zu dieser Zeit?
00:19:18: Das ist mal erstmal so, ja, das kommt drauf an.
00:19:21: Es kommt drauf an und es ist quasi nicht ganz ding.
00:19:25: Diese Quelle sagt das, diese Quelle sagt das.
00:19:26: Das ist nicht besonders attraktiv, das Leuten zu sagen.
00:19:29: Das ist völlig verständlich.
00:19:31: Weil sie stets daran wollen eine eindeutige Antwort von dir haben und du sitzt und sagst ihnen, das kommt jetzt drauf an und gibst ihnen so eine halbe Aplanhandlung über diverse Geschichtsfakten, die du zusammengetragen hast.
00:19:44: Und das funktioniert auch leider nicht so einfach wie der Film, der das einfach feststellt.
00:19:49: So schaut das aus.
00:19:51: Das ist das Bild, das du bitte mitnehmen solltest.
00:19:54: Und deswegen tut man sich auch ein bisschen schwer rein, diesen Bereich quasi Geschichte zu vermitteln.
00:19:59: Aber es gibt schon eine Arbeitsweise, die üblicherweise sich auch an die Arbeitsweise von von universitären Kurzessen anlehnt, die bei den meisten zumindest gut durchgehalten wird.
00:20:17: Darf ich das ganz kurz ergänzen?
00:20:19: Für uns ist ja immer ganz so der Unterschied zwischen einem guten historischen Darsteller und Weiß nicht, ist immer, wenn wir eine Rekonstruktion machen.
00:20:26: und jetzt kommt Agnes und sagt, André, du hast da übrigens einen fetten Fehler, weil ich hab die und die Quelle, die kannst du auf einmal nicht.
00:20:32: Ich freue mich zum Teil.
00:20:34: Aber es ist immer so, oh wow, eine neue Quelle, die mich widerlegt.
00:20:37: Ja, nächstes Mal mach ich's besser.
00:20:39: Das ist tatsächlich so, das kennen wir alle.
00:20:40: Und diese Quelle kommt immer, wenn mein Gegenstand gerade fertiggestellt hat.
00:20:44: Immer.
00:20:46: Und wenn man viel Geld gekauft hat.
00:20:49: Ja,
00:20:49: aber du hast ja nun tatsächlich auch historische Darsteller, die dir sagen, das was ich mache ist jetzt aber vierzehnhundertneunziger Jahre, nicht vierzehnhundertachtziger Jahre.
00:20:56: Da stehe ich dann immer davor und denke mir, meine Güte, die Leute sind ja auch nicht in Uniform rumgelaufen.
00:21:01: Aber der Unterschied zwischen vierzehnundachzehn und vierzehnundzig ist immens.
00:21:07: Da gibt es ganz viele Dinge in der Mode, die wirklich sich massiv ändern.
00:21:11: Ich habe mal über eine Handschrift diskutiert und ich habe die Datierung Ich weiß nicht auf den Bereich, um zehn Jahre vorverlegt, weil ich es darauf hingewiesen habe, dass im Werk dieses Künstlers die Schäcken, also die Jacken, sich immer überlappen an den Schößen und in diesem Buch nicht, es also aus den Vierzehn-Siebziger sein muss und nicht aus den Vierzehn-Achzehnern sein kann.
00:21:28: Kein Scherz.
00:21:31: Also, das ist natürlich, das Spielraum verändert sich, je nachdem, was man auch welches Thema man gerade anschneidet.
00:21:37: Also, zitiert der Knecht auf dem Feld, der in seinen abgetragenen Klamotten, die er wahrscheinlich vor seinem Herrn schon vererbt bekommen hat, rumläuft.
00:21:46: Der hat natürlich eine Klamotte, die könnte man während dreißig Jahren, oder mehr, gut vertreten.
00:21:54: Aber wenn dann zum Beispiel der Adlige daherkommt, der immer top immer top der Mode angepasst ist.
00:22:02: Der muss etwas haben, was wahrscheinlich innerhalb der letzten zwei Jahre für ihn gemacht worden ist.
00:22:07: Und entsprechend ist das auch dieser Mode angepasst.
00:22:10: Und wir
00:22:10: haben das Beispiel, wir haben das Beispiel, wir haben das Beispiel, wir haben das Beispiel, wir haben das Beispiel, wir haben das Beispiel, wir haben das Beispiel, wir haben das Beispiel, wir haben das Beispiel, wir haben das Beispiel,
00:22:16: wir haben das Beispiel, wir haben das Beispiel, wir haben das Beispiel, wir haben das Beispiel, wir haben das Beispiel, wir haben das Beispiel, wir haben das Beispiel, wir haben das Beispiel, wir haben das Beispiel, wir haben das Beispiel, wir haben das Beispiel, wir haben das Beispiel, wir haben das Beispiel, wir haben das Beispiel, wir haben das Beispiel, wir haben das Beispiel, wir haben das Beispiel, wir haben das Beispiel, wir haben das Beispiel, wir haben das Beispiel, wir haben das Beispiel, wir haben das Beispiel, wir haben das Beispiel, wir haben das Beispiel, wir haben das Beispiel, wir haben das Beispiel, wir haben das Beispiel, wir haben das Beispiel, wir haben das Beispiel, wir haben das Beispiel, wir haben das Beispiel, wir haben das Beispiel, wir haben Das machen entsprechend auch eher weniger Leute.
00:22:39: Also natürlich gibt es dann nochmal so dieses Spezialgebiet Wikingerzeit, wo es ganz viele Funde gibt.
00:22:45: Das waren natürlich glücklich mit ihren Moorböden da oben.
00:22:49: Aber bei uns quasi in Mitteleuropa wird es vor dem zwölften Jahrhundert echt schwierig und fängt dann quasi in der sehr, sehr billigsreichen Zeit.
00:22:59: Also in der Antike geht es dann quasi wieder los, dass man dort wirklich auch durchaus mal auf so zwanzig Jahre sich zusammenschrumpfen kann, was die die Sachen angeht, die man in Betracht ziehen muss von den Belegen her.
00:23:15: Also du hast die Wiegeln ja gerade angesprochen.
00:23:18: Jetzt war ich gerade letzte Woche in Heiterbu.
00:23:21: Ich war als Kind schon mal, also da gab es in Heiterbu das Museum noch nicht, woran man jetzt merkt, wie alt ich bin.
00:23:26: Aber In Schleswig.
00:23:29: Und da ist mir das schon damals passiert, dass ich gedacht habe, jetzt gibt es hier Wikinger zu sehen in dem Museum.
00:23:35: Und dann gab es eigentlich überhaupt nichts, was so aussah, wie ich Wikinger erwartet habe.
00:23:39: Wenn man jetzt nach Heiterbu geht, dann gibt es immer noch nicht viel, was aussieht, wie man Wikinger erwarten würde.
00:23:45: Und irgendwie wird das in den Museen kaum erklärt.
00:23:48: Es gibt jetzt eine neue Ausstellung, da wird es erklärt.
00:23:50: Aber was mich dann schon so ein bisschen geschockt hat, war, wir sitzen in diesem Einführungsfilm Von diesem Museum in Heiterbu und das ist auch ein Einführungsfilm eines Museums.
00:24:04: und es dauerte ungefähr fünf Minuten und es kamen das Essen und es gab jeden Tag Fadengetreidebrei, was genau?
00:24:15: fünf Sekunden später liefen mehrere Hühner durchs Bild.
00:24:19: Und dreißig Sekunden später gab es ganz viel Fischfang.
00:24:23: Und ich dachte mir, wo bleibt denn der ganze Fisch, wenn es jeden Tag nur vorhanden Getreidebrei gibt?
00:24:30: Ja.
00:24:32: Auch jedes muss, auch nicht jedes Museums macht es, macht es wirklich richtig.
00:24:37: Natürlich ist dort die Wahrscheinlichkeit wesentlich höher, dass jemand dort gesessen hat, der wirklich Ahnung von Sachkultur hat.
00:24:43: Aber auch da Historiker ist ja nicht Historiker.
00:24:47: Also meine Mutter ist Historikerin, aber die hat halt vom mittelartigen Sachkultur keine Ahnung, weil das nicht ihr Fachgebiet ist.
00:24:53: Es ist eine sehr krasse Spezialisierung und es sind immer noch tausend Jahre.
00:25:01: Und das kann man nicht alles auf einmal abdecken und entsprechend gibt es auch Lücken natürlich auch in der Literatur.
00:25:08: Und auch Historiker und Museumsleute sind nicht gefight vor Bildern im Kopf.
00:25:12: Und der fade Getreidepreis ein übermächtiges Bild, das wirklich massiv verbreitet ist und ja auch ein Historiker, der jetzt kein Sachkultur-Experte ist und der ja, weiß ich ja, im Mittelalter fader Getreidepreis.
00:25:23: Also ich glaube auch, dass da am Rand der Expertisen auch Historiker, übrigens auch ich, also ich bin ja nicht mein Historiker, ich bin ja was ganz anderes, aber auch ich bin von solchen Bildern im Kopf nicht gefeit, absolut nicht.
00:25:37: Und deswegen, was Agnes sagt, ja, auch so was kommt davor.
00:25:39: Und der fahre Getreidepreis wirklich, weil wir haben ja im Titel, welcher Unsinn über das Mittelalter erzählt wird, der ist eigentlich wahrscheinlich noch über den dreckigen Straßen einer der ganz, ganz großen Punkte, die immer erzählt werden.
00:25:50: Und getreidebrei wurde gegessen, also
00:25:53: weltweit, weltweit.
00:25:55: Auf jeden Fall.
00:25:56: Aber halt nicht nur.
00:25:57: Und das ist dann schon etwas, was dann auch ausrufert als Information.
00:26:01: Also das ist ja mal was, was mal Leuten dann auch in einer Limitierten Zeit irgendwie beibringen muss.
00:26:07: Da gibt noch das und das und das.
00:26:08: Und die Möglichkeit ist wesentlich komplizierter als quasi es zusammen zu kürzen.
00:26:13: Okay, da gibt's halt.
00:26:14: Hauptsächlich vegetarische Kost oder da werden halt nur die schlechten Fleischstücke quasi abgeschnitten, der Rest wird konserviert oder was auch immer.
00:26:20: Also solche Sachen sind halt auch schwierig und langwierig zu vermitteln.
00:26:24: Und es kommt dazu, und das hört man tatsächlich auch öfter mal von Filmemachern, dass man Leute nicht einfach so hinsetzen kann und ihnen völlig komplett neue Dinge auf den Tisch werfen kann.
00:26:39: Ja schon, wir wissen, dass es geht, man muss sich ein bisschen Zeit nehmen dafür.
00:26:43: sind oft so der Meinung, wenn die Leute quasi Dinge sehen, die sie nicht gewöhnt sind und die sie völlig überraschen, dass sie dann irgendwann quasi die Glaubwürdigkeit ablehnen von dieser Sendung oder von diesem Medium oder von diesem Museum.
00:27:02: Und das ist genau andersrum?
00:27:03: Von einem Stück ab, wo man meint, sie sind gerade.
00:27:08: Weil die Leute zu überraschen, das bringt sie erst Interesse hervor.
00:27:11: Je überraschender das ist, was die Leute in der Darstellung erzählen, umso mehr sehe ich, okay, die sind interessiert.
00:27:16: Die hab ich jetzt.
00:27:19: Annika, du bist grade sehr still.
00:27:22: Wie sieht denn das im Geschichtsunterricht aus?
00:27:24: Welche Bilder bringen deine Schüler mit und welche Bilder tauchen in den Büchern auf?
00:27:31: Ja, die Bilder, die die Schüler mitbringen, sind meistens genau das, was sie allerhöchstens mal im Fernsehen sehen.
00:27:37: Und in den Geschichtsbüchern ist genau das, was André schon meinte.
00:27:41: Also, da hast du dann irgendwie ein Denkmal aus dem neunzehn Jahrhundert, was da als Bild hingestellt wird oder so.
00:27:47: Es ist selten, weil ja, was mir jetzt so in den Kopf kommt, ist irgendwie dieses eine Bild von irgendeinem Kaiser, wahrscheinlich gerade die Große, der dann irgendwie so steht.
00:27:57: Also, es ist so ein Bild, was ich im Kopf habe, was im Buch ist.
00:27:59: Aber das Mittelalter kommt insgesamt relativ kurz, weil man ... weil man in der Klasse, also in der achten Klasse zum Beispiel,
00:28:09: von
00:28:10: ungefähr Jahr fünfhundert bis zur französischen Revolution kommen muss und man hat nur eine Stunde in der Woche.
00:28:16: Also, das kommt einfach leider sehr kurz, da macht man vielleicht ein ganz kleines bisschen so Kirchenmittelalter, vielleicht auch so ganz kleines bisschen, irgendwie wie wartest du auf, aufgebot, keine Ahnung, und dann geht man schnell weiter.
00:28:28: Also, es kommt zu kurz.
00:28:35: Hast du denn den Eindruck, Annika, dass auch solche eben Fehlannahmen sich da auch einschleichen?
00:28:42: Sagen wir mal in die Bücher.
00:28:43: Ist jetzt vielleicht eine schwierige Frage, weil du bist jetzt keine Expertin für Geschichte, aber ist so was bekannt, dass da vielleicht oder auch in der Vergangenheit mal was aufgedaucht ist, was dann in der Frage wurde?
00:28:56: Also, keine Ahnung.
00:28:57: Immer mal wieder, ne?
00:28:59: Also ich glaube, dass mit den ... Mit den Denkmalern ist ein gutes Beispiel.
00:29:04: Man könnte ja durchaus ... Also, man hat ja Zugang zu vielen Bildern.
00:29:09: Und
00:29:10: da wird halt ... Ja, da kommen Bilder rein, die nicht so adäquat sind.
00:29:17: Das ist das eine ... Ja, was mir viel auffällt, ist, dass da nicht so deutlich auf die Multi-Perspektivität geachtet wird.
00:29:25: Also, da wird dann halt eher ... einfach irgendwas hingeklatscht, ne?
00:29:30: Und nicht geschaut, okay, wir gucken das mal auf der anderen Perspektive an.
00:29:33: Dann werden halt so typische Tropeuten einfach wiederholt.
00:29:36: Also auch dieses ... Hexenverbrennung im Mittelalter oder so.
00:29:41: Das war nicht im Mittelalter, Leute.
00:29:43: Das war auch nicht immer in den Hexen.
00:29:45: Aber der andere, der scharzt schon mit den Hufen.
00:29:47: Ich wollte kurz einen Stichwort hinterwerfen, weil ich glaube, das sind die Stände-Paramide, mein Lieblingsbeispiel.
00:29:52: Sie sind in jedem Schulbuch und im Studium ... Erstes Semester wurde die Ständepyramide aus unserem Kopf rausgetrieben, weil die Professor sagen gesagt haben, da ist nichts Gutes dran, vergesst das direkt wieder.
00:30:01: Ich hab wochenlang Ständepyramide negiert bekommen, aber es ist in jedem Schulbuch drin.
00:30:08: Man lernt es wirklich, dreizehn Jahre in der Schule, kriegt dann im Studium erst mal gesagt, nichts davon stimmt.
00:30:14: Und dann lernt man genau das, was nicht stimmt, dann wieder weiter.
00:30:17: Also es ist ein bisschen ... Ja, genau.
00:30:21: Ich würde auch lieber lachen oder weinen.
00:30:23: Ich weiß es nicht genau.
00:30:25: Aber es ist tatsächlich genau
00:30:26: so.
00:30:28: Da würde ich mich aber auch ein bisschen fragen, kommt nicht mal jemand drauf, solche Dinge auch mal anzuregen zu verändern?
00:30:34: Naiv vielleicht von mir.
00:30:35: Aber wenn das offensichtlich ein weit bekanntes Problem ist, warum wird es fortgesetzt, das fehlerhaft zu lernen?
00:30:44: Das Problem ist, dass es halt sehr viele Baustellen an sehr vielen Orten gibt.
00:30:48: Also, ich sag ja gerade, wir haben ja nur eine Stunde, zumindest jetzt bei der in der Stundentafel.
00:30:55: Und dann musst du halt einfach gucken, wie du es durchziehst und hast ja gleichzeitig noch ganz viele andere Baustellen.
00:31:03: Und ich hätte dann, also ich zum Beispiel als Privatperson oder als Lehrerin, hätte dann in dem Moment die Möglichkeit, okay, Entweder baue ich das richtig auf, so dass sie das komplett verstehen und mache meinen Unterricht aber auch so, mache mein Material komplett selbst.
00:31:18: Dass auch wieder höhere Kosten sind und so weiter und natürlich auch viel mehr Zeit ist.
00:31:21: Oder ich mache das mit dem Buch und mache das nach dem Lehrplan, so wie die Schule das haben
00:31:26: möchte.
00:31:27: Aber dann perpetuierst du das Problem halt nur.
00:31:31: Also muss man also auch ein bisschen Work-Life-Balance sagen.
00:31:34: Ja, klar.
00:31:35: Aber die Frage ist ja auch, warum die Lehrbuch-Verlage nicht gelegentlich mal Updates nach dem Stand der Wissenschafts-Community machen.
00:31:44: Ist das jetzt auch naiv von mir, dass ich das hoffen würde?
00:31:49: Auch das machen die ja.
00:31:51: Es gibt ja immer mal wieder neue Geschichtsbücher.
00:31:54: Es gibt aber nicht immer mal wieder so schnell neue Lehrpläne.
00:31:58: Und es gibt erst recht nicht immer
00:32:00: mal wieder
00:32:01: ein bisschen Geld für
00:32:02: die Schulen.
00:32:03: Das heißt, wir haben halt auch einfach Schulbücher, die wirklich zehn, zwölf oder ältere, mehr Jahre alt sind.
00:32:11: Und die Verläge, dann die Verlägen liegt das nicht.
00:32:13: Die werden uns gerne jedes Jahr ein Neuswurf verkaufen.
00:32:16: Oh, okay.
00:32:19: Spannend.
00:32:19: Also ich hab tatsächlich
00:32:20: ...
00:32:21: Ich habe tatsächlich in der Oberstufe das Glück gehabt, Geschichte des Mittelalter zweimal hintereinander zu machen, einfach durch unterschiedliche Geschwindigkeiten in unterschiedlichen Klassen, einmal Ende der Elfe und einmal Anfang der Zwölf.
00:32:32: Das eine Mal war tatsächlich reine Politikgeschichte, da ging es also überhaupt nicht um Gesellschaft und so was, sondern da ging es irgendwie nur um Investiturestreit und solche Geschichten.
00:32:41: Das zweite Mal war im Wesentlichen Wirtschafts- und Sozialgeschichte, aber mit den Materialien, die wir da hatten, war das, was davon hängen blieb, den Bauern ging es nicht so gut.
00:32:51: Das ist jetzt nicht das, was ich für die Oberstufe eigentlich erwarten würde.
00:32:55: Aber ja.
00:32:58: Und dann gibt's die Sachen, die man dann so anderweitig liest, wo dann Leute sagen, ja, eigentlich war das Mittelalter ja ganz anders.
00:33:06: Und eigentlich war das ja alles nicht so kirchlich und nicht so brüde und nicht so ordentlich.
00:33:13: Und dann liest man irgendwie auf einmal, ja, die Badehäuser waren ja eigentlich Bordelle und da bin ich jetzt bei Agnes.
00:33:21: und war das so?
00:33:25: André ist schon ganz aufgebracht.
00:33:29: Nee, das war natürlich nicht so, also nicht in dieser Form.
00:33:32: und auch hier, also das... Komme ich immer an meine Grenzen, weil man muss nur außen da reinbringen.
00:33:38: Und hin und wieder gibt es schon Berichte davon, dass das dort passiert ist.
00:33:44: Sexarbeit ist an ganz vielen unterschiedlichen Orten des täglichen Lebens passiert in Tavernen und auf der Straße und in Privathaushalten, die dort gekuppelt haben.
00:33:57: Es ist wirklich ein breites Spektrum.
00:33:59: und das Badehaus.
00:34:00: Ja, dort gibt es das hin und wieder auch, wenn es ein unseriöses Badehaus ist.
00:34:06: Aber in der Masse, und es sind wirklich viele Badehäuser, die es in den großen Städten gibt, sind die tatsächlich nur dafür, Baden für es sich unterhalten dort hin und wieder gibt es was zu essen dort und haben überhaupt nichts mit dem am Hut.
00:34:23: Weil du wurdest bestraft, das war nicht akzeptiert.
00:34:26: Exakt.
00:34:26: Also es wird dann entsprechend auch von den Behörden quasi verfolgt, wenn man im Nachgeht.
00:34:33: Aber da möchte ich ganz kurz ergänzen, weil da sind wir wieder mit einem schönen Thema Bilder.
00:34:37: Es gibt diese Bilder von Barraaus-Bordellen, die sieht man auch immer wieder, das sind an die Wannen und Männer in den Weibleinen sind da zusammen.
00:34:45: Und das Lustige in diesen Bilder stehen immer im Hintergrund ein Mann in einer gelehrten Robo und ein König.
00:34:50: Auf jeden dieser Bilder sind, glaube ich, sechs Bilder, die da rumgehen, weil das ist der römische Gelehrte Valerius Maximus.
00:35:00: All diese Bilder stammen nämlich aus der Valerius Maximus Handschrift, die aus dem ersten Jahrhundert nach Christi stammt, in den ein Römer im ersten Jahrhundert sich über die Sittenlosigkeit der römischen Termen aufregt.
00:35:11: Und weil dieser Text ein klassischer Text ist, wurde auch im fünften Jahrhundert wieder abgeschrieben und ein Künstler des fünften Jahrhunderts hat er die Bilder dazu gemalt, so wie er sich das vorstellt.
00:35:19: Diese ganzen Bilder sind alle Fiktion einer römischen Klage über Thermen, die als Bordelle genutzt werden, aber niemand, niemand geht hier und sagt ja geröhmlichen Thermen, das waren ja alles Bordelle.
00:35:31: Das heißt immer, die Barerhäuser im Mittelalter, was sind alles Bordelle?
00:35:34: Und wo das damit errealisiert sich bei ist, die allermeisten Barerhäuser, von denen wir wissen, sind Schwitzbäder und keine Wannenbäder.
00:35:41: Also das ist so eine Quellengattung, die muss man einfach komplett sagen, diese Quelle kann ich nicht benutzen, da spricht alles dagegen, aber Google mal Barerhaus Bordell und wirst automatisch dieses Bild finden.
00:35:52: Ich verknalfe mir jetzt die Anmerken, dass aber auf den Mittelalter-Märkten überall zuberstehen und keine Schwitzbäder.
00:35:58: Und komme noch mal zurück zu dem, was der Chat gesagt hat, weil ihr habt den Chat offensichtlich massiv verwirrt mit der Aussage, dass das mit der Ständepyramide gar nicht so richtig ist.
00:36:06: Kannst du mal in ein paar Sätzen zusammenfassen, was daran falsch ist und was jetzt, was man was richtiger wäre?
00:36:12: Ja, die ist vereinfacht, einfach Dinge und sie macht Stände.
00:36:16: Also dieses Ständeidee gibt es.
00:36:17: Es gibt auch die Idee, Zwei Stände, aber man müsste auf den Kopf stellen, weil zwei Stände stehen oben, nämlich der Klerus in der Adel.
00:36:23: Und darunter ist halt der eine Stand der Bauern.
00:36:26: Und dann musst du halt anfangen, der Klerus ist zwar ein Stand, aber halt kein Geburtsstand, du wirst nicht reingeboren.
00:36:31: Diese Stände, Pyramide, bauten auch schön oft, oben ist der König und dann kommen die verschiedenen Fürsten, aber ein guter Teil dieser Leute steht gar nicht in dem König, weil sie eben Kirchenleute sind.
00:36:40: dann verschwinden ganze Dinge, in keiner Stelle-Pyramide sind jemals die Ministerialen aufgetaucht, in der mittelalterliche Stelle vorstellend gibt es gar keine Bürger, die sind irgendwo dazwischen.
00:36:49: und du müsstest so viele Abers und Anmerkungen in diese Pyramide reinbauen, du könntest einfach hingehen, du könntest die mittelalterliche Vorstellung der zwei Schwärterlehre nehmen.
00:36:58: Dass es zwei Schwerter gibt, die Gott gegeben hat, eine den Klerus, einen dem Adel.
00:37:02: Und daraus hast du dann viel dynamischere Variante.
00:37:06: Und du müsstest die Leute einfach klarmachen, das Zauberwurz sind Aushandlungsprozesse.
00:37:10: Und das Allerschlimmste an der Stände-Paramide, sie gilt für das ganze Mittelalter.
00:37:14: Und egal in welchem Jahrhundert wir gehen, wir müssen sie komplett umschreiben.
00:37:17: Also, Annika ist da vielleicht, kann da vielleicht was zu sagen, sie ist einfach super vereinfachend, transportiert falsche Vorstellungen, simplifiziert, ordnet Leute falsch ein und... Übersieht ganze Sachen, weil z.B.
00:37:29: die Ministerialen schaffen es, über die Jahrhunderte aus der Unfreiheit in den Adler aufzusteigen.
00:37:33: Also diese Grenzen, die postuliert werden, die gibt's so gar nicht.
00:37:40: Eine komplexe Gesellschaft halt wie heute auch, also ich mein, das ist...
00:37:44: Und eine dynamische Gesellschaft vor allem, eine wahnsinnig dynamische Gesellschaft.
00:37:48: Ja, soziale Mobilität existierte auch im Mittelalter.
00:37:52: Genau.
00:37:54: Aber dynamisch ist ja jetzt ziemlich das Gegenteil von dem, was man sich fürs Mittelalter vorstellt, oder?
00:37:59: Also grundsätzlich hat man ja mit den Eindruck, das ist alles total zementiert.
00:38:03: Und wenn man nicht zufällig als Bauer die Chance bekommt, in die Stadt zu gehen, dann bleibt man die Schollengebundenheit und so weiter.
00:38:08: Also das sind ja, ich sag mal, Versatzstücke, die wahrscheinlich für sich genommen auch nicht hundertprozent falsch sind, aber die in der Summe irgendwie...
00:38:17: Was das Ganze schon übersieht, ist die Binnenmobilität, weil da bist du schon der Bauer.
00:38:22: Den gibt es
00:38:22: gar nicht.
00:38:23: Du hast eine Dorfstruktur mit einer Binnenstände Gesellschaft.
00:38:28: Es ist ein Riesenunterschied, bist du ein Hofbauer.
00:38:31: Hofbauer sind die Macker auf dem Dorf, die haben was zu sagen, die sind wohlhabend.
00:38:37: Oder bist du ein Kartner, hast nur einen kleinen Garten, musst du anders mitarbeiten, bist du ein Knecht, der auf einem Hof arbeitet, der also gar keinen eigenen Besitz hat.
00:38:44: Das ist in welchem Jahrhundert, also dieses Die-Bauern.
00:38:47: Da ist schon der erste Trugschluss und das übersieht schon eben die Dynamik dieser Gesellschaft.
00:38:52: Es war für mich auch überraschend letztens, Dörfer, wie wir sie kennen, entstehen überhaupt erst im Hochmittelalter, vor allem bei einer ganz anderen Gesellschaftsstruktur, mit ganz anderen Bewirtschaftungssystemen.
00:39:01: Der Bauernstand entsteht überhaupt erst im Mittelalter und der endet es ja noch fünfmal, bis wir am Ende bei den Bauern kriegen sind.
00:39:06: Und ich hatte gerade mit dem Bauernkriegsmuseum aus Eisleben zu tun, habe dann sehr schöne Conclusio gehabt, die Bauern, die fünft und zwanzig wollten eigentlich zurück ins Mittelalter, fünfzig Jahre vorher, weil da war alles besser für sie.
00:39:19: Dynamische Gesellschaft.
00:39:26: Wie sieht es denn mit den Frauen aus?
00:39:31: Ich finde, wir werden da wahrscheinlich so viele Fragen, könnte man dazu aufmachen, dass wir da gar nicht... Wir werden es noch mal in einem separaten Stream angehen, können die schon mal an.
00:39:43: Hab ich zumindest gerne vor, das mal zusammen zu zimmern.
00:39:46: Aber die Vorstellung, die Frau hat nichts zu sagen, herrt Kirche.
00:39:54: Wie entspricht das der Welt des Mittelalters, Agnes?
00:39:58: Das ist ein super schwieriges, weil so breit gefächetes Thema, aber man kann quasi wirklich von der... komplett unterdrückten Hausfrau bis zur absolut selbstständigen Geschäftsfrau.
00:40:12: Ganz viele unterschiedliche Modelle finden uns.
00:40:14: Wir reden hier von ein tausend Jahren Geschichte in ganz unterschiedlichsten Umständen.
00:40:21: Das ist quasi immer so eine ganz brenzliche Sache, das herunterzubrechen auf Frauen waren total unterdrückt.
00:40:32: Wir haben natürlich nicht den Datus für Frauen, den wir heute haben.
00:40:38: Es ist nicht das Gleiche.
00:40:40: Und natürlich, des Gartamers Feminismus bis ins fünfte der Jahrhundert, gab es Feminismus noch überhaupt nicht.
00:40:47: Man hat eine gewisse Vorstellung von diesem Weltbild, wo der Mann steht und wo die Frau steht.
00:40:54: Und die ist immer so ein Stückchen natürlich unter ihm gestellt.
00:40:57: Aber wir haben jetzt hier nicht eine komplette Versklavung und Unterdrückung von den meisten Frauen.
00:41:03: Das geht auch gar nicht, weil Das ist quasi total notwendig, dass die eingebunden sind in Geschäfte, in die Landwirtschaft, in die Haushaltsführung.
00:41:16: Einer von zwei Teilen von einem Haushalt, der quasi diese ganze Arbeit und die Verantwortung ableisten muss.
00:41:23: Und je nachdem, in welchem Haushalt man sich befindet, kann es ganz ganz unterschiedlich ausschauen.
00:41:29: Und wir finden auch durchaus diverse Gesetze und Regelungen und Berichte von Gerichtsprozessen und Berichte von Frauen leben, wie sie tatsächlich in der Praxis waren, die einen Grundverständnis auch bieten, dass Frauen bestimmte Rechte auch zu steht auf ihren Körper und auf ihre auf ihre wirtschaftliche Absicherung und so weiter.
00:42:02: Also das ist ein ganz, ganz breites Feld, das man überhaupt nicht vereinfachen kann und sollte.
00:42:10: Also um das zu ergänzen, ja Frauen sind benachteiligt im Mittelalter massiv, es ist eine gesellschaftliche Frau massiv, schlechter stellt, allerdings jeder ist schlechter gestellt gegen irgendjemand anderem, also Freiheit oder so was, moderne Dinge.
00:42:23: Aber in dieser Gesellschaft haben ganz, ganz viele Frauen ihren Wirkungsraum entfaltet.
00:42:28: Und wir können ganz oft sehen, wie die agiert haben.
00:42:31: Und es wird nach dem Mittelalter halt nicht besser.
00:42:33: Also, im Neunzehnjahr haben viele Frauen viel weniger Rechte und Möglichkeiten, vor allem Möglichkeiten, als im Mittelalter.
00:42:39: Wir haben im Mittelalter.
00:42:40: Hochschullehrerin.
00:42:41: Guck dir die Diskussion über Frauenschulüme in Deutschland, das Neunzehnjahr und das an.
00:42:45: Viel Spaß.
00:42:45: Ich
00:42:48: habe manchmal das Gefühl, dass das Mittelalterbild so ein bisschen dadurch zustande kommt, dass Leute von heute hundert Jahre zurückkommen und das Ganze dann über fünfhundert Jahre weiter extrapolieren.
00:42:58: Absolut.
00:43:00: Und nach dem Motto, was vor hundert Jahren schlimm war, muss ja vor fünfhundert Jahren noch viel, viel schlimmer gewesen sein.
00:43:06: Und dass wir da dynamische gesellschaftliche Prozesse in der Zwischenzeit haben und dass sich ganz viele andere Dinge auch geändert haben, das geht aber immer so ein bisschen unter.
00:43:15: Ja, es ist mittlerweile eine durchgehende Notzeit im Kopf vieler Leute, weil dann eben so Sachen wie Nachkriegszeit, industrielle Revolution, alles dazukommt.
00:43:24: Ich hatte schon eine Diskussion, die Leute konnten sich gar nicht vorstellen.
00:43:26: Nicht regelmäßig Kinder von Pflügel.
00:43:28: Spannend wurden, weil Kinderarbeit muss doch normal gewesen sein.
00:43:31: Ja, nein.
00:43:34: Man nimmt die Vergangenheit immer so als Progression quasi war.
00:43:37: Also es wird alles immer nur besser.
00:43:39: Aber so ist es halt auch nicht.
00:43:41: Und die Umstände passen sich auch derzeit und den jeweiligen Verhältnissen an.
00:43:46: Also wir haben zum Beispiel im Mittelalter eine komplett andere Art zu wirtschaften.
00:43:50: Hier haben wir eine andere Art zu glauben.
00:43:52: Also da ist ja quasi noch alles unter einer großen Hierher irgendwie vereint, was sich dann im fünften Jahrhundert ja ganz krass ändert mit der... mit dem Protestantismus, der dann quasi ganz Europa einnimmt und ganz andere Vorstellungen auch über die Welt mitbringt.
00:44:10: Es gibt dann noch keinen Humanismus und keine Aufklärung, die einfach dort ganz andere Ideale auch vorgeben für Menschen, wie sie leben.
00:44:20: Die Industrialisierung und deren Arbeitsverhältnisse bringen ganz, ganz andere Verhältnisse auch für das, wie Menschen leben und Arbeit teilen.
00:44:31: Und aus all dem ergeben sich Konstellationen, die auf und abgehen, also wo wirklich die Berechtigungsverhältnisse mal besser und mal schlechter sind.
00:44:46: Natürlich die ganz große Besserung kommt dann erst auch im zwanzigsten Jahrhundert mit den Frauenrechtsbewegungen.
00:44:52: Ja, ein schönes Beispiel, weil du es gerade gesagt hast, dass Humanismus, der ist ja immer so der Aufbruch in die bessere Renaissance, ist ja so mein Trauma, mittelalter schlecht, Renaissance gut, wow.
00:45:01: Weil der Humanismus in Renaissance bringt.
00:45:03: das Gerichtsverfahren, wie ihr es kennt, so ein Inquisitionsverfahren, nachholen mich im Recht.
00:45:08: Und das ist die Grundlage für die Hexenprozesse.
00:45:10: Also der Humanismus ist die Grundvoraussetzung für die Hexenprozesse.
00:45:13: Und deswegen gab es die im Mittelall so nicht, weil sie hätten gar nicht funktioniert nach dem Rest des Landes.
00:45:17: Da muss man sich von dem, es wird immer besser einfach trennen.
00:45:20: Wenn auch was Agneske eben gesagt hat, manchmal wird es erst mal schlimmer, bevor es besser wird.
00:45:24: Und es wird da gerne übersehen.
00:45:27: Ein kleiner Fun Fact, wenn ich darf, André, ich hatte am Wochenende tatsächlich mal Die Vorstellung euch bereitet mich mal auf die Sendung vor, mal ausnahmsweise kann er nicht skaten.
00:45:37: Da habe ich dann bei YouTube so ein Kanal gefunden mit Mittelalter-Mythen und dachte, oh, das ist ja cool.
00:45:43: Und fing an mir da die Sachen anzusehen.
00:45:46: Und dann kam dann zum Glück die Ankündigung für die heutige Sendung.
00:45:49: Da ist mir erst aufgefallen, der Herr ist ja heute zu Gast bei uns, also kann das eigentlich auch selber erklärt werden.
00:45:55: Also was ich damit sagen will, es gibt einen YouTube-Kanal Geschichtsfenster von André, wo es um sehr, sehr viele Mittelalter-Mythen geht.
00:46:02: Ich habe, wie gesagt, dann relativ schnell dann aufgehört.
00:46:07: Nicht, weil es nicht spannend war, sondern aus besagten Gründen.
00:46:10: Also da ging es zum Beispiel darum, ob das stimmt, dass die Leute nur Wein getrunken haben, weil das Wasser versorgt war und ungenießbar war und solche Sachen.
00:46:22: Irgendjemand hat ja eben schon gesagt, wir könnten die Sendung vermutlich bis Mitternacht ausdehnen, weil jeder natürlich ganz spezielle Fragen zum Mittelalter hat.
00:46:29: Lydia hat ja auch schon angedeutet, dass sie ein paar mitgebracht hat.
00:46:34: Rein subjektiv, wenn ich darf.
00:46:36: Zwei Fragen, was mich immer so ein bisschen gewundert hat.
00:46:39: Ich weiß ja, ob das stimmt.
00:46:40: Keine Ahnung, ob es zur Sendung passt.
00:46:43: Dass mit diesem berühmten Zehnten, den man abgeben musste.
00:46:46: Ich meine, das klingt ja erst mal nach viel.
00:46:49: Jeder von uns hier heute würde jubeln, wenn wir nur zehn Prozent Steuern zahlen müssten.
00:46:55: Das wäre das Paradies auf Erden.
00:46:57: Was zum Teufel hat es mit diesem Zehnten auf sich?
00:46:59: Das ist doch eigentlich total wenig.
00:47:01: Ja,
00:47:01: aber.
00:47:02: Bist du Agnes?
00:47:07: Das ist ein ganz wichtiger Punkt.
00:47:08: Der Zehnt ist die Abgabe an den Pfarrer.
00:47:11: Nicht mal an die Kirche, sondern an die Pfarrei, an den Pfarrbezirk, weil aus diesem Zehnt soll die Kirche nicht unterhalten, also die örtliche Kirche, auch die örtliche Versorgung, das ist ja eine ganze Menge wert.
00:47:20: Wir denken auch darüber, ja, Kirche, Pfarrer, Pfarrer ist ja schon relativ weit oben, da gibt es ja noch alles Mögliche drunter, an weiteren Posten, Kaplane und Diakone und alles Mögliche.
00:47:29: Und das alles soll zum Zehnt finanziert werden.
00:47:32: Die Abgabe an den Grundherren, die ist was anderes.
00:47:35: Die kann sich bis zu einem Drittel belaufen.
00:47:37: Also die Grundidee ist ein bisschen ein Drittel kriegter Grundherren, ein Drittel behält der Bauer, ein Drittel wird nächstes Jahr wieder ausgesät.
00:47:44: Trotzdem geben die weniger ab, als wir heute, auch in der Stadt geben die weniger ab, durchaus weniger ab, als wir heute.
00:47:50: Die Adlingen kommen dann irgendwann auch auf die Idee, weil die verlieren so ein bisschen bei der Einführung des Geldes, die machen aber grundlegende Fehlern, denken, ja, das ist eine super Sache, wir wollen auch ein Zehnt haben.
00:47:59: Und bei den Bauern kriegen ist der zusätzliche Zehnt.
00:48:02: Eine der Forderungen der Bauern ist der wieder abgeschafft gehört, weil den Zehnt an die Kirche wollen sie gerne geben, die Abgaben in der Grunde ein.
00:48:07: auch alles weitere wollen sie nicht geben.
00:48:09: Aber der Zehnt ist wirklich eine ganz spezielle Sache in Bezug auf die Kirche und zwar nicht die große mächtige Kirche.
00:48:15: in
00:48:16: Ruhe
00:48:16: von die Lokale.
00:48:17: Also so etwa wie die acht Prozent Kirchensteuer heutzutage.
00:48:24: Dann bin ich still, dann gerne alle anderen vorher frei bis zum Ende der Sendung.
00:48:30: Es gibt einen Konkurrenzkanalantree oder keine Ahnung oder Mitbewerber, dessen Name mir gerade entfallen ist.
00:48:36: Es ist ja auch egal, aber da gab es ein Video, das mich interessiert hat.
00:48:40: Es gibt ja so diese Zeitreisefilme, zum Beispiel mit Vollgas in die Tafelrunde, wo dann jemand ins Mittelalter versetzt wird.
00:48:48: Und auf diesem Kanal, wie gesagt, den ich da auch kurz gesehen habe, wird die These aufgestellt.
00:48:54: Wenn das wirklich jemandem von uns passieren würde, also einer von uns würde jetzt durch einen Blitzschlag oder irgendwas ins Mittelalter zurückversetzt werden, ist die These keiner von uns würde das länger als vierundzwanzig Stunden überleben.
00:49:07: Ist das richtig?
00:49:11: Es kommt extrem an, wohin, wann und unter welchen Umständen.
00:49:15: Aber vielleicht willst du was sagen, Agnes, du.
00:49:18: Nee, also, das halte ich jetzt für ... Ja, man hätte massive Probleme erst mal mit der Verständigung, weil Deutsch ist nicht gleich Deutsch in der Zeit.
00:49:27: Und natürlich hat man keine medizinische Versorgung, aber ich mein, ich kann hier auch ohne medizinische Versorgung, easy, drei, vier, fünf, sechs Monate durchkommen, ohne dass ich abkratze sofort.
00:49:38: Also, man kann sich wahrscheinlich ein paar Phopas einholen, gesellschaftliche.
00:49:45: Aber ansonsten, wenn man, ich sage mal, nicht... kurz vorm Verhungern steht, kann man sich immer noch als Tagelöhner ein bisschen Geld dazu verdienen, mit einfachsten Tätigkeiten
00:50:00: und... Als schlechter Tagelöhner.
00:50:02: Also ich würde mich schon sehen, wir wollen, würde ich das jetzt vielleicht nicht, dass ich dort quasi längere Zeit verbringen müsste, aber in den vierundzwanzig Stunden halte ich viel für massiv übertrieben.
00:50:12: Also keine Dinosaurier, die uns dann zusammenfressen.
00:50:15: Also man würde natürlich Probleme kriegen, was Krankheitserregler angeht.
00:50:18: Die Leute damals, wir würden den erst mal alle Corona geben und es hätten werden riesige Seuche.
00:50:23: Das wäre erst, was wir mit denen tun würden.
00:50:24: Umgekehrt hätten wir auch Probleme.
00:50:26: Dann würde ich aber sagen, es kommt darauf an, welchen Bildungsstand man mitbringt.
00:50:30: Also man kann auch im Mittelalter schnell einen Lünschmob an der Backe haben, wenn man die wirklich falschen Sachen sagt.
00:50:35: Aber umgekehrt, wenn ich jetzt zum Beispiel plötzlich da aufpoppen würde und würde sagen, okay, ich spreche die Sprache nicht.
00:50:39: Ich bin übrigens ein Gesandter des Priester Königs Johann.
00:50:42: Dann hau ich vollen elegantes Mittelalter und werde damit relativ gut durchkommen.
00:50:46: Aber es wäre, das Richt des Ware daran, es gibt ganz viele Dinge, wo ich wirklich an Grenzen und Probleme stoßen würde.
00:50:52: Und vor allem würde ich aus heute, dass ich wahrscheinlich an die Grenzen stoßen, einfach die Gesellschaft.
00:50:56: Wir sind so Freiheit und ähnliches gewohnt.
00:50:58: Ich glaube, das ist sehr schwierig.
00:51:00: Aber wir würden mehr als je neunzehn Stunden durchhalten.
00:51:02: Also ich komme in den Kriegsgebiet, dann bin ich halt wahrscheinlich.
00:51:06: Ich denke halt ganz
00:51:07: praktisch,
00:51:07: ich hätte schon ein Problem damit, weil ich Kontaktlinsen trage.
00:51:12: Also, und ich glaube auch Brillenträger waren ja nicht ganz so ... Ich weiß nicht, je nachdem, wo man hinreist, es ist ja auch schwierig mit Drillen.
00:51:20: Also schon da sehe ich ein Problem.
00:51:22: Aber trotzdem würde man da länger überleben, wenn sie jetzt eigentlich nicht direkt für einen Nex verhalten oder was von mir.
00:51:28: Ich glaube, es kommt noch darauf an, was wir umstellen, wenn man da was erwarten kann.
00:51:31: Also wenn du natürlich hinkommst und keinen kennst, ist es ein bisschen schwierig.
00:51:34: Da würde es dir ein bisschen schwer tun.
00:51:36: Einfach Einkommen zu halten, den Support der Community zu erhalten, aber stell dir vor, du kommst dahin und bist schon in dieser Zeit.
00:51:44: Du hast schon eine Familie, du hast schon ein Job, du hast schon eine Anbindung und eine Kirchengemeinschaft und dann ... bist du dort eingebunden und dann fängt dich auch ein entsprechendes Netz auf.
00:51:55: Also hier quasi Seebehinderungen.
00:52:00: Das wäre damals halt kein Problem, weil du halt eine Familie hast, eine viele Freunde und Umgebung, die dich da unterstützt und die dich entsprechend mitnimmt.
00:52:11: Die Dinge tut, die du halt nicht tun kannst und diese spezielle Armen und Krankenfürsorge, die auch absolut selbstverständlich ist für den Menschen im Mittelalter, die auch christliches Gebot ist, die würde dich auch entsprechend auffangen, natürlich nicht so wie heute, wie dass du dann gerade das Krankenhausaufenthalt finanziert büchst.
00:52:29: kliniziert bekommst und eine Arbeitslose kriegst, aber es wäre, ist bis zu einem gewissen Maß, ist ziemlich viel auch durch die Gemeinschaft abgesichert.
00:52:40: Ich habe mir immer gedacht, wenn mir das passiert, gehe ich einfach ins Kloster.
00:52:44: Ist das adäquat?
00:52:45: Nein, die nehmen dich nicht.
00:52:50: Du hast nichts mitzubringen, du bist für das Kloster nicht interessant.
00:52:53: Das ist wirklich ein Problem.
00:52:55: Aber mit der Brille, wozu brauchst du die Brille im Mittelalter?
00:52:58: wenn du nicht zufällig einen Job hast, bei dem du lesen musst.
00:53:02: Ich könnte auch meine Brille im Mittelalter komplett verzichten, weil ich muss nichts Kleingedrucktes lesen.
00:53:08: Und die meisten, also wenn du nicht extreme Sehschwäche hast.
00:53:11: Ich bin aber kurzsichtig, also das ist genau die andere Richtung.
00:53:13: Da
00:53:14: kommst du aber super mit hin.
00:53:15: in den allermeisten Dingen, weil fürs Meister reicht.
00:53:18: Stimmt, das muss ja kein Auto fahren.
00:53:19: Genau.
00:53:20: Viele mittelalterliche Menschen hätten gar nicht gemerkt, dass sie wirklich kurzsichtig sind, weil das ist ja auch so eine Sache auf welche Entfernung.
00:53:26: Das ist ein Problem für heute, weil wir halt um heute standardisierte Schriftgrößen und so, bei denen wir einen Vergleich haben, wie gut wir lesen und wie gut wir sehen können.
00:53:35: Im Mittelalter hast du halt vielleicht größer geschrieben, kleiner geschrieben, weil du überhaupt geschrieben hast, also mal ganz am Ende.
00:53:39: Aber neunzehnte Bevölkerung, das Mittelalter, das würde ich schätzen, hat nie lesen und schreiben müssen.
00:53:44: Und deswegen hatten die gar keinen Ding, wo sie sagen, gut, der einen hat gemerkt, er kann eine Nadel besser einfädeln als der andere oder die andere.
00:53:50: Aber dass wir heute sagen, du hast so viel Dioptrin.
00:53:53: Es gibt ja keine Sehstests, es gibt ja gar keinen Standard.
00:53:58: Jetzt hatten wir viel so zwischenzeitlich das Stichwort Krankheiten.
00:54:02: Und da ist natürlich klar, also wenn man in eine ganz andere Gegend kommt, alleine schon hat man mit anderen Krankheitserregern zu tun, je globaler wir werden, desto weniger ist das ein Thema, aber wenn man in eine andere Zeit käme, hätte man natürlich mit anderen Krankheitserregern zu tun.
00:54:16: Die haben eine Krankheit, die wirklich völlig neu auftaucht im späten Mittelalter.
00:54:23: und über die Pests, also zumindest bei Ja, okay.
00:54:31: Aber jetzt ist es recht.
00:54:32: Ja.
00:54:36: Und über die Pestkursiert ja auch genügend Unsinn.
00:54:39: Hat schon Dagny im Chat angemerkt.
00:54:43: Da gibt es ja auch Dinge, die ... Die Pestmaske fällt mir ein, aber da gibt es ja noch mehr.
00:54:50: Die Pest ist ein ganz großes Ding und es Lustig ist, dass diese Mythen weiterleben, obwohl wir das inzwischen besser wissen müssen.
00:54:56: Also die Pest war ausgestorben, die hatten die Pest in der Spätantike, ist auch mittlerweile bekannt, ist das letztlich selbe Pest.
00:55:02: Dann kommt sie wieder, nachdem letztlich die Immunität komplett weg ist.
00:55:06: Und ja, es stirbt knapp ein Drittel der europäischen Bevölkerung, Viertel bis ein Drittel.
00:55:11: Aber das drumherum erst mal, Die Bilder, das wieder Problem mit Bildern.
00:55:15: Du siehst also Kriegsgebiet-Bilder.
00:55:18: Wo ist das Risk-Bild her?
00:55:18: Den Häusern passiert ja nichts.
00:55:21: Dann über die Vertragen ist immer das ganz große Problem.
00:55:24: Wer aber trägt das?
00:55:25: Und die Ratten und die Flöhe?
00:55:26: Und wahrscheinlich wissen wir heute, der Mensch war's.
00:55:29: Wir haben vor allem selber eine Pandemie erlebt.
00:55:32: Und die Parallelen sind gigantisch.
00:55:34: Weil was machen die Leute denn bei der Pest?
00:55:36: Soziale Isolation.
00:55:39: Also Bucaccio mit seinem Dick Cameron, ganz berühmte Geschichtensammlung, schreibt von Menschen aus Florenz, die auf ein Landgut fliehen vor der Pest und dort die Pest abzuwarten.
00:55:49: Tolle Idee.
00:55:50: Oder Quarantäne.
00:55:51: Das ist der Versuch der Venezianer, die Pest auszusitzen, indem sie Leute erst mal isolieren.
00:55:56: Und das ist genau das, was wir tun.
00:55:58: Und auch bei allem anderen handeln sie letztlich so wie wir.
00:56:00: Sie haben das Problem.
00:56:01: Wir haben eine moderne Medizin.
00:56:03: Wir haben ein Verständnis von Mikroorganismen, von Bakterien.
00:56:06: Wir können dem auf die Spur kommen.
00:56:08: Die Menschen haben das nicht, müssen mit ihren Mitteln versuchen das irgendwie zu nutzen, haben leider noch die vier Säfte-These, die Theorie, die auch nicht ganz funktioniert bei dem Ganzen.
00:56:18: Aber wenn wir heute mal gucken, was wir bei der Pässe gemacht haben, das waren keine dummen Ideen.
00:56:21: Sie haben nur teilweise nicht funktioniert.
00:56:26: Es erschüttert Europa auch deutlich, aber dann wird eben ganz viel dazugedichtet, was die Leute angeblich alles gemacht hätten.
00:56:31: Was die wirklich schlimmen Dinge sind, wenn die Brunnenvergifterthese sich anschaut, die zu der Zeit aufkommt, die natürlich gleich für der Anti-Judaistisch ist, das ist schon sehr, sehr übel.
00:56:39: Aber gerade wir, die wir in der Pandemie erlebt haben und den massiven Unsinn, der erzählt wurde bei dieser Pandemie, inklusive Brunnenvergifterthese, wir sollten ein ganz klein bisschen Verständnis dafür haben, was die Leute im Mittelalter gemacht haben, auch für ihre Fehler.
00:56:53: Weil wir haben sie nachgemacht.
00:56:58: Ich würde noch kurz, Entschuldigung, wenn das Thema noch ein bisschen wechselt, aber ich darf das nicht vergessen.
00:57:03: Und zwar, die vielen Vorstellungen, die Menschen so assoziativ haben vom Mittelalter werden ja teilweise auch durch die Vermischung mit Fantasys-Szenarien, denke ich, ein bisschen beeinflusst.
00:57:13: Weil diese ganze Fantasy-Welt, also ich sage noch her, der Ringe, Emma Thrones und so, sind ja so mittelalterlich anmutende Fantasy-Welten.
00:57:21: Und es scheint ja auch bei LARPs ... häufiger mal so zu sein.
00:57:25: Ich denke schon, dass das dann bei vielen Leuten auch so Fantasie und potenzielle Realitäten ein bisschen verschwimmen lässt bei den Vorstellungen, oder?
00:57:33: Ja, ja.
00:57:35: Und der Punkt ist aber doch, deswegen habe ich auch gedacht, dass so ein Mittelalter-Markt jetzt niemand so richtig für ernsthafte historische Darstellungen hält.
00:57:42: Habe ich schon den Eindruck, dass die meisten Menschen, die drüber nachdenken, natürlich erkennen, dass offensichtlich diese von mittelalterlichen Themen- und Instrumenten inspirierten Rock-Bands ganz offensichtlich nicht eine Zeit genöstisch realistische Darstellungsform von Musik hier pflegen und dass man vielleicht dann schon verstehen könnte, dass das Ganze mehr so eine Fantasy-Interpretation sei.
00:58:02: Also ich glaube schon, dass Menschen, die darüber nachdenken, vielleicht bei einem Mittelalter mag jetzt nicht unbedingt denken, das ist jetzt hier eine historisch nachgestellte reale Szene oder doch.
00:58:11: Also das hast du ja vorhin gesagt und ehrlich gesagt kann man schon vorstellen, dass viele Menschen so ein bisschen zumindest erahnen, dass das wohl nicht ganz realistisch ist, was sie da zu Hauf sehen, oder?
00:58:20: Ich meine, das ist natürlich jetzt subjektiv, aber
00:58:23: Also ich glaube schon, wenn du sie hinsetzt und sagst, jetzt überleg mal.
00:58:28: Also ich meine, kommt dir das realistisch vor, was du hergesehen hast?
00:58:32: Und du gibst ihnen die Chance, das auch entsprechend neutral zu überdenken, dass ganz viele dann wissen, dass es halt so nicht ist.
00:58:42: Aber die Motive, die sie da drin suchen, die sind eben so hart irgendwie eingehemmert in ihre Wahrnehmung von dieser Zeit, dass sie das schon erst mal als weil es gefällt ihnen.
00:59:01: Es sind teilweise schöne Dinge, die sie da drin suchen und das tut sich, da tut man sich schwer, irgendwie das gleich auf den ersten Hieb mal quasi... zuzugeben oder zu hinterfragen.
00:59:17: Man will auch vielleicht gar nicht, also man hat überhaupt kein Interesse daran, das jetzt quasi so rauszufinden, weil man ja für andere Motive dort ist.
00:59:24: Also man geht ja dort hin, um was zu erleben und um irgendwie die Kinder mal eine Stunde von der Backe zu haben.
00:59:31: und also das sind so Dinge, wo sie dann auch relativ schnell, also man merkt es auch im Online-Diskuss oft, aber sie dann relativ schnell verfallen so in diese Ja, aber deswegen bin ich ja auch gar nicht da.
00:59:43: Also deswegen interessiert mich ja auch gar nicht.
00:59:46: Aber dass sie dann quasi, dass es ein weiterer Schritt ist, wie sie diese Bilder quasi zementieren, das nimmt man nicht offensichtlich wahr.
00:59:56: Genau.
00:59:57: Und
00:59:58: wie ist denn die Abgrenzung zur Living History?
01:00:00: Normaler vielleicht.
01:00:01: Also... Weil ich glaube, dass das nicht viel Menschen da ist.
01:00:05: Ja, bitte.
01:00:06: Ein ganz wichtiger Punkt, weil du hast völlig recht, Lydia, wenn du die Leute auf die kognitive Ebene bringst.
01:00:12: Aber mittlerweile passiert das mal auf der affektive Ebene.
01:00:15: Und auf der affektiven Ebene, ich möchte auch gerne diese tolle Musik aufwärtschön.
01:00:19: Und wenn du die Leute dann nimmst, denk mal drüber nach, was Agnes eben angedeutet hat.
01:00:23: Sobald du die zum Nachdenken bringst, dann sagst du ja, ja, ist ja eigentlich logisch.
01:00:28: Aber da kriegst du die Leute erst mal nicht
01:00:30: hin.
01:00:30: Das ist richtig.
01:00:31: Ja, das ist natürlich richtig.
01:00:33: Aber deswegen die Abgrenzung zu Leuten, die versuchen, Realitätsgetreuse Gutes wohl vorstellbar sein kann, etwas umzusetzen, kann man ja schon definieren.
01:00:41: Es gibt ja Menschen, die wirklich bewusst versuchen, im
01:00:45: Reenactment
01:00:45: oder Living History Bereich realistische Szenarien darzustellen, die das aber dann ja auch genau so, sagen wir mal, deklarieren, wurde ja auch die Veranstaltung genauso auch beworben und dargestellt werden.
01:00:57: Also, wenn man sich ein bisschen dafür interessiert, kriegt man das schon mit.
01:00:59: Aber vielleicht ist das auch eine zu weite Frage.
01:01:02: Aber was haltet ihr denn von, sagen wir mal, dieser Art der
01:01:05: Geschichtsvermittlung
01:01:06: oder des Versuchs
01:01:08: darüber?
01:01:12: Ja, aber ich würde sagen, wäre das ein Ansatz, den man, wenn man ihn, sagen wir mal, vielleicht gezielter als eine Evokationsveranstaltung machen würde, wenn man keine Ahnung, zum Beispiel Schulklassen, regelmäßig oder zumindest einmal in den bestimmten Bereich dahin bringen würde und das eben auch erlebbar machen würde, ob man das nicht auch so als ein Tool nutzen könnte, um den Menschen auch den Unterschied klarer zu machen.
01:01:34: Dachte ich nur so, ich ist ein bisschen...
01:01:35: Die Veranstaltung, die Gero vorhin gesprochen hat, ist genau so eine Veranstaltung.
01:01:39: Exakt, dass wir verkaufen nichts, wir erzählen nur und Agnes macht das eigentlich noch viel mehr als ich und auch viel länger als ich genau solche Sachen.
01:01:46: Wir sind aber ein Tropfen auf den heißen Stein in diesem riesigen Meer von Mittelalter Märkten.
01:01:51: Und das Schlimme ist, dass ganz viele Leute Also wir sagen, wir machen es so historisch genau wie möglich und die anderen sagen das auch.
01:02:00: Du wirst keine Homepage von einer noch so merkwürdigen Gruppe finden, die nicht genau dieselben Schlagworte verwendet.
01:02:08: Okay, also das ist schwierig, einen Qualitätsstandard quasi von außen überhaupt zu finden.
01:02:14: Es ist ja schwierig, weil sich das so verschwindet, weil auch die Personalien oft irgendwie sich auf ähnlichen Ebenen irgendwie bewegen.
01:02:25: Der Grundgedanke von Living History ist ja eigentlich eine Art von, also man nennt das in Amerika, Heritage Interpretation.
01:02:33: Also das ist quasi eine Wissensvermittlung.
01:02:37: Format und eines das unterhaltsam sein soll, das eingängig ist für Leute und aus dem aus diesem Hintergrund kommt Living History und Re-enactment.
01:02:46: Also das ist eigentlich Kulturvermittlung, was wir heute, also bei uns kennt man Kulturvermittlung üblicherweise halt im Museum mit der Führung, die klassische Führung.
01:02:54: Bei den Amerikanern gibt es da ganz andere Formate, die mögen das auch sehr gern, die haben da so ganze Städte, also Colonien Williamsburg zum Beispiel, ist das ein riesiges Stadt eigentlich.
01:03:06: wo Living History ganz professionell betrieben wird, also auch mit bezahlten Darstellern, die dort Ausbildungen haben, um Leute quasi zu unterrichten, und zwar in einer sehr unterhaltsamen Art und Weise.
01:03:20: Und aus diesem Hintergrund kommt auch das Living History hier zu Tage mit dem Unterschied, dass die meisten Living Historians hier halt absolut unbezahlte Laien sind, die das in ihrer Freizeit machen, und auch keine entsprechende didaktische Ausbildung haben.
01:03:35: Und entsprechend ist es auch echt schwierig, da Qualitätskriterien hineinzubringen, weil du das gar nicht messen kannst.
01:03:45: Du kannst nicht sagen, du brauchst den Abschluss, damit du hier in das Museum darfst und dann das Unterrichten darfst, sondern es... kann eigentlich in Grunde jeder machen.
01:03:52: Und man kann Glück haben und an die richtigen Leute geraten oder man kann Pech haben und an die falschen Leute geraten.
01:03:58: Aber eigentlich ist der Grundgedanke von Living History Bildung vermitteln und in Museen mit und in Museen zu arbeiten.
01:04:07: Ja.
01:04:07: Und also ich stelle mir völlig zu.
01:04:09: Ich würde noch ganz kurz zwei kleine Punkte reinbringen.
01:04:12: Es ist nicht unbezahlt, sondern man gibt zahlt jede Menge drauf, weil der Living Historians sind irrsinnige Leute, die für absurd, hohe Summen und Investitionen Sachen machen.
01:04:20: Und es völlig gar nicht von einer tollen Rüstung Rede, die teuer nachgemacht wird.
01:04:25: oder wunderschönes Beispiel Grusel, so Schleier mit einer gekruselten Kante.
01:04:29: Man braucht für so ein Schleier irgendwie sechs Meter mindestens.
01:04:34: Und da kann so ein Meterstoff mal dreieinhalb Euro kosten, also rechnet es ja aus.
01:04:38: Völlig absurd.
01:04:39: Und es schlimme ist, Wir haben keinen Vorteil gegenüber den Leuten, die schlechte Vermittlungen machen, weil wenn ihr als Besucher zu mir kommt, ich kann euch nicht davon überzeugen, dass ich besser bin als die, ohne euch stundenlang mit Quellen voll zu überschütten.
01:04:53: Und das tue ich ja bei der Veranstaltung gar nicht.
01:04:55: Es ist eine reine Glaubwürdigkeitsfrage.
01:04:57: Und der Zuschauer kann ihn nicht sehen, ob ich mehr Ahnung habe, als der Typ, der ihm sagt, ja, mein Hörnerhelm und meine Achse, das ist ein guter Bigginger.
01:05:05: Ich bin ja als Heritage Interpreter, ich mag das Wort.
01:05:09: Ich sage mal, ich bin von Beruf Kulturvermittler.
01:05:11: Ich bin völlig darauf angewiesen, dass Leute mir eine Glaubwürdigkeit oder mir einen Vertrauensvorschuss geben, den ich irgendwie unter Mauern kann, aber für den normalen Besucher, der kann da gar keinen Unterschied feststellen.
01:05:23: Ich kann höchstens versuchen, ihm zu überzeugen.
01:05:26: Aber der kann nicht überprüfen, was ich tue, nicht auf der Veranstaltung.
01:05:29: Gut, das ist klar.
01:05:31: Also, was für meine Begriffe ... zumindest mal das Risiko, dass man auch etwas stößt, was mehr Show als historische Darstellung ist, wird in meiner Wahrnehmung größer, je spektakulärer das ist, was dargestellt wird.
01:05:49: Je mehr Rüstung und je mehr Wikinger und Drama und desto schwieriger wird es, während wenn jemand Keine Ahnung, wenn jemand einen Kaufmann am Rechentisch darstellt.
01:06:10: Das geht auch schlecht.
01:06:10: Ich schaue
01:06:11: jetzt hier niemanden an.
01:06:12: Ja, aber wenn man das machen will, dann geht man ja zunächst mal relativ viel Aufwand ein für wahrscheinlich erst mal überschaubaren Beifall, wenn man es nicht wirklich gut macht.
01:06:29: Ganz schlimme Story von meinen Kollegen von mir.
01:06:32: Wir sind hin und wieder auf Mittelalter merkten, weil man da einfach anderes Publikum bekommt und neue Connections machen kann zu Besuchern.
01:06:42: Und da kam es diesen Mittelalter-Markt, wo wir halt unterwegs waren.
01:06:45: Da war so eine Schaukampftruppe, die da mit ihren gepolsterten Rüstungen, und ich weiß nicht was, und haben dann halt den Besucher... Ja, irgendetwas erzählt.
01:06:55: Das ist eigentlich auch vollkommen egal.
01:06:58: Und dann waren die nach drei Stationen auf dieser kleinen Wiese, wo wir da waren.
01:07:02: Nach drei Stationen ging die dann an meinem Kollegen vorbei, der in seiner Pflanzen gefärbten, handgewebten, handgenähten, nach Fund und allem Klamotter, der da herkommt.
01:07:14: und quasi sagt dann der Typ so, oh schau mal, was für ein Kaschball, ja.
01:07:18: Und das hat ihn ganz schwer getroffen.
01:07:20: Aber das ist tatsächlich so, dass die das halt nicht einschätzen können, weil sie das Vorwissen auch nicht haben.
01:07:26: Ja.
01:07:26: Das geist hatte gerade vor ein paar Tagen mal wieder ein Post rum, wo sich jemand in Breite darüber ausgelassen hat, dass jedes Mal, wenn er irgendwo auftaucht, ihm gesagt wird, er sei viel zu bunt angezogen und die Farben hätte es ja gar nicht gegeben.
01:07:39: Korrel.
01:07:40: Standard.
01:07:44: Was auch mal schmerzhaft ist.
01:07:48: Ich hab es schon erlebt, dass du irgendwann vor einer Kopie deiner Darstellung stehst.
01:07:53: Leute haben im Netz gesehen, was du machst, machen es nach.
01:07:57: Und dann merkst du, das ist halt nicht so richtig gut.
01:08:01: Das ist auch mal sehr lustig.
01:08:02: Ich
01:08:07: hätte noch die Frage, weil das ist jetzt auch nur Beobachtung vielleicht irre.
01:08:11: Ich habe ja den Eindruck, dass die Veranstaltungen im Bereich Living History sehr viel seltener vorkommen als eben diese fiktionalisierten klassischen Mittelaltermarkt-Fentasyszenarien.
01:08:21: Und das glaube ich auch so die allgemeinen Bevölkerung auch viel seltener damit in Büroung kommt.
01:08:26: Also keine Ahnung, ich kenne das immer nur von Leuten, mit denen ich bekannt bin, die dann sagen, dass sie in dem Bereich aktiv sind.
01:08:31: Was dann dazu führen kann, dass ich dort auftauche, wäre aber vielleicht gar nicht draufgekommen.
01:08:36: Sonst ist das so, dass die Allgemeinbevirkung da auch viel seltener
01:08:39: vielleicht mitkriegt,
01:08:39: dass es da diese Abgrenzung der realistischeren Darstellungen gibt.
01:08:43: Also ist das nur so meine subjektive Erfahrung
01:08:45: oder
01:08:46: ist das so, dass das seltener ist und weniger verbreitet?
01:08:49: Agnes, dein Stichwort, du musst jetzt deinen Kalender ankündigen.
01:08:53: Also
01:08:53: ja genau, re-nec-ments-event.com.
01:08:55: Ja,
01:08:56: sehr
01:08:57: schön.
01:08:57: Also es gibt einen Kanal, aber da ist nicht viel drauf.
01:09:00: Es gibt tatsächlich nicht viel.
01:09:01: Also es ist ein Phänomen, das vor allem natürlich eine Budgetfrage ist.
01:09:06: Wenn man so ein gutes Living History Event aufziehen möchte, dann braucht man Leute, die von weit her kommen, die haben selber Kosten, die haben wahnsinnig viel Klinik rausstellstattung gesteckt.
01:09:20: Die möchten dann auch entsprechend was zeigen.
01:09:22: Das heißt, es gibt Materialkosten.
01:09:24: Es ist ein Aufwand, weil das dann auch ein Format ist, wo man keine Einkünfte, keine großen hat, außer die Eintrittseinnahmen.
01:09:35: Und bei einem Markt, da gibt es quasi eine Vielzahl an Marktständen, die zahlen alle eine Gebühr und dann können sie quasi dort ihre Waren verkaufen.
01:09:46: Das ist eine zusätzliche Annahmequelle, die dann in Richtung Dixies und was auch immer man da alles noch bezahlen muss.
01:09:53: Also das ist ein Riesenkostenaufwand so ein Event zu organisieren, die entsprechende, die Feuerwehr da reinzubringen und irgendwelche Genehmigungen einzuholen und so weiter.
01:10:02: Also da ist man easy mal in fünfstelligen Bereich ohne überhaupt mit der Wimper zu zucken und das quasi in einem hochqualitativen Bereich auf die Beine zu stellen, womöglich noch mit einem Sponsor wie einem Museum, das eh schon kein Budget hat, weil die halt chronisch unterfinanziert sind.
01:10:17: ist wahnsinnig schwierig und das funktioniert.
01:10:20: mit so einem Mittelaltermarkt, wo halt Halligalli ist, wo eine Stadt dann auch gerne mal für ihr Jubiläum XY, hunderttausend Euro auf dem Kopf haut, ist es viel einfacher, das quasi in die Tat umzusetzen als für ein Living History Event.
01:10:35: und entsprechend die Besucherzahlen sind auch deutlich kleiner, weil es dann eine viel kleinere Kundengruppe auch ist, die das dann tatsächlich auch sehen möchten, die Bildung haben möchten und nicht nur auf einem Würstchen und ein Bier mit den Kindern irgendwo am Wochenende hinfahren möchten.
01:10:52: Entsprechend wenig Ruf haben die dann auch oft und es ist ein bisschen teufelskreislaufwürdig.
01:10:59: Man merkt das halt bei Veranstaltungen länger laufen.
01:11:03: Die zehn Jahre laufen.
01:11:04: am Anfang hatten wir ganz viele Leute.
01:11:06: Ich hab das bei meiner Veranstaltung ganz lange wussten die richtige Mittelaltermarkt.
01:11:10: Und nach zehn Jahren hat man Leute die extra kommen, die wissen, was ihr erwartet und die verliebt begeistert sind.
01:11:13: Das ist so ein bisschen auch ein Learning.
01:11:15: Aber es ist wirklich das Problem, dass die Veranstaltungen kaum bekannt sind.
01:11:18: Oft, weil sie einfach keinen Werbebudget haben.
01:11:20: Und andererseits muss man auch für den Mittelaltermarkt so ein bisschen Land zu brechen.
01:11:23: Auch auf Mittelaltermarken gibt es teilweise sehr gute Leute.
01:11:26: Also auch da gibt es viele Gruppen, die dann da eben hingehen, weil sie auch keine anderen Veranstaltungen haben.
01:11:31: Aber es ist halt wirklich ganz, ganz schwierig, dass die guten Veranstaltungen erstens gefunden werden und zweitens gibt es tatsächlich wenig, weil es braucht halt irgendwo Geld, das herkommt.
01:11:39: Genau, was Agnes gerade gesagt hat.
01:11:41: Und sagen wir mal, okay, das ist zwar unrealistisch, aber wäre es nicht super, wenn man bei Mittelalter Märkten quasi so Label hätte mit, das ist realistisch das nicht.
01:11:50: Ich weiß, das ist jetzt utopisch von mir, aber ich meine, wäre hilfreich, weil sonst die Leute ja alles in einen Top werfen und das auch tatsächlich kann ich unterscheiden können, wenn sie da drüber laufen.
01:11:59: Selbst wenn da mal realistische Dinge...
01:12:01: Die Diskussion gab's mal über ein Gütesiegel.
01:12:04: Agnes zittert jetzt schon, genau wie ich, weil es war eine Mörderkrube.
01:12:09: Wer darf denn entscheiden, ob meine Darstellung gut oder schlecht ist?
01:12:15: Ja, ich bin Experte für meine Zeit, überhaupt nicht jetzt einfach.
01:12:18: Da kommt so ein Typ daher, der macht's hundert Jahre später und sagt, meine Rüstung ist ja, oder was weiß ich, mein Zelt ist ja falsch.
01:12:24: Und dann kommen wir zum nächsten Problem.
01:12:26: Agnes macht vierzehntes Jahrhundert hauptsächlich, ich mach fünfzehntes Jahrhundert.
01:12:30: Wir haben vollkommen andere Ansätze an unsere Rekonstruktion.
01:12:34: Agnes kriegt zum Beispiel Bauchschmerzen, wenn die Stoffe nicht pflanzengefärbt sind, weil das eben in ihrer Zeit korrigierend nicht ins falsche ist, ein ganz wichtiger Punkt ist, mir im fünften Jahr ist die Färbung völlig egal, wir sind immer noch dabei die Schnitte zu rauszukriegen, weil wir einfach eine völlig unterschiedliche Quellenlage haben, wo jemand aus dem zwölf Jahr sagen kann, wie Schnitte, gerade mit Ärmeln, fertig.
01:12:56: Dafür müsste sie mit der Hand benäht sein und bestickt sein und am besten den Mund gekloppelt, am besten der Garn aus der richtigen Schafstrasse.
01:13:03: Und ich bin in den Fünften Jahrhundert, ich weiß immer noch nicht, wie dieser Hosentät wirklich funktioniert.
01:13:07: Wir haben völlig unterschiedliche Ansätze und ich kannte Agnes Darstall nicht bewerten und sie meine vermutlich nicht.
01:13:14: Deswegen, wer soll denn so ein Gütesiegel vergeben?
01:13:17: Ja, okay.
01:13:18: Jetzt bin ich an dem Punkt, wo ich sage, als Laie Man kann es natürlich auch immer übertreiben.
01:13:24: Ich glaube, für die allermeisten Leute, um die weiterzubringen, braucht es ja jetzt nicht unbedingt die genau richtige Naht und die genau richtige... Ja, André, ja.
01:13:39: Wenn ich zumindest mal sehe, es ist nicht alles Schlamm und Leder, habe ich ja schon mal einiges erreicht.
01:13:46: Und ich habe auch häufig den Eindruck, wenn wir ins Gespräch kommen, die auch Darstellungen machen, dass die einem auch schon sagen naja gut also das den teil habe ich jetzt hier für die unterhaltung drin und der ist auch nicht so historisch.
01:13:57: und das ist aber weil ich die kinder an meinem stand auch beschäftigen muss.
01:14:01: und weil ich weil ich weil ich auch unterhaltsam sein will und das ist das hier ist meine leidenschaft da ist da ist der helm den ich mir gekauft habe weil und da ist dieses kostüm das ich mir habe nähen lassen Aber das interessiert halt die Menschen nicht.
01:14:16: Aber
01:14:17: das sagst du, wir sind nicht unterhaltsam und doch durchaus auch Kinder kommen bei uns.
01:14:20: Also erleben wir immer wieder.
01:14:22: Aber zu deiner Aussage, ich möchte Agnes gleich die Farbenargumentation geben bei meinen Nahtargumentationen, wenn die Hose die falsche Nähte hat, wird sie kaputt gehen, die wird nicht funktionieren.
01:14:31: Und die Farben ist halt auch ein ganz wichtiger Punkt eben in diesem Bild, das du machst, weil wenn du in deiner Zeit sagst, du das lieber Agnes, weil ich greif vor, weil Farben
01:14:40: Ja, also natürlich ist das quasi das, was man auf den ersten Blick sieht, also man sagt so diese fünf Meter-Regel, oder zehn Meter-Regel von mir aus, quasi das, was man als Bild mitnimmt, ist so der allerprägendste Eindruck, den der Besucher am Ende weiß, vielleicht nicht mehr mal genau, was er geredet hat mit uns, aber er hat am Ende ein Bild mitgenommen.
01:15:04: Das heißt, das Visuelle und deswegen habe ich auch überhaupt nichts zu gritteln an die andere.
01:15:09: Also visuell ist tatsächlich immer das Wichtigste.
01:15:11: Aber es gibt ja, und das macht auch dieses Gütes-Sili so kompliziert, ganz viele unterschiedliche Ansätze im Living History.
01:15:17: Der eine legt vielleicht den Wert auf historische Nähtechnik und es passt dann auch zu einem entsprechenden Thema in der Sonderausstellung Museum XY, das gerade gemacht wird.
01:15:27: Da geht es um Textilverarbeitung und um Textilpracht oder was auch immer.
01:15:31: Und da muss es dann auch entsprechend mit der Hand gemacht werden.
01:15:33: Da muss man anschauen können, da muss man quasi die Hose ausziehen können, den Besucher zeigen können.
01:15:38: das hier verarbeitet.
01:15:40: Schau mal, wie viele Stunden da drinnen stecken.
01:15:42: So, das kann ein wertvoller Inhalt sein.
01:15:46: Aber es gibt auch Leute, denen ist es halt wirklich egal, weil sie ein Handwerk zeigen, das mit der Klamotte überhaupt nichts zu tun hat und das aber dann da ihren Fotos drauf legen.
01:15:58: Und dazu kommt, dass, wie du schon gesagt hast, ja, aber das ist jetzt meine Leidenschaft, wir von Großteilshobbyisten sprechen, die Deswegen dabei sind, weil sie auch einen Spaß daran haben und ihr eigenes Spezialgebiet haben und das dann auch entsprechend auf diese Veranstaltungen mitbringen und an anderen Sachen vielleicht nicht zu viel Interesse haben.
01:16:18: Und dann quasi denen zu sagen, ja okay, da gibt es einen allgemein gültigen Standard.
01:16:23: Was ist Living History?
01:16:24: Was muss das tun?
01:16:25: Welche Elemente müssen da drinnen sein?
01:16:28: Was muss abgedeckt sein?
01:16:29: Ist wahnsinnig schwierig, auch weil dieses Feld einfach so groß ist, dass man da und so viele Zeiten umfasst, dass man da halt Das ist unmöglich, einen Standard auszuarbeiten.
01:16:39: und daran ist, dass das Gütesiegel auch gescheitert am Ende.
01:16:42: Nicht nur an den Animositäten zwischen den Leuten.
01:16:44: Es ist natürlich auch immer so, warum ist der jetzt quasi?
01:16:47: Warum hat der das Gütesiegel und ich nicht?
01:16:49: Das ist natürlich auch so ein Ding, aber es scheitert dann... an den Standards am Ende.
01:16:54: Und das könnte man eigentlich nur dadurch klären, dass man sagt, okay, es gibt jetzt hier einen Studiengang so und so, der sich damit beschäftigt, der ganz unterschiedliche Konzepte dafür ausarbeitet.
01:17:04: Und wenn man diesen Studiengang belegt hat und wenn man dann entsprechende Module belegt hat oder was auch immer, dann kann man das quasi abrufen auf irgendeiner Datenbank oder
01:17:16: so.
01:17:16: Das alles gibt es nicht
01:17:17: momentan bei
01:17:18: uns.
01:17:18: Wobei man leider halt dann die IOB ist, die teilweise absurd gute Arbeit machen, rausschmeißen würde, weil das ist ja das Problem, da gibt es Leute, die sie reinfuchsen.
01:17:25: Und diese fünf Meter-Regel ist ganz wichtig, weil wenn wir beide sagen, wir machen andere Ansätze, das ist alles super.
01:17:30: Und ich kenne Leute, die wirklich ihre Farben selbst gesponnen haben, gewebt haben und so weiter.
01:17:34: Solange die nicht den anderen sagen, du bist schlecht, weil du eben das nicht tust, dann sind wir beim Thema Big-Görterie, das funktioniert natürlich nicht.
01:17:42: Aber diese fünf Meter Regel halte ich halt für wichtig, wenn du aus fünf Meter Entfernung siehst, der sieht so aus, wie die Vorlage das hergibt.
01:17:49: Das ist so ein Mindeststandard, den wir eigentlich versuchen alle zu machen, egal welchen Ansatz wir haben, weil sonst können wir es auch sein lassen.
01:17:57: Wo wir es von den Nähten hatten, muss ich jetzt noch mal auf eine Frage aus dem Chat kommen, mit dem energetischen Nähen.
01:18:03: Und das hat, weiß für mich, also die Frage, also bei dem energetischen Nähen, das im Mittelalter angeblich gemacht worden wäre, weil, dass man also Nähte nicht in die Achseln setzen, weil es den Energiefluss stört.
01:18:16: Da liegt natürlich so ein bisschen der Gedanke drin, die Leute waren einfach viel näher an der Natur.
01:18:21: Und wenn ihr kurz auf der einen Seite auf das Thema energetisches Nähen eingeht, auf der anderen Seite dann mal so ein bisschen auf den Aspekt auch eingeht, dass Mittelalter alles zwar dreckig und furchtbar und dunkel und im nächsten Moment das Mittelalter ist so ein Sehnsuchtsort, der irgendwie natürlich ist und irgendwie doch wieder ein bisschen gute alte Zeit ist.
01:18:40: Also da hätte, glaube ich, der Waldbestand das Mittel alles ein bisschen was mitzureden, was die Naturfreundlichkeit
01:18:47: angeht.
01:18:48: Also man hat einfach tatsächlich und auch in der Antike schon teilweise echten Raubbau an der Umwelt betrieben und keine Maßnahmen getroffen, um da irgendwas quasi rückzuleiten oder nachhaltig zu wirtschaften in dieser Hinsicht.
01:19:04: Natürlich hat man gemerkt, irgendwann mal Ende der Fahnenstange, was solche Sachen angeht, aber in den meisten Fällen war das kein Kriterium für irgendeine Art von Entscheidung, die Menschen in dieser Zeit getroffen haben.
01:19:19: Na, und der Natur ist seit der neolitischen Revolution aller Spätestens nicht mehr wirklich ein großes Ding.
01:19:27: Wir haben alles dafür getan, uns davon wegzuentwickeln.
01:19:30: Und das ist ja auch irgendwie... Kultur, was weggeht von unserer sehr ursprünglichen Natur.
01:19:37: Das ist am Ende Kultur und das ist eigentlich das, was wir auch immer mitgeben wollen als Living Historians.
01:19:44: Und dieses energetische Nähen, kurz mal vorweg, ist natürlich Quatsch.
01:19:48: Also ist natürlich nicht nur Quatsch im Sinne von, das ist funktioniert so nicht, sondern auch, dass gab es im Mittelalter natürlich nicht.
01:19:57: Und die Projektion von solchen Wunschspielen aufs Mittelalter, um das quasi zu rechtfertigen Jahres haben die Mittelalter schon gemacht und deswegen muss das ja was sein.
01:20:09: Die wussten ja damals noch viel mehr, weil sie ja so eine andere Natur dran waren.
01:20:13: Das ist immer so ein rechtfertigungsding, was die Leute dann immer rausziehen aus dem Hut, um quasi ihre Schwurbelein ein bisschen so zu belegen.
01:20:27: Da finden wir ganz viele von diesen Motiven, also das war ein Mittelalter schon so oder das war eine Antike schon so und deswegen muss das ja was Sinnvolles sein.
01:20:37: Das war jetzt echt hilfreich.
01:20:38: Bevor ich das nämlich vergesse, ich muss noch ganz kurz ansprechen die Rechtschreibung.
01:20:43: Da machen sich ja viele Menschen gar keine Gedanken drüber, aber es scheint so zu sein, dass es ja da eine ganze Weile eben gar keine einheitliche gab.
01:20:51: Vielleicht könnt ihr da was zu sagen.
01:20:53: Witzigerweise weiß ich das von meinem Lebensgefährten, weil er Legastheniker ist und gesagt hat, er wäre im Mittelalter viel besser zurechtgekommen.
01:21:00: Aber du hast gerade ein wunderschönes Beispiel, die Mittelalter-Mythen entstehen.
01:21:05: Weil jetzt im Mittelalter gab es das nicht.
01:21:07: Ja, aber die Grimms fangen damit erst an mit ihrem Wörterbuch.
01:21:11: Und dann hat die Rechtschreibung, haben wir so spät in der Neuzeit, also da sind wir eigentlich im Jahrhundert, bis wir verbildet die Rechtschreibung haben.
01:21:21: Ja, natürlich haben die Leute eher phonetisch geschrieben.
01:21:24: Du kannst froh sein, wenn ein Schreiber sich an seine Regeln hält.
01:21:26: Aber wo soll denn eine Rechtschreibregel herkommen?
01:21:28: Es gibt ja keine Obrikate sagt, so bin ich jetzt geschrieben.
01:21:31: Es gibt eine Mittel, als irgendwann so im Humanismus dann kommt so einer wie Nikolaus von Küster durch das Heiligerumich Reich, vor allem durch die Atem sagt, um Gottes Willen, die Klärrecker können ja alle kein sauberes Latein.
01:21:44: Und der Begriff Mittelalter kommt auch daher, dass dann diese frühen Nummernisten Petraka im vierzehn Jahrhundert sagt, ja, also wir heute sind ja in der Neuzeit, wir sprechen ja auch wieder.
01:21:51: endlich gutes Latein, wir haben mal die klassische Antike angeschlossen, übertreffen sie sogar in einigen Dingen im vierzehn Jahrhundert und die Zeit dazwischen, das ist diese Mittelzeit, die ist finster.
01:22:02: Der würde sie im Grab rumtreben, wenn er wüsste, wie ihn heute zum Mittelalter zählen würden.
01:22:06: Aber ja, es gibt ja gar keine zentrale Gewalt, denn das Mittelalter hat keine zentrale Gewalt, das ist einer der Punkte.
01:22:14: Die sagt, ihr schreibt jetzt bitte alle so.
01:22:16: Und vor allem die Kirche konnte das nicht.
01:22:19: Die Kirche, die sie schalten hat.
01:22:24: Wo wir gerade dabei sind, weil wir nicht mehr viel Zeit haben, gibt es noch ganz verbreitete oder wichtige Fehlannahmen, wo ihr sagt, das sollten wir hier noch unterbringen, bevor die Sendung um ist.
01:22:33: Wo ihr so fest auf Fehlannahmen...
01:22:36: Liebe Zuschauer, die nachfolgenden Sendungen werden sich bei etwa fünf Stunden verzögern.
01:22:41: Ja, okay.
01:22:42: Ich verstehe schon, dass man sicher nicht bei deinem Kanal einiges findet, wo man auch natürlich dann Unterschiede zwischen Realität und Fektion oder viel anderem ausräumt.
01:22:49: Aber vielleicht so...
01:22:51: Agnes, was sind deine Lieblingsmüten?
01:22:54: Danach kommen meine.
01:22:55: Also man muss und also das ist natürlich auch wieder mein Spezialgebiet und deswegen ist es auch mein Pet-Pif, aber Hygiene ist glaube ich so das große Thema mit dem wirklich jeder irgendwie konfrontiert wird und auch jeder irgendwelche Vorurteile kennt darüber, die sich auch extrem hartnäckig halten.
01:23:15: Also dass Menschen sich da wirklich täglich gewaschen haben, zweimal die Woche in ein Badehaus gegangen sind, wo sie sich rasieren haben lassen, wo sie sich die Haare schneiden haben lassen, wo sie stundenlang in Dampfbildern saßen und danach noch gewaschen worden sind und gerubbelt, und ich weiß nicht was, dass sie Kosmetik verwendet haben, Seife importiert haben aus exotischen Ländern, dass sie tatsächlich auch einen Grundverständnis der Welt hatten, das besagt schlechter Geruch ist.
01:23:45: Krankheitsfördernd.
01:23:46: Das ist ganz schlecht.
01:23:47: Und so hat man sich auch nicht an einen Tisch zu setzen.
01:23:50: So hat man auch Leuten nicht zu begegnen, dass sie Gestank tatsächlich auch thematisiert haben von Menschen.
01:23:57: Vor allem.
01:23:59: Das ist alles sowas von gegen dieses Vorurteil, dass die sich da Wochen und Monate nicht gewaschen haben.
01:24:08: Und diese Idee kommt, glaube ich, auch eher aus dem... Die
01:24:11: Kirche hat das Baden verboten.
01:24:13: aus dem Barock und da war es auch nicht wahr, also da war es schon Propaganda, aber das von daher kommt das quasi, dass man sich über das Mittelalter erzählt, aber es ist völliger Quatsch, also wirklich.
01:24:26: Also ich sage mal von dem... Es gibt ja immer, um es mal extrem zu treiben, es gibt ja dieses Bild von in der Antike, diese Entwicklung der Kultur.
01:24:37: Es ging immer nur aufwärts, dann kommt irgendwie das Christentum, dann geht es furchtbar abwärts, dann haben wir das Mittelalter, dann geht es langsam wieder aufwärts und am besten noch mit der Fortsetzung, also wenn es das Christentum nicht gegeben hätte, dann wären wir ja heute schon viel, viel weiter.
01:24:52: Das, ich sag mal, das... Fast natürlich in gewisser Weise diese Bilder zusammen, aber begegnet der das auch ausdrücklich so, Andre?
01:25:01: Ja klar.
01:25:02: Bei dieser Klischee ist ganz schlustig, dass wir am Ende des Mittelalters die Europäer technologisch weit genug fortgeschritten sind, um einfach mal quasi den Rest der Welt zu kolonialisieren.
01:25:11: Ganz komisch, oder?
01:25:13: Weil die hatten ja gar keine Krise.
01:25:14: Warum sind die Schneese nicht auf dem Mars?
01:25:16: Also gut, das dauert nicht mehr lang.
01:25:17: Aber nee, das sind so Bilder, das sind einfach schlimmer Quatsch, aber das kommt ganz oft.
01:25:22: Und da wird auch dieser... Untergang des römischen Reiches ist da gerne so, ja jetzt kommen die Barbaren machen alles kaputt und dann ist so ein bisschen Mad Max Endzeit, davon sind Leute überzeugt, so die Frömmelalter muss so eine Mad Max Endzeit sein.
01:25:34: Dass das Mittelalter durch diese Dezentralisierung für viele Probleme widerstandsfähiger geworden ist, das ist hier so ein Technologieding, es muss ein Fortschrittgedanke da sein und es manchmal auch ein Seitschritt gar nicht doof ist.
01:25:47: Weil die Römer haben irgendwie viel mehr Probleme mit den Hunden einfällen, als die Europäer mit den Ungarn einfällen und sowas, also die mittlerlesen Menschen dann.
01:25:55: Das sind so sehr komische Bilder und diese Menge an Klischees ist halt endlos.
01:26:00: Ich habe ja, schönes Beispiel, ich war gerade beim Tigerenten Club in meiner Rüstung.
01:26:04: Und natürlich Rüstung, diese Ritter in ihrer Rüstung, das sind alberne Figuren, die können nicht mehr aufstehen, wenn sie hingefallen sind, diese Rüstung.
01:26:09: Auf der einen Seite behindern sie dich, weil sie ewig viel wiegen.
01:26:11: Auf der anderen Seite kann ein Flitzebogen durchschießen.
01:26:14: Also die Menge allein daran in diesem Thema ist absurd.
01:26:16: Und wenn du dir so eine Rüstung mal anguckst, sie funktioniert einfach herausragend, weil da sind Generationen von Wissen von beiden Seiten eingeflossen und alles daran ist durchdacht und gut.
01:26:28: Und das findest du einfach in allen Bereichen.
01:26:30: Die Menschen haben ihre Technologie absolut beherrscht, halt im Rahmen ihrer Technologie.
01:26:35: Die konnten mich darüber hinaus.
01:26:37: Aber was nicht funktioniert hat, wurde sofort ausgemendelt und wurde nicht mehr verfolgt.
01:26:41: Und das ist immer für mich das Tragische, dass den Leuten einfach jede Erfahrung abgesprochen wird mit solchen Geschichten.
01:26:48: Und wie gesagt, jeder von uns hat da endlos lange Listen von Beichlauer sagt, wie absurd können die Geschichten noch werden?
01:26:56: Man hielt die Erde für eine Schreibe.
01:26:58: Ja,
01:26:58: ja.
01:26:59: Niemand,
01:26:59: niemand.
01:27:00: Reichsapfel.
01:27:02: Danke schön, danke schön.
01:27:04: Das beste Argument von allen.
01:27:06: Und nein, niemand hat das behauptet.
01:27:09: Niemand.
01:27:10: Niemand hat das behauptet, stimmt nicht.
01:27:11: Also ein paar Leute schon, aber halt... Aber
01:27:13: es waren Mindermeinungen, auch damals schon.
01:27:15: Aber ich glaube, heute gibt es mehr Leute, die behaupten, die Erde ist eine Scheibe als damals.
01:27:20: Du weißt doch... Ich weiß, ich weiß.
01:27:31: Also ein
01:27:32: absoluter Klassiker, den man auch permanent hört, ist natürlich Hexenverbrennung.
01:27:36: Das ist das erste Mal, dass das überhaupt nicht ins Mittelalter gehört.
01:27:39: Lassen wir mal ganz außen vor.
01:27:42: auch diese Idee, dass quasi Frauen, die etwas gewusst haben oder die medizinische Spissen hatten oder sowas, dann automatisch so absetzte Gesellschaft standen und dass da quasi irgendein... Verhalten, dass nicht quasi gesellschaftlich hoch abgesegnet war, sofort zu deiner Ermordung oder deinem wirtschaftlichen Ruin oder was auch immer führen musste.
01:28:11: Das ist auch so eine Annahme, die einfach überhaupt nicht los wird.
01:28:16: Dagegen spricht halt, dass das einfach Menschen sind, die sich auch manchmal gerne haben und die Verständnis haben für andere Menschen, die sie mitnehmen und die Menschen mit Behinderung pflegen und ihre kranken Angehörigen pflegen.
01:28:35: Diese Verhaltensweisen auch über ganz normale Mechanismen, wie wir heute auch über Diskussionen regeln können.
01:28:43: Das geht den Leuten einfach überhaupt nicht ein.
01:28:51: Entmenschlichen des Bild irgendwie dahinter, dass diese Hexensverbrennungsmythen auch total zementiert, dass man denen halt abspricht, Verstand zu haben und Empathie zu haben und ein gewisses Verständnis dafür, dass es halt jetzt auch nicht toll ist, wenn man jeden gleich absticht.
01:29:15: sich irgendwie komisch verhält, sondern dass es halt ein gesellschaftlicher Kontrakt ist, den man da auch geschlossen hat, der heute auch existiert und den man nicht einfach jetzt über den Haufen wirft, indem man Leute, die sich halt ein bisschen daneben benehmen, sofort verteufelt.
01:29:35: Ja, wir würden es gerne noch weiterführen.
01:29:37: Ich glaube, wir werden mit dem Thema Mittelalter auch bei Weitem nicht durch.
01:29:41: Da wird sicherlich noch das eine oder andere zu sagen sein und wir werden sicherlich auch noch mal eine Sendung machen, entweder zum Mittelalter allgemein oder zu spezifischen.
01:29:50: Wie gesagt, ich möchte sehr, sehr gerne eine Sendung über Frauenbilder in der Vergangenheit, Mittelalter und vielleicht auch danach, vielleicht auch davor, wenn wir dafür jemanden kriegen machen.
01:30:03: Insofern lasst es uns an der Stelle vielleicht ein bisschen abbinden, bevor wir euch die Gelegenheit geben, noch ein bisschen Werbung für eure Projekte und eure Themen zu machen.
01:30:15: Habt ihr noch was, was wir ganz dringend hier noch unterbringen müssen?
01:30:24: Das würde lange dauern.
01:30:26: Es gibt einfach so endlos viel.
01:30:28: Wir haben jetzt echt an der Oberfläche gekratzt, weil wir haben viel darüber geredet, warum.
01:30:32: Wir hätten die Sendung auch mit konkreten Beispielen für Quatsch-Erzählungen füllen können, weil sie tauchen auch jeden Tag, tauchen auch neue auf.
01:30:41: Und KI macht das nicht besser, weil KI ... Reimt sich neue Geschichten zusammen, was ja sowieso tut.
01:30:47: Aber im Mittelalter wird das noch mal deutlicher und dadurch wird auch noch mal mehr mit schlechten Bildern geflutet.
01:30:52: Ich glaube tatsächlich, dass wir in den nächsten Jahren noch erheblich mehr unsinnigen Geschichten erleben.
01:30:58: Und da bin ich auch ein bisschen hilflos, weil wir sind immer noch der Tropfen auf dem heißen Stein.
01:31:02: Wir können diese Loot an falschen Vorstellungen auch überhaupt nicht, überhaupt kein Gegengewicht schaffen.
01:31:11: Also Andre mit hundert und vierzigtausend Subscribern auf YouTube ist man nicht mehr der Tropfen auf den heißen Stein.
01:31:17: Leider schon.
01:31:19: Leider schon.
01:31:21: Aber ich glaube zu ganz vielen Einzelaspekten, deswegen haben wir hier auch nur begrenzt nach Einzelaspekten gefragt, kann man auch einfach nur auf das verweisen, was ihr sonst so macht.
01:31:30: Andre, bei dir, du bist unter Geschichtsfenster auf YouTube und als Podcast an ganz vielen Stellen zu finden.
01:31:37: Und da kann man aktuell über Mode, über Kriege rinnen.
01:31:42: Das fass wollte ich ja auch nicht unbedingt aufmachen.
01:31:46: Hochzeit im Mittelalter, also da kann man in alle Details wirklich einsteigen und sich ganz toll mal eine Stunde was erzählen lassen.
01:31:55: Agnes, wo findet man dich überall, außer als auf Darstellungen?
01:32:01: Ja, ich habe auch einen Instagram-Kanal, der heißt das.gemeine.wip.
01:32:07: Da mache ich momentan meine Hauptarbeit, aber ich gehöre zum Beispiel auch der Gruppe IG-Fürzehntes Jahrhundert an.
01:32:14: Die haben auch ganz viele unterschiedliche Internetauftritte, einfach mal googeln.
01:32:18: Und wir, ich und der André, wir machen auch öfter mal was zu machen.
01:32:24: Also ich tauch auch auf seinem Kanal hin und wieder mal auf.
01:32:29: Generell kann man mich auch immer gerne anschreiben mit solchen Fragen.
01:32:36: Und ich bin total happy, wenn mir jemand Fragen stellt, unter André genauso.
01:32:41: Also wir sind immer ganz glücklich dann auch über Kontaktaufnahme und ein bisschen die Möglichkeit, was zu machen, abseits des Offiziellen.
01:32:50: Schaut unbedingt das Video von Agnes und mir auf meinem Kanal über sechs im Mittelalter.
01:32:55: Das war richtig gut.
01:33:00: Ja, wunderbar.
01:33:01: Von unserer Seite aus natürlich bleibt der Hinweis auf unserer Seite auf Skeptics, wo Lydia, Bernd, Annika und ich aktiv sind.
01:33:12: Auch da taucht immer mal was auf im Blog oder... Ich erinnere an den, wer sich die Frage wendeltreppen, sind auch danach gebaut in Burgen, dass man mit dem Schild auf der richtigen Seite hoch und nicht anders und so weiter gibt es einen wunderbaren Vortrag von Jochen Blom über Burgenmüten im Mittelalter bei Skeptics in the Pub Köln.
01:33:34: Auch da findet man das eine oder andere, wobei uns das Thema halt wirklich mehr so von der ganz bösen Unsinnseite interessiert.
01:33:45: Ja.
01:33:47: Man muss noch erwähnen, dass man Skeptics mit X am Ende schreibt.
01:33:50: Oh ja,
01:33:50: Skeptics
01:33:51: mit X selbstverständlich.
01:33:52: Genau.
01:33:54: Genau, ja.
01:33:56: Ansonsten, ich verweise auch noch mal für Material und Links und so weiter für hinterher, wenn ihr noch mal nachschauen wollt, der ... Die Zeugen Kühlwaldis haben immer eine sehr schöne Zusammenstellung von links, was sie für uns hinterher machen.
01:34:14: Auch dazu noch mal ganz großen Dank an den Florian.
01:34:17: und damit sind wir, glaube ich, für jetzt durch.
01:34:22: Wir sehen uns wieder voraussichtlich am achtundzwanzigsten siebten.
01:34:27: Wir präsentieren euch noch mal noch nicht das Thema, aber wir haben auch über den Sommer spannende Themen in der Mache und spannende Gäste, mit denen wir in Kontakt sind.
01:34:39: Wir werden auch das Thema Geschichte noch mal bringen.
01:34:41: Wir werden noch mal weiter in die Geschichte schauen und ja, bleibt dran.
01:34:45: Wir sehen uns.
01:34:47: Macht's gut.
01:34:47: Tschüss.
01:34:48: Tschüss.
01:34:49: Vielen Dank an alle, auch alle im Hintergrund.
01:34:52: Tschau.
01:34:53: Tschüss.
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